BIANCA EXKLUSIV Band 0173
Randy mit bloßen Händen umzubringen.
Beth bekam eine Gänsehaut.
Was wusste sie über Jack? Nur, dass er aus Grandview stammte, dass sein Vater tot war, dass seine Mutter ihn verlassen hatte, als er sechs war, und dass sein Vater ihn angelogen hatte.
Sie wusste nicht, wo Jack seitdem gelebt hatte. Ob er Geschwister hatte. Was für einen Beruf er erlernt hatte. Er war ein gebildeter Mann, das stand fest. Er hatte Kenntnisse, die man sich nicht aneignete, wenn man nur körperlich arbeitete. Ihr fiel ein, wie er ihr eines Abends die Sternbilder gezeigt hatte. Wassermann, Steinbock und Schwan. Er hatte Matthew eine mathematische Gleichung erklärt und bei der Arbeit in der Scheune klassische Musik gehört. Aus einem alten Radio, das er in einer Ecke gefunden hatte.
„Das ist ein wunderschönes Lied“, hatte sie zu ihm gesagt.
Er hatte genickt. „Es ist aus ‚Madame Butterfly‘.“
Beth hatte von „Madame Butterfly“, gehört, aber sie kannte die Musik nicht. Ebenso wenig wie sie etwas über Ballett oder Theater wusste. Sie hatte nie die Gelegenheit gehabt, etwas darüber zu lernen.
Warum arbeitete ein so gebildeter Mann praktisch umsonst auf einer Rosenfarm?
Es wäre verrückt, einem Menschen zu trauen, der nicht das war, was er zu sein vorgab. Das hatte sie ein Mal getan, und was hatte es ihr eingebracht?
Vielleicht war es gut, dass auf der Farm alles bald wieder in Ordnung war, denn je früher Jack Stokes aus ihrem Leben verschwand, desto schneller würde sie ihre innere Ruhe wiederfinden.
Am nächsten Tag wich Jack Beth aus. Er kam nicht zum Frühstück, sondern nahm den Kaffee und zwei Brötchen mit ins Vermehrungshaus. Später, als die Kinder weg waren und Beth an die Arbeit ging, ließ er sie allein und machte sich an einem anderen Gewächshaus zu schaffen.
Er benahm sich, als wären sie Fremde, als wäre zwischen ihnen nichts geschehen, als hätte sie sich seine Küsse nur eingebildet. Um halb zwei, als sie Amy vom Bus abholte, beschloss sie, mit den Kindern zu Dee Ann zu fahren. Weg von dem eisigen Schweigen, das ihr wehtat.
Dee Ann warf einen Blick auf Beths Gesicht und wusste, dass etwas nicht stimmte. Als die Kinder zum Spielen nach draußen rannten und die beiden Freundinnen allein in der Küche waren, sah Dee Ann Beth an. „Na los, heraus damit. Was ist passiert?“
Beth versuchte, nicht zu weinen, während sie Dee Ann alles erzählte. Als sie fertig war, stand Dee Ann auf, ging zur Tür und rief die Kinder. „He, ihr vier, was haltet ihr davon, wenn ihr heute alle zusammen hier schlaft? Wir essen bei McDonald’s und holen uns einen Film aus der Videothek. Einverstanden?“
„Ja, ja!“, jubelten alle wie aus einem Munde.
„Dee Ann!“, sagte Beth. „Das geht nicht. Nicht heute. Nicht nach dem, was ich gestern Abend gesagt habe. Was wird Jack denken?“
Dee Ann lächelte. „Du weißt, was er denken wird. Genau das, was er denken soll.“
Beths Knie wurden weich. „Ich kann nicht.“
„Natürlich kannst du.“
Beth schüttelte den Kopf. „Nicht, dass ich nicht will. Ich habe … einfach nur Angst.“
Dee Ann verdrehte die Augen. „Oh, du meine Güte. Er ist nur ein Mann.“
„Ich will mir selbst nicht wehtun.“
„Um das zu vermeiden, müsstest du aufhören zu leben, Beth. Willst du das?“
Beth zögerte. „Die Kinder haben ihre Schlafsachen nicht mit.“
Dee Ann grinste. „Wenn das dein einziges Problem ist, fahren wir jetzt zu dir und holen alles, was sie brauchen.“
„Aber …“
„Kein Aber“, unterbrach Dee Ann sie streng. „Du musst es tun. Wie willst du sonst wissen, ob du ihn willst oder nicht? Komm, lass uns fahren. Ich bringe deine Kinder morgen Mittag zurück.“
Beth wusste, dass es unvernünftig war, aber sie würde der Stimme ihres Herzens folgen. Und wenn ihr Herz dabei brach, würde sie wenigstens ein Mal wirklich gelebt und gefühlt haben. Eben durfte nicht alles gewesen sein. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und starrte ihre Freundin an. Dann nickte sie stumm.
Dee Ann strich ihr liebevoll über den Arm. „Na also!“
„Jack, Jack!“, rief Amy, als sie in die Scheune rannte, in der er arbeitete. „Matthew und ich schlafen heute bei Jason und Brittany! Wie gehen zu McDonald’s und leihen dann einen Film aus!“
Jack hob den Kopf und sah, wie Beth und ihre Freundin ins Haus gingen. Beth schaute nicht in seine Richtung. „Eine Pyjamaparty, was?“
„Ja, genau! Das wird toll!“ Amy sprang vor Aufregung auf und ab,
Weitere Kostenlose Bücher