BIANCA EXKLUSIV Band 0174
Lügner und Betrüger. Verstehst du mich? Und du bist auch ein Lügner.“ Im nächsten Moment rannte Tim aus dem Zimmer.
Betroffen blickte John ihm hinterher. Er wusste, dass er den Schaden, den sein Bruder verursacht hatte, nicht wiedergutmachen konnte. Plötzlich erschien Gloria, die anscheinend alles mitbekommen hatte. Tränen strömten ihr über das Gesicht. „Ich gebe Tim recht“, stieß sie heraus und wischte sich die Tränen ab. „Frank war ein Unmensch. Wie konnte er mir das antun? Wie konnte er uns das antun?“
John schüttelte bedrückt den Kopf. „Frank hat es sich nicht überlegt. Er ließ damals einfach seinen Gefühlen freien Lauf. Gloria, er ist einsam und durch Tausende von Meilen von seiner Familie, seiner Frau und seinen Freunden getrennt gewesen.“ Etwas Besseres fiel John nicht ein.
„Also machte er Son-ja ein Kind. Und dann brachte er es hierher und gab es als Waisenkind aus, in das er sich verliebt hatte. Für wie dumm und leichtgläubig muss er mich gehalten haben? Das bin ich ja wohl auch tatsächlich gewesen. Aber du hast ihn gleich durchschaut und die Wahrheit erkannt, nicht wahr, John?“
Ja, ich habe sofort vermutet, dass etwas nicht stimmte, noch bevor Frank sich mir anvertraut und meinen Verdacht bestätigt hat, dachte John. „Es tut mir leid, Gloria“, sagte er jedoch nur.
„Mir auch, John. Mir auch.“ Gloria war aschfahl geworden.
John bekam Angst um Tim. Der Junge war verstört und verzweifelt davongerannt. „Wir sollten Tim …“
Gloria ließ ihn nicht weitersprechen. „Ich werde mit ihm reden und versuchen, ihn zu beruhigen. Ob mir das gelingt, weiß ich nicht.“ Finster starrte sie John an. „Warum hast du bei der Vertuschung mitgemacht? Warum, John?“
„Ich hatte keine andere Wahl.“
„O doch, die hattest du.“ Gloria betonte jedes einzelne Wort.
John schwieg, weil er keine schlüssige Antwort wusste. Er hatte es damals für am besten gehalten, Franks Ehe nicht zu zerstören und Tim ein liebevolles Heim zu geben.
Gloria kehrte John den Rücken zu und sagte steif: „Du solltest jetzt gehen, John.“
„Ich kann es ihr nicht verdenken“, bemerkte Anne eine Stunde später nachdenklich. „Gloria ist zu Recht verletzt – und Tim ebenfalls.“
Mit beiden Händen fuhr John sich durch das Haar und atmete ein wenig leichter. Er war froh, dass er sich bei Anne aussprechen konnte und ihr alles erzählt hatte. „Ich komme mir so schrecklich schlecht vor“, bekannte er unglücklich.
Sie setzte sich zu ihm aufs Sofa und legte ihre Hand auf seine. „Sie haben nur getan, was Ihnen als das Richtige für Tim und Ihren Bruder erschien.“
Hart umklammerte er ihre Hand. Wie gut es ihm tat, einfach neben Anne zu sitzen und ihre weiche Stimme zu hören. „Vielleicht hätte ich Frank überreden sollen, Gloria die Wahrheit zu gestehen.“
Zweifelnd schüttelte Anne den Kopf. „Ich teile Ihre Ansicht nicht, John. Womöglich wäre die Ehe der beiden zerstört worden. Außerdem ist es sinnlos, jetzt noch über das Für und Wider nachzugrübeln. Sie sollten sich mit dem damaligen Geschehen abfinden und mit dem Leben fortfahren.“
Mit einem Seufzer hielt John ihr die Arme entgegen. Sie schmiegte sich willig hinein und presste ihr Gesicht an seine Brust. „Es tut mir unendlich leid, dass Ihre Familie derart leidet.“
John schloss die Augen und drückte Anne noch fester an sich. Er brauchte ihre Wärme. „Jeder von uns hat sein Schicksal zu tragen“, flüsterte er. „Doch dieses scheint besonders schwer zu sein. Aber am schlimmsten ist, dass ich so wütend auf Frank bin. Ich nehme es ihm übel, dass er mich in diese Sache hineingezogen hat und ich nun allein mit diesem Familienproblem umgehen muss.“
Anne hob den Kopf und schaute John eindringlich an. „Ich verstehe, dass Sie ihm böse sind und ihm vieles vorwerfen. Aber Tim und Gloria brauchen Sie. Sie dürfen sie nicht im Stich lassen. Eines Tages werden sie sich beruhigen. Warten Sie nur ab.“
John entspannte sich ein wenig und sagte leise: „Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn ich nicht mit Ihnen hätte sprechen können, Anne.“
Das Telefon klingelte. Widerstrebend stand Anne auf. „Hallo“, meldete sie sich und hörte ein Weilchen zu. Dann reichte sie John den Hörer. „Für Sie. Es ist Gloria. Sie klingt sehr aufgeregt.“
Ohne den Blick von Anne zu lassen, lauschte John, bis er schließlich versprach: „Ich komme gleich.“
„Was ist passiert?“ Anne spürte, dass es sich um
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