BIANCA EXKLUSIV Band 0174
unserem Gemeinschaftsessen teil, das nur wenig kostet. Aber wie ich sehe, sind Sie mehr am Spielzimmer interessiert.“
Colby folgte ihr in einen großen Bereich, in dem es äußerst laut zuging. Überaktive Kinder von drei oder vier Jahren jagten einander quer durch den Raum. Erschrockene Kleinkinder weinten. An der Wand waren Babys in Bettchen untergebracht, von denen einige schliefen, andere in die Gegend starrten oder sich die Faust in den Mund stopften. In der Ecke hing ein Fernseher, auf dem ein Kinderprogramm lief.
Ms. Glickman trat strahlend zur Seite. „Unser Spielzimmer ist nur mit dem besten, fachlich getesteten Spielzeug ausgerüstet. Der Spielplatz im Garten ist so angelegt, dass er die Kreativität und den Bewegungsdrang der Kleinen herausfordert.“
Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, als ein wildes Vorschulkind ein Kleinkind umschubste, sodass es erschrocken zu Boden fiel. Einer der Mitarbeiter stürzte sogleich herbei, um das schluchzende Kleinkind zu trösten.
Colby hielt Megan, die ängstlich das Chaos beobachtete und zu weinen begann, weiterhin fest auf dem Arm.
„Wie Sie sehen“, erklärte Ms. Glickman stolz, „sind unsere Mitarbeiter sehr um das seelische und körperliche Wohl aller Happy-Home-Kinder bemüht.“ Sie schob Colby wieder in den Flur und führte ihn in einen leeren Raum, der mit bunten Plastiktischen und kleinen Stühlen ausgestattet war. „Das hier ist unser Leseraum, und wenn die älteren Kinder aus der Schule kommen, machen sie hier Schularbeiten.“
„Meine Güte, es sind ja schon jetzt mindestens dreißig Kinder hier!“, entfuhr es Colby. „Und da kommen noch mehr?“
„Von drei bis sechs Uhr ist es am vollsten, aber wir tragen Vorsorge, dass unsere Kleinkinder nicht zu kurz kommen.“ Sie öffnete eine weitere Tür und trat mit zufriedenem Lächeln zurück. „Am späten Nachmittag schlafen die Kleinen, ungestört vom, äh, Temperament der Größeren, und sind dann ausgeruht, wenn ihre Eltern sie abholen.“
Colby hörte gar nicht mehr zu, er starrte nur in das Zimmer, in dem ein Kinderbett neben dem anderen aufgereiht war.
„Das ist unser Schlafraum“, sagte Ms. Glickman stolz. „Die Farben sind sorgfältig nach ihrer beruhigenden Wirkung ausgesucht.“
„Das ist ja wie ein Hundezwinger für Menschen!“, entfuhr es Colby.
„Wie bitte?“
„Wie Käfige!“ Er eilte in den Flur zurück, war wütend auf sich, auf Olivia und auf die erschrockene Kinderkrippenleiterin, die ihm nacheilte.
„Unsere Betten sind ziemlich sicher“, betonte Ms. Glickman. „Das Design wurde von der Verbraucherzentrale für gut befunden und …“
„Auch ein sicherer Käfig ist ein Käfig.“ Colby schob mit der Schulter die Tür auf. „Vielen Dank, dass Sie mir Ihre Zeit gewidmet haben, aber ich werde mich anderweitig bemühen.“
Doch auf dem Heimweg kam ihm der beunruhigende Gedanke, dass er gar keine Ahnung hatte, wo er sich wohl anderweitig bemühen sollte.
4. KAPITEL
Kurz nach Mittag kam Dani nach Hause. Sie blieb vor Colbys Wohnung stehen. Die Tür stand offen, drinnen klingelte ein Telefon und ein Handy piepte. Es war eine Männerstimme zu hören.
Vorsichtig spähte Dani hinein. Die sonst so elegante Wohnung sah aus wie ein Schlachtfeld, auf dem Boden lagen zerknüllte Zeitschriften, Holzlöffel und Plastikschälchen.
Sie ging weiter hinein, in Richtung Telefon. Inzwischen war der Anrufbeantworter angesprungen.
Aus der Küche erklang Colbys missmutige Stimme. „Die Vorstandssitzung ist um drei, außerdem ist um halb fünf ein Treffen mit der Golf-Pro-Manufaktur. Sagen Sie die um halb fünf ab, ich versuche, die Sitzung um drei mitzubekommen. Wenn ich es nicht schaffe, müssen wir es per Konferenzschaltung hinkriegen.“
Dani begriff, dass Colby das Wandtelefon in der Küche benutzte, er schien mit seiner Firma zu telefonieren. Gott sei Dank, sie hatte schon gedacht, es seien Einbrecher da.
Gerade wollte sie sich unauffällig zurückziehen, als plötzlich jemand laut an die Tür pochte und rief: „Warenlieferung!“
In dem Moment kam Megan aus der Küche gekrabbelt und schlug Dani mit einem Holzlöffel fröhlich auf die Schuhe.
Colby rief aus der Küche: „Stellen Sie den Karton einfach hin! Auf dem Couchtisch liegen zwanzig Dollar!“
Die Tür flog auf, der Lieferant eilte pfeifend an Dani vorbei und drückte Dani mit der Tür an die Wand. Er stellte den Karton samt Rechnung ab, nahm das Geld und verschwand.
Colby war noch immer in der Küche.
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