BIANCA EXKLUSIV Band 0174
ist wirklich großartig gewesen. Wenn ich doch auch nur so gut reden könnte, um Spenden zu erhalten. Wollen Sie mir nicht ein paar Tipps geben?“
Es dauerte ein Weilchen, bis er antwortete. „Das tue ich gern, wenn sich die Dinge in meinem Privatleben etwas beruhigt haben. Möchte Sie etwas trinken?“ Er deutete mit dem Kopf auf die Kellner, die Getränke reichten.
„Ja, bitte. Limonade, keinen Alkohol.“
John bestellte zwei Gläser und gab ihr eins. Als die Band zu spielen begann, brannte Anne darauf, mit John zu tanzen und in seinen Armen zu liegen. Doch der Gedanke war zu überwältigend für sie. Darum griff sie lieber das vorherige Gesprächsthema auf und fragte: „Was haben Sie mit der Bemerkung gemeint, dass sich einige Dinge in Ihrem Privatleben erst beruhigen müssten? Vielleicht die Beendigung Ihres Wahlkampfes?“
„Nein, sondern wenn das Problem mit Tim beseitigt ist. Er und Gloria stehen für mich an erster Stelle. Das bin ich meinem Bruder schuldig.“
Die Familie lag John also sehr am Herzen. Darum konnte Anne nicht begreifen, dass er sich so hartnäckig weigerte, Tim zu unterstützen. „Sie halten nicht viel von meiner Arbeit, nicht wahr, John?“
„Das habe ich nicht gesagt“, wich er aus. Er stellte das leere Glas ab und ergriff ihre Hand.
„Doch Sie glauben, dass ich meine Zeit für Besseres nutzen könnte.“ Anne wollte unbedingt wissen, was er dachte und empfand.
Nachdenklich runzelte er die Stirn. „Dass es Sie befriedigt, wenn Ihre Fälle glücklich enden, verstehe ich gut.“
„Und das geschieht meistens“, erwiderte Anne betont.
„Aber Sie werden nicht bestreiten, dass durch Ihre Tätigkeit manchmal einige Menschen leiden müssen.“ Genau wie Tim, Gloria und viele andere, falls Anne nicht aufgibt, dachte er.
„Nein, das bestreite ich nicht“, gestand Anne leise.
„Können Sie damit leben?“ Er musterte sie so eindringlich, als ob von ihrer Antwort sehr viel abhinge.
„Ja. Es ist nicht leicht, aber das kann ich.“ Anne hielt inne, als er abrupt ihre Hand losließ, und atmete tief durch. „Weil ich weiß, dass ich mit meiner Arbeit den Menschen helfe, Konfliktsituationen innerhalb der Familie zu bewältigen und mit dem Leben fortzufahren. Aber Sie möchten noch immer, dass ich mich von Tims Fall zurückziehe, nicht wahr?“
„Tims Nachforschungen nach seinen leiblichen Eltern verschärfen die ohnehin schon schlimme Lage für ihn nur noch mehr. Er muss mit dem Tod seines Adoptivvaters fertigwerden, sich überlegen, was er mit dem Leben anfangen will, und sein Studium vorbereiten. Er hat eine Mutter, die ihn wahrhaft liebt, und er verlor bereits einen Vater. Ich wage gar nicht daran zu denken, was passiert, wenn er noch einen verlieren sollte.“
„John, ich kann nicht einfach aufgeben.“
„Dann denken Sie wenigstens über all das nach, was ich Ihnen sagte.“
In diesem kritischen Moment tauchte Lily Carrington auf. „John, verzeihen Sie die Störung, aber ein Direktor von IBM möchte Sie sprechen. Er meint, dass er seine Firma zu einer größeren Spende veranlassen kann.“
John entschuldigte sich bei Anne und ging fort.
„Verlassen worden, was?“, sagte eine etwa dreißigjährige Frau. „Gewöhnen Sie sich daran.“ Die Frau streckte der verdutzten Anne die Hand hin. „Hallo. Ich bin Melinda Parker, Johns Ex-Frau und Reporterin bei der Concorder Zeitung.“
„Hallo.“ Anne betrachtete die schöne Frau mit dem herrlichen roten Haar, den großen blauen Augen und dem elfenbeinfarbenen Teint und war überwältigt. „Anne Haynes“, stellte sie sich vor.
„Treffen Sie sich schon lange mit John?“, erkundigte sich Melinda und lachte leise, als sie Annes entsetztes Gesicht sah. „Entspannen Sie sich. Ich beabsichtige nicht, Sie zu einem Zweikampf um ihn herauszufordern. Was zwischen ihm und mir war, ist längst aus und vorbei. Für Sie interessiere ich mich nur rein beruflich. Morgen erscheint nämlich ein Foto von Ihnen und John, wie Sie während des Banketts beide auf dem Podium sitzen. Ich verfasse einen Artikel zu diesem Foto und möchte nichts Falsches berichten.“ Melinda hob ihr Notizbuch und den Kugelschreiber hoch.
„Erstens: Das ist kein Rendezvous. Ich habe John gerade erst kennengelernt, und er bat mich, an diesem Dinner teilzunehmen. Mehr steckt nicht dahinter.“
„Na schön.“ Melinda schrieb etwas auf und blickte Anne dann an. „Was ist Ihr Beruf?“
Anne zögerte. Sie wollte nichts Genaues sagen. Melinda könnte sich
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