BIANCA EXKLUSIV Band 0173
Anlage hatte das automatisch getan, jede Stunde einige Minuten lang. Und noch schlimmer, das Regenwasser dafür lieferten die Tanks, von denen einer jetzt kopfüber auf dem Feld lag.
Warum gab sie nicht einfach auf? Sicher, die Farm hatte ihrer geliebten Großmutter gehört, und sie hing an den alten Rosensorten, die vor fünfzig Jahren erstmals hier gezogen worden waren. Aber waren sie den Preis wert, den sie für ihre Aufzucht zahlen musste?
Seit Eben vor einem Jahr gestorben war, hatte sie keinen freien Tag mehr gehabt. Matthew konnte nicht mehr Fußball spielen, weil sie ihn nicht zum Training und zu den Spielen fahren und wieder abholen konnte. Sie selbst hatte sich in den letzten drei Jahren kein einziges neues Kleidungsstück leisten können. Abends aßen sie meist nur Spaghetti, Suppe oder Hackbraten – Gerichte, die nicht viel kosteten. Ihr Lieferwagen war zehn Jahre alt und hatte 150 000 Meilen auf dem Tacho, und jeden Morgen betete sie, dass er noch ein Jahr durchhalten würde.
„Bethie, ich an deiner Stelle würde die Farm verkaufen“, hatte ihr Cousin Caleb gesagt, bevor er zu Beginn des Sommers nach Houston gezogen war.
Beth wusste, dass das tatsächlich vernünftig wäre. Mit dem Erlös könnte sie ihnen ein kleines Haus kaufen. Sich einen Job in Tyler suchen. Ein normales Leben führen. Aber sie brachte es einfach nicht fertig, die Rosen aufzugeben, die sie so sehr liebte: Madame Hardy, Bloomfield Courage, Madame Alfred Carrière und Jacques Cartier sowie die an die hundert anderen Sorten. Das Herz ihrer Großmutter hatte daran gehangen, und sie hatte Beth diese Leidenschaft vererbt. Sie würde nie verkaufen. Es sei denn, es gab keinen anderen Weg, das Überleben ihrer kleinen Familie zu sichern.
Doch ganz so weit ist es noch nicht, dachte Beth jetzt. Es ist kurz davor, aber noch habe ich Grandmas Schmuck.
Wie so oft, seit ihr betrunkener Ehemann in einen entgegenkommenden Sattelzug gerast war, verdrängte sie die Tatsache, dass sie buchstäblich keinen Penny mehr besaß. Dass sie keine Ahnung hatte, wie sie eine Ernte für den Frühjahrsverkauf zusammenbekommen sollte. Dass noch nie zuvor alles auf ihren schmalen Schultern geruht hatte.
Aber sie war stark und scheute sich nicht vor harter Arbeit.
Ich muss diese Farm erhalten, dachte sie. Sie ist nicht nur mein Erbe, sondern auch das meiner Kinder.
Es waren so gute Kinder. Sie hatten all das Leid mitgetragen, das ihre Ehe mit sich gebracht hatte.
Beths Großmutter hatte sie davor gewarnt, Eben zu heiraten. „Er ist faul“, hatte sie immer wieder gesagt. Wie dein Daddy. Nein, das hatte sie nicht hinzugefügt, aber Beth hatte gewusst, dass sie es dachte. „Er wird dir nichts als Sorgen bereiten.“
Beth hatte jedoch nicht auf sie gehört. Sie war zweiundzwanzig und hoffnungslos romantisch gewesen. Er war vierundzwanzig gewesen, gut aussehend und charmant. Vier Wochen, nachdem sie sich bei einem Tanzabend kennengelernt hatten, hatten sie geheiratet.
„Heirate hastig, und du wirst es lange bereuen“, hatte ihre Großmutter gesagt.
Beth verzog das Gesicht. Wahrere Worte waren nie gesprochen worden. Sie war noch keinen Monat mit Eben verheiratet gewesen, da war er das erste Mal betrunken nach Hause gekommen. Später hatte sie herausgefunden, dass er schon immer ein Problem mit dem Alkohol gehabt hatte.
Oh, Granny, ich hätte auf dich hören sollen, dachte sie seufzend. Doch hätte sie das getan, hätte sie heute ihre Kinder Matthew und Amy nicht.
Fast sofort nach der Hochzeit war sie mit Matthew schwanger gewesen. Als Eben davon erfuhr, versuchte er eine Weile, ein guter Ehemann zu sein, doch die Sucht war stärker. Matthew war ein Jahr alt, als Beth beschloss, Eben zu verlassen. Doch dann wurde ihre Mutter krank, und ihre Großmutter konnte nicht beides schaffen – die Farm führen und Beths Mutter pflegen. Also trennte Beth sich nicht von ihrem Mann, sondern überredete ihn, auf die Farm zu ziehen. Das war nicht schwer, denn ihm gefiel der Vorschlag. Rosenfarmer waren angesehen. Dass er keine Ahnung von der Rosenzucht hatte, schien ihn nicht zu stören, und ehrlicherweise musste sie zugeben, dass er im ersten Jahr ziemlich hart arbeitete. Beth begann damals zu hoffen, dass er sich geändert hätte.
Nach sechs Monaten verlor Carrie Wilder den Kampf gegen den Krebs. Eine Woche nach ihrer Beisetzung erfuhr Beth, dass sie wieder schwanger war. Tief betrübt über den Tod ihrer Mutter entschied sie sich, bei Eben zu bleiben –
Weitere Kostenlose Bücher