BIANCA EXKLUSIV Band 0174
Sinclair“, ihre Augen blitzten schelmisch, „sollte dieser kühle Mann tatsächlich so etwas wie ein Herz haben?“
„Bitte behalten Sie es für sich, sonst ist mein Ruf ruiniert.“
„Ihr Geheimnis ist sicher bei mir aufgehoben.“ Dani öffnete die Tür. „Übrigens, unsere Organisation hängt von der Großzügigkeit von Sponsoren ab. Darüber sollten wir mal sprechen, ich werde Sie im Büro anrufen.“
Noch bevor Colby antworten konnte, war Dani in ihrer Wohnung verschwunden.
Diese Frau hatte ihm nicht nur die Kontrolle über das Gespräch abgenommen, sondern sogar noch das letzte Wort gehabt! Unerhört. Der ganze Tag war ein Chaos gewesen!
Im Beruf konnte er mit derartigen Dingen umgehen, dort liebte er so ein Durcheinander sogar! Er überdachte eine schwierige Situation aus allen Perspektiven, und dann suchte er eine passende Lösung.
Aber privat war es ganz anders. Er hatte ein Multimillionen-Dollar-Geschäft ohne allzu viel Schweiß aufgebaut, konnte mit knallharten Bankern umgehen und regelte die Firmenpolitik mit einem Federstrich, aber nun kam er auf einmal durch ein winziges, zahnendes Bündel aus dem Takt! Zum ersten Mal in seinem Erwachsenenleben fühlte er sich hilflos.
Den Rest der Nacht verbrachte er neben dem Kinderbett und prüfte bei jedem Aufwachen, ob das Baby auch atmete. Seiner Schwester schwor er bittere Rache.
„Heute sind sie ja früh dran“, murmelte Dani, die beobachtete, wie die Leute in großen Mengen die Fürsorgestelle betraten.
Madeline Rodriguez, eine ehrenamtliche Kollegin mittleren Alters und Danis beste Freundin, sah von ihrem Klemmbrett auf, auf dem sie notiert hatte, wer alles am Ernährungsprogramm teilnahm. „Wir haben seit gestern keinen Zucker und kein Maismehl mehr, nur noch eine Zweitagesration Mehl und kaum genug Brot, auch nur die Hälfte der Leute zu ernähren, die schon jetzt da sind.“
„Zu Mittag bekommen wir drei Paletten Backwaren von gestern, außerdem fünfzig Pfund Zucker, die umgepackt werden und morgen früh zur Freigabe bereitstehen.“
„Spenden oder zu bezahlen?“
„Die Backwaren sind Spenden.“
Madeline seufzte. „Das heißt, für den Zucker kommt eine Rechnung.“
„Ja, aber erst nächste Woche.“ Dani beschattete im grellen Morgenlicht die Augen mit der Hand, als ein Station Wagon hinter dem Zaun einparkte. Zwei Erwachsene stiegen aus und vier ärmlich gekleidete Kinder, die von ihren Eltern in eine Reihe gestellt wurden. Die dünnen Pullover wurden glattgezogen, Schuhbänder zugebunden, zerzaustes Haar geglättet und die kleinen Gesichter auf Sauberkeit überprüft.
So machten sie es jedes Mal, aber es rührte Dani noch immer. Frank Lonnigan und seine Familie waren seit drei Monaten regelmäßige Gäste beim Obdachlosen-Essen, seitdem die Dichtungsfabrik in Figueroa geschlossen war und dreihundert Leute arbeitslos wurden.
Die Lonnigans waren eine stolze Familie. Genauso wie die Cruzes, die Herndens, die Archibalds, die Monaldos und all die anderen, die verzweifelt ums Überleben kämpften. Die waren nicht arbeitsscheu. Viele von ihnen hatten schlechtbezahlte oder Gelegenheitsjobs, die ihnen gerade ein Dach über dem Kopf bescherten. Manchmal mussten sie sich zwischen einer Unterkunft oder etwas zu essen entscheiden.
Dani wusste selbst, was es hieß, hungrig zu sein.
Als die Außentore geöffnet wurden und die Lebensmittelpakete sichtbar wurden, die zur Verteilung bereitlagen, drängte die Menge heran. Kräftigere Leute stellten sich mit ihren Berechtigungsscheinen bereit und reichten Kartons weiter, die sogleich deutlich erleichtert wurden.
Alles verlief ruhig, organisiert und durch die Leute selbst überwacht, die trotz der Angst in ihren Augen, nichts abzubekommen, strikten Verhaltensregeln folgten.
Es war diese Angst, die Dani antrieb, die Händler um weitere Lieferungen zu bitten, bei der Stadtverwaltung immer wieder um eine Erhöhung der Zuwendungen zu betteln, damit noch mehr Leute ernährt und gekleidet werden konnten.
Die Schlange bewegte sich schnell vorwärts. Die Lonnigans standen mit ernsten Gesichtern da, die Kinder hatten sich an den Händen gefasst. Ängstlich sahen sie zu, wie die Kartons verteilt wurden. Ob das, was übrig war, auch noch für sie reichen würde?
Und es kamen noch immer neue Leute. Einige versuchten, sich nach vorne zu drängen. Einer der Mitarbeiter ging dazwischen, beruhigte sie und ordnete die Reihe, die sich bis hin zum müllübersäten Parkplatz zog, wo einige übernachtet
Weitere Kostenlose Bücher