BIANCA EXKLUSIV Band 0180
restliche Milch zu geben. Jack hatte seine Jeans angezogen, die zwar an einigen Stellen immer noch etwas feucht waren, aber er konnte es nicht mehr ertragen, nur mit seinem knappen Slip bekleidet vor Mariel herumzulaufen. Die Nähe und der Duft ihres Körpers hatten ihn zu sehr erregt. Gerade hatten sie sich den Apfel aus seinem Rucksack geteilt, und sie hatte ihm dabei ein Stück in den Mund gesteckt. Die Berührung ihrer Finger mit seinem Mund war so erotisch gewesen, dass er unter einem Vorwand die Höhle verlassen hatte.
Nun stand er draußen, mit den Gedanken noch immer bei Mariel. Nach und nach wurde er sich schließlich auch seiner Umgebung bewusst. Die Landschaft um ihn herum war einfach wunderschön, der Eissturm hatte wahre Wunder vollbracht. Von jedem Ast und jedem kleinen Felsvorsprung hingen Eiszapfen herunter, die in der Sonne glitzerten. Die Nadeln der Kiefern und Tannen waren mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Es war ein märchenhafter Anblick.
Das musste Mariel sich unbedingt ansehen! Aufgeregt rief er ihren Namen.
Als sie mit Jessica im Arm aus der Höhle kletterte, schob Jack fürsorglich die Brombeerranken zur Seite, sodass sie ungehindert ins Freie treten konnte. Sie schien ganz überwältigt vom Anblick der Landschaft.
„Oh Jack, ist das nicht wundervoll?“, seufzte sie.
„Wie ein Winterwunderland“, stimmte er leise zu.
„Habe ich dir nicht gesagt, dass es Wunder wirklich gibt?“, fragte sie.
„Wunder“, erwiderte er schroff, „haben damit gar nichts zu tun. Der Eissturm hat das vollbracht. Das hätte genauso gut auch an einem anderen Tag passieren können.“
„Aber gestern Abend haben wir das Baby gefunden, und jetzt schau dir das an“, erinnerte Mariel ihn.
„Und heute Morgen haben wir nichts zu essen. Wenn es wirklich jemanden gibt, der Wunder geschehen lässt, warum gibt er uns dann nicht wenigstens etwas zu essen und ein paar Holzscheite. Wir haben nämlich kaum noch welche“, stellte er trocken fest.
„Lass uns unsere Sachen zusammenpacken und so früh wie möglich weitergehen“, schlug Mariel vor.
„Zu spät“, bemerkte er und wies auf die Wolken, die sich in der Ferne hinter den Bergen zusammenballten. „Es kommt bereits ein weiterer Sturm auf.“
„Schon wieder! Warum bloß, wir hatten doch gerade erst einen“, entrüstete sie sich, aber die dunklen, bedrohlich aussehenden Wolken am Himmel ließen sich einfach nicht leugnen.
„Noch eins von deinen Wundern“, stellte Jack mit einem Seitenblick fest, den Mariel vollkommen ignorierte. „Du solltest dich freuen, dass wir diesmal wenigstens einen Unterschlupf haben. Erinnerst du dich noch an den gestrigen Marsch?“
„Ich habe diese Höhle langsam satt. Und außerdem, womit sollen wir Jessica füttern? Und was werden wir essen?“, fragte sie verzweifelt.
„Wenigsten haben wir Trinkwasser“, beruhigte Jack sie.
„Wasser! Davon können wir vielleicht eine Weile leben, aber was ist mit dem Baby? Und wir haben nur noch ein einziges Holzscheit“, erinnerte Mariel ihn aufgebracht.
„Ich habe vor, einen kleinen Erkundungsmarsch am Felsen entlang zu machen, um herauszufinden, in welche Richtung wir uns später am besten halten sollten. Dabei werde ich versuchen, irgendwo trockenes Feuerholz aufzutreiben.“
„Lass uns gehen, Jack“, sagte Mariel eindringlich und hielt ihn am Arm fest. „Wir brauchen unbedingt richtige Babynahrung für die Kleine. Sie wird sonst immer schwächer. Was ist, wenn sie stirbt? Wir müssen weg von hier, Jack!“
„Und was ist, wenn wir in einen richtigen Schneesturm geraten? Mariel, dagegen war der Schneeregen von gestern noch harmlos. Was ist, wenn wir sterben? Ohne uns hat Jessica erst recht keine Chance zu überleben.“ Er schüttelte ihren Arm ab, verschwand in der Höhle und kam nach kurzer Zeit mit seinem Rucksack wieder zurück.
Mariels Augen brannten vor ungeweinten Tränen, und sie wandte den Kopf ab, damit er es nicht bemerken würde.
„Geh du zurück in die Höhle und halt das Feuer in Gang. Ich suche uns etwas Feuerholz, bevor es wieder anfängt zu schneien“, erklärte Jack und ging davon. Seine Stiefel knirschten auf dem mit Reif und Eis überzogenen Gras.
Sie blieb mit dem Baby im Arm zurück und zitterte vor Angst und Kälte. Mariel war hungrig, so hungrig. Und auf einmal war sie auch sehr müde.
Jack war nun im Wald verschwunden. Er hatte kein einziges Mal zurückgeblickt.
5. KAPITEL
Jack lief einfach drauflos, die Sonne war seine
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