BIANCA EXKLUSIV Band 0171
Michel?“
„Euch fällt schon etwas ein. Ich bin nicht dabei.“ Michel erhob sich. „An die Arbeit. Ich habe die Wirtschaftsberichte noch nicht zu Ende gelesen.“
„Geht bitte heute ohne mich aus“, sagte Shannon. „Ich kann leider auch nicht mithalten.“
Shannon blieb fest. Sie zog sich auf ihre Suite zurück, wo sie beabsichtigte, einen ruhigen Abend mit Lesen zu verbringen. Doch es blieb bei der Absicht. Eine wachsende Unruhe hinderte sie daran.
Schließlich gab sie auf und trat auf die Terrasse. Die Luft war milde wie in jener Nacht, als sie alles ruiniert hatte, was sie mit Michel verband.
Michel hatte die Krawatte abgelegt und knöpfte gerade sein Hemd auf, als es an seiner Tür klopfte. Devon stand davor.
Nach einem Blick zu Shannons Suite hinüber, bat Michel seinen Bruder herein. „Ich bin müde und möchte zu Bett gehen. Wenn nichts Dringendes anliegt, würde ich es vorziehen, morgen früh darüber zu reden.“
„Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen. Ich möchte mit dir über Shannon sprechen.“
„Dann mache ich es dir leicht. Das Gespräch ist beendet.“
„Spiel nicht den Großfürsten. Ich komme als Bruder zu dir.“
„Meine Antwort ist dieselbe.“ Michel presste die Lippen aufeinander.
„In Ordnung. Wir sprechen nicht über sie. Hör einfach zu. Ich weiß nicht, was zwischen euch beiden war, aber …“
Michel unterbrach ihn. „Deine Neugier ist abscheulich. Aber ich sage es dir, obwohl es dich nichts angeht. Zwischen uns ist gar nichts gewesen, wie du es so beschönigend ausdrückst.“
„Es ist deutlich zu spüren, dass es zwischen euch Unstimmigkeiten gibt. Zuerst hatten wir uns doch alle so prächtig verstanden. Dann muss irgendetwas schiefgegangen sein. Ich weiß, das kann nur am Abend der Party passiert sein.“
Als Michel zur Bar ging und für seinen Bruder und sich einen Drink einschenkte, fuhr Devon fort: „Ich sage ja nicht, dass es dein Fehler ist, Michel. Auch eine völlig unschuldige Äußerung kann missverstanden werden.“
Michel schwankte zwischen Ärger und Belustigung. „Du glaubst doch nicht, ich hätte sie auf die vulgäre Tour angesprochen.“
„Auf die Idee wäre ich nie gekommen“, meinte Devon. „Dazu bist du viel zu sehr Gentleman. Ich wollte nur herausfinden, warum du Shannon aus dem Weg gehst. Anfangs warst du doch gern in ihrer Gesellschaft. Jetzt können wir plötzlich nicht mehr mit dir rechnen.“
„Meine Gastgeberpflichten habe ich doch wohl erfüllt, oder? Hast du vergessen, dass ich sie kaum zu sehen bekommen sollte und dass du die Verantwortung für ihre Unterhaltung übernehmen wolltest?“
„So war es geplant. Aber du warst es, der sich uns dann anschloss, nachdem du Shannon kennengelernt hattest. Und zwar freiwillig. Jedermann sah, dass ihr euch sympathisch wart. Man verbringt doch nicht Tag und Nacht mit einem Menschen und geht ihm dann plötzlich ganz aus dem Weg.“
„Ich bin sicher, sie macht sich gar nichts daraus.“
„Und ich sage dir, sie ist verletzt. Sie wollte uns heute Abend nicht mal begleiten und blieb allein zurück.“
„Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass nicht jeder gern Abend für Abend auf eine Party geht?“
Devon seufzte. „Okay, Michel. Ich kann dich nicht zwingen, darüber zu sprechen. Ich dachte nur, ich könnte dich überreden, Shannons Gesellschaft noch ein wenig länger zu ertragen.“
„Du weißt, ich betrachte das nicht als Last. Shannon ist eine zauberhafte, charmante Frau. Aber nicht für mich bestimmt.“
„Niemand verlangt von dir, dich gefühlsmäßig zu binden. Vielleicht hätte sich etwas entwickeln können, wenn sie länger bliebe. Es ist schließlich nichts Ungewöhnliches, dass jemand von königlichem Blute eine Bürgerliche heiratet.“
„Das betrifft nicht mich“, erwiderte Michel. „Ich bin nicht an Heirat interessiert. Du dagegen solltest daran denken, eine Familie zu gründen.“
„Wechsle nicht das Thema. Du bist es, der einen Erben für den Thron zeugen muss. Nicht ich.“
„Man weiß nicht, was das Schicksal bringt. Deshalb versuche ich doch immer, deine Führungsqualitäten zu fördern. Damit du eines Tages – falls erforderlich – übernehmen kannst.“
Devon blickte seinen Bruder besorgt an. „Verschweigst du mir etwas? Ich habe in letzter Zeit manchmal das Gefühl, du wirkst bedrückt. Bist du krank? Was immer es sein mag, wir besorgen dir die besten Ärzte, und sie werden schon wissen, was zu tun ist.“
Michel legte seinem Bruder
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