BIANCA EXKLUSIV Band 0174
versuchen.“
„Mit Eis? Hat sie Fieber? Ach, du liebe Zeit, ja, sie fühlte sich ganz heiß an. Das ist sicher schlimm, wie?“
„Meine Güte, Colby, nun beruhigen Sie sich doch. Wir brauchen kein Krankenhaus, nur ein bisschen Eis. Megan bekommt Zähne.“
„Zähne? Aber sie hat doch schon welche.“
„Ein paar.“ Dani lächelte. „Aber sie bekommt noch mehr, nicht wahr, meine Kleine?“ Das Gesicht des Kindes war noch immer krebsrot.
Dani gab ihr einen Kuss auf die Wange, sprach beruhigende Worte, die zu Colbys Überraschung ihre Wirkung taten. Megan schluchzte noch ein paarmal auf, drückte dann einen nassen Finger in den Mund, lächelte aber schon wieder zaghaft.
Colby staunte. „Wie haben Sie das nur gemacht?“ Er folgte Dani in die Küche.
Dani, mit Megan auf der Hüfte, nahm etwas Eis aus dem Eisbereiter. „Was denn?“, fragte sie über die Schulter.
„Das Kind hat etwa eine Stunde lang gebrüllt. Fünf Sekunden mit Ihnen, und es fühlt sich wohl wie eine Venusmuschel im Schlamm. Ich möchte wissen, wieso.“
„Übrigens: Venusmuscheln mögen nicht unbedingt Schlamm, auch wenn man das behauptet. Sie ziehen Sand vor.“
„Ms. McCullough …“
„Dani.“
„Also gut. Dani. Das beeindruckt mich ja, so ein Wissen über Schalentiere …“
„Venusmuscheln sind keine Schalentiere, sondern Weichtiere.“ Sie drängte der Kleinen das Eis zwischen die Lippen. „Krabben sind Schalentiere. Da, ist das gut? Das fühlt sich besser an, was?“
Die Diskussion über Meerestiere endete abrupt, als die tüchtige junge Frau mit dem Eis über Megans geschwollenes Zahnfleisch strich. Colby schaute fasziniert zu. „Sind Sie sicher, dass das nicht weh tut?“
„Man muss es ganz vorsichtig tun, nicht drücken, sehen Sie?“
Dani ging näher an Colby heran, sodass er den Duft von Babypuder wahrnehmen konnte. Colby sah aufmerksam zu, wie Dani es machte. Dem Kind schien die Prozedur zu gefallen.
Plötzlich ertappte er sich dabei, dass er seine Nachbarin in ihrem dicken Bademantel sehr intensiv betrachtete. Ihr Anblick kam ihm regelrecht intim vor.
Bei dem Gedanken wurde ihm ganz unbehaglich. Colby hatte noch nie zu so später Stunde Besuch gehabt. Sein Privatbereich war ihm heilig, und er duldete normalerweise niemanden über Nacht. Er liebte die Freiheit, immer das zu tun, was ihm gerade einfiel. Sein Leben war voller Regeln und hoher Ansprüche an sich selbst. Zu Hause konnte er sich ganz so geben, wie er wollte, und er war nicht bereit, darauf zu verzichten.
„Manche benutzen auch Brandy.“
„Wie bitte?“
„Ich finde die Idee, ein Baby mit Alkohol in Berührung zu bringen, nicht so gut, aber meine Mutter schwor darauf.“ Als Dani aufschaute, fiel ihm auf, dass ihre Augen haselnussbraun waren und dass sie goldene Wimpern hatte. So golden wie der Glanz ihres Haars. „Ich würde Ihnen raten, in der Apotheke ein Mittel fürs Zahnen zu besorgen. Bei Mrs. Risvolds Baby scheint es geholfen zu haben.“
„Gut, das hole ich morgen.“
Dani legte den schmelzenden Eisklumpen in die Spüle und nahm einen Schnuller, den sie bei Megans Sachen gefunden hatte, aus dem Kühlschrank. „Meine Mutter hat den immer gekühlt, deshalb habe ich es auch gemacht. Na, Süße, bist du müde? Bereit, heia zu machen?“
„Heia“, sagte Megan glücklich und stopfte den Schnuller in den Mund.
Colby sah staunend, wie Dani das Kind mit derselben Routine ins Bett legte, die er schon vorher an ihr beobachtet hatte. Als Megans Atem gleichmäßig wurde, knipste sie das Licht aus, und beide verließen das Zimmer.
Dani ging zur Tür. „Diesmal gehe ich von allein, Sie brauchen mich also nicht rauszuwerfen.“
Colby war die Erinnerung daran peinlich. „Ich weiß, ich bin manchmal etwas schroff. Tut mir leid. Sie haben mir sehr geholfen.“ Dani schaute ihn an, als erwarte sie noch etwas anderes. Er lächelte steif. „Vielen Dank noch mal.“
„Gern geschehen.“
„Ms. McCullough, äh, Dani?“ Colby fummelte nervös an seinem Bademantel herum. „Dieses Zahnen, äh, das ist doch nichts Schlimmes? Ich meine, wenn das Immunsystem geschwächt ist, könnte das Kind sich eine Entzündung …“
Dani legte eine Hand auf seinen Arm und lächelte. „Ihrer Nichte geht es gut, keine Sorge.“
Erleichtert ließ er die Schultern sinken. „Gott sei Dank.“ Dann schwieg er verlegen. Normalerweise zeigte er keine Gefühle. So etwas konnten andere zu ihrem Vorteil nutzen.
Dani schaute ihn forschend an. „Nun, Mr.
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