BIANCA EXKLUSIV Band 0173
passiert war.
Sin-Jin räusperte sich. „Nein, ich glaube, es ist deins.“ Er ließ von ihr ab und legte die Hand auf sein Handy in der Jackentasche, um sich zu vergewissern. „Meins ist auf Vibrationsalarm eingestellt.“
Sherry atmete tief aus. Sie war zutiefst verunsichert. Mit einer schwungvollen Handbewegung warf sie ihr Haar über die Schulter und hoffte, möglichst locker zu wirken. Auf keinen Fall durfte sie jetzt die Nerven verlieren.
„So kann man sich auch einen Adrenalinstoß verschaffen. Dann ist es wohl mein Handy.“ Sie holte das Gerät aus der Tasche und hoffte, dass ihre Finger nicht allzu sehr zitterten, als sie es öffnete. „Campbell.“
„Wann rufst du endlich an, damit ich dich abholen kann?“
Sie schloss die Augen und seufzte tief auf. Das war Rettung in letzter Minute. „Dad, ich bin schon unterwegs. Guck doch mal aus dem Fenster.“
Die hellgrauen Vorhänge am Fenster bewegten sich zur Seite. Sherry winkte, und im nächsten Augenblick öffnete sich die Eingangstür. Connor Campbell stand im Türrahmen und machte den Eindruck, mit knapp sechzig in der Blüte seiner Jahre zu stehen.
„Brauchst du Hilfe?“
„Nein, es ist alles okay. Dad, das ist …“
„St. John Adair, ich weiß“, unterbrach ihr Vater.
Sie wandte sich an Sin-Jin. „Mr. Adair, das ist …“
Sin-Jin streckte Sherrys Vater die Hand entgegen. Die beiden Männer begrüßten sich wie zwei Feldherren vor der Schlacht. „Connor Campbell. Ich habe schon von Ihnen gehört.“
Sherry zuckte hilflos die Schultern. „Mir scheint, ich bin hier überflüssig“, murmelte sie in sich hinein.
Sin-Jin ließ die Hand fallen und schaute sie an. Er konnte den Geschmack ihrer Lippen immer noch auf seinen spüren. „Würde ich nicht unbedingt behaupten.“
Connor ließ seinen Blick zwischen dem Tycoon und seiner Tochter hin- und herschweifen. In Sekundenbruchteilen war sein Urteil gefällt, und er irrte sich selten. „Warum kommt ihr nicht endlich rein?“, lud er die beiden ein. „Die Wiege ist endlich zusammengebaut …“
„Kein Grund, dich bei deinem Vater zu bedanken“, schaltete Sheila Campbell sich von hinten ein. „Er ist der ungeschickteste Mann, der mir je über den Weg gelaufen ist.“ Sie warf ihm ein warmherziges Lächeln zu. „Zwei linke Hände, nur Daumen dran.“
Besitzergreifend legte Connor den Arm um die Schultern seiner Frau. Sie schmiegte sich eng an ihn. „Letzte Nacht hast du dich nicht beschwert.“
„Das muss ich mir nicht anhören.“ Sherry presste sich die Handflächen auf die Ohren und verdrehte die Augen.
„Doch, das musst du“, lachte Mrs. Campbell. „Wie sonst solltest du lernen, dass es funktionierende Beziehungen gibt? Dass nicht alle Männer so sind wie der Kerl, der dich hat sitzen lassen?“
Die Bemerkung ist für Sin-Jins Ohren bestimmt, dachte Sherry mit einem flauen Gefühl im Magen.
„Tut mir leid, Mr. …“ Sherry unterbrach sich in letzter Sekunde. „Unter diesen Umständen sollte ich dich wohl besser St. John nennen.“
Connor musterte den Mann von oben bis unten. „Huuuh“, schnaubte er unwillig. „Ich kenne keinen Mann, der wie ein Heiliger lebt. Wie werden Sie von Ihren Freunden genannt?“
„Sin-Jin“, erwiderte Adair wie aus der Pistole geschossen.
Connor grinste von einem Ohr zum anderen. „Ein Mann, der nach seinem Lieblingsgetränk genannt wird, kann kein schlechter Kerl sein.“ Er nahm Sin-Jin am Arm und zog ihn ins Haus, als ob das seine Aufgabe war und nicht die seiner Tochter.
„Sin-Jin muss nach Hause“, protestierte Sherry.
„Bleiben Sie doch auf einen Irish Coffee“, hielt ihre Mutter dagegen. „Nicht wahr, das machen Sie?“ Bevor er antworten konnte, hatte Sheila ihn nicht nur um den kleinen Finger gewickelt, sondern auch untergehakt und bugsierte ihn sanft ins Wohnzimmer.
Amüsiert beobachtete Sherry, wie ihre Mutter versuchte, Sin-Jin mit ihren magischen Kräften zu verzaubern. Wieder mal dachte sie, dass aus ihrer Mutter eine großartige Journalistin hätte werden können, wenn sie es gewollt hätte. Sin-Jin hatte offensichtlich keine Chance gegen sie.
„Das ist also der mächtige St. John Adair?“, bemerkte Connor eine Stunde später, nachdem er die Tür hinter Sin-Jin geschlossen hatte. „Mir scheint, er ist ganz schön in dich verknallt, meine Liebe, wenn ich daran denke, wie er dich angeschaut hat.“
„Und mir scheint, dass du dich verguckt hast, Dad. Wahrscheinlich hat er mir nur vorwerfen wollen, dass
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