BIANCA EXKLUSIV Band 0171
gemauert.
„Ich kann verstehen, dass es dir gefällt“, meinte Shannon schwärmerisch, als Michel den Wagen vor der Eingangstür parkte. „Es gleicht dir in gewisser Weise.“
„Alt?“ Er lächelte, als er um den Wagen herumging.
„Nein, aber ein bisschen abweisend.“
Michel half ihr aus dem Wagen. „Sag nicht, du hättest Angst vor mir. Immerhin hast du mich dazu gebracht, dir hinterherzulaufen, seit du hier bist.“
Er lächelte, aber Shannon wusste, sie befanden sich auf gefährlichem Terrain.
„Dann kannst du ja froh sein, dass ich bald abreise“, erwiderte sie leichthin. „Vergiss den Picknickkorb nicht.“
„Gut, dass du mich daran erinnerst. Du kannst schon mal hineingehen und dich umsehen, während ich unser Mittagessen hole.“
Innen wirkte das Haus viel anheimelnder. Das geräumige Wohnzimmer war mit schlichten Möbeln ausgestattet, ganz im Gegensatz zu den Salons im Schloss mit seinen kostbaren Antiquitäten.
Michel trat zu Shannon. „Nun, wie gefällt es dir hier? Siehst du Ähnlichkeiten mit mir?“
„Nur, wenn du dich ganz privat gibst“, scherzte Shannon.
Nach der Hausbesichtigung schlug Michel vor, Fischen zu gehen oder einen Spaziergang im nahe gelegenen Wald zu machen. „Ein mit herrlichen Forellen besetzter Bach fließt durch unseren Besitz.“
„Mein Vater und ich haben auch immer Forellen gefangen. Ich wette einen Dollar, dass ich mehr Erfolg habe als du.“
„Das ist aber eine ärmliche Wette.“
„Ich bin ja auch kein Spieler.“ Shannon lachte.
„Legen wir doch den Preis später fest, wenn wir den Gewinner haben.“
„Du gehst ein Risiko ein, wenn wir davon ausgehen, dass ich gewinne.“
Michel schenkte ihr ein zärtliches Lächeln. „Kein annähernd so großes wie du.“
„Wie nennt man jemanden, der zu optimistisch ist?“
„Keine Ahnung.“
„Ich weiß es auch nicht, aber es gibt doch für alles einen Spruch.“
Neckisch plaudernd schlenderten sie den Weg über den Rasen zu dem kleinen Bach hinunter, der über steinigen Grund abwärts floss.
In einer Hütte fanden sie alles, was ein Angler brauchte, sorgfältig und sauber aufbewahrt.
Voller Begeisterung widmeten sie sich dem Anglervergnügen, warfen ihre Angeln aus und bewunderten gegenseitig einer des anderen Technik. Das einzige Problem war, keiner fing einen Fisch.
„Bei dieser fantastischen Ausrüstung müssten die Forellen sich eigentlich verpflichtet fühlen anzubeißen“, klagte Shannon. „Es ist frustrierend, sie so nahe zu sehen. Eine Qual geradezu.“
„So schlimm?“
„Nun, aufgeben kann ich nicht. Ich denke, ich versuche es da drüben noch mal.“ Shannon watete in die Mitte des Baches, um auf einen Felsen zu klettern.
„Das würde ich nicht tun. Die Felsen sind glitsch…“ Michel konnte die Warnung nicht zu Ende aussprechen, denn schon war Shannon ins Rutschen gekommen.
Augenblicklich war Michel bei ihr und fing sie auf. Aber statt sie wieder auf die Füße zu stellen, hielt er sie fest in den Armen und drückte sie an sich.
Shannons Lachen verstummte, als sie das heiße Verlangen in Michels Augen sah. Instinktiv erstarrte sie.
Michel gab sie frei. „Nun hast du es selbst gemerkt, die Felsen sind glitschig.“ Abrupt drehte er sich um und watete ans Ufer.
„Michel, ich wollte …“
„Schon gut. Nichts passiert. Ich denke, es ist Zeit für unser Picknick.“
Eigentlich hatte Shannon sagen wollen, dass sie sich nicht aus seinen Armen lösen wollte. Hatte er sie deshalb nicht ausreden lassen? Hatte er Angst vor einer Wiederholung dessen, was in jener Nacht auf der Terrasse geschehen war?
Langsam folgte sie Michel zu dem Platz, wo er den Picknickkorb unter einem Baum abgestellt hatte. Schweigend beobachtete sie, wie er das Essen herausnahm.
„Wunderbar, da sind ja auch die Sandwichrollen, die ich so gern esse“, stellte Michel fest. „Ich wusste, Armand würde daran denken. Probier eine, dazu ein Stück von der Gänseleberpastete.“
Aber Shannon zog ein mit Trüffel gewürztes, teuflisch scharfes Ei vor. Es fiel ihr schwer, den peinlichen Moment in Michels Armen zu verdrängen. Schließlich probierte sie auch die anderen Köstlichkeiten und trank dazu von dem ausgezeichneten trocknen Weißwein, den Michel ihr einschenkte.
Anschließend packten sie die Reste wieder in den Korb. „Was jetzt?“, fragte Michel dann. „Noch ein Versuch, die trügerischen Forellen zu überlisten? Oder machen wir einen Spaziergang?“
„Einen Spaziergang. Unbedingt. Nach
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