BIANCA EXKLUSIV Band 0180
hatte, aber Jessica war doch noch ein Baby. Ein Kind. Sie war noch nicht einmal alt genug, um krabbeln zu können. Sie hatte die Welt noch gar nicht kennengelernt, und wenn sie hier in dieser Höhle sterben musste, würde sie auch nie die Chance dazu bekommen.
Mariel presste sich schluchzend die Hände vor das Gesicht. Es war so ungerecht, so ungerecht …
Jack war nun endlich an der Höhle angelangt, doch kein Zeichen von Mariel.
Der Schnee fiel jetzt so dicht, dass er nicht einmal ihre Fußabdrücke im Schnee hätte erkennen können, wenn sie tatsächlich gegangen wäre.
Vor dem Eingang blieb er für einen Moment stehen. In der Höhle herrschte Totenstille. Ein schlechtes Vorzeichen. Wenn Mariel und das Baby noch hier wären, würde das Kind wahrscheinlich vor Hunger schreien. Oder er würde hören, wie Mariel versuchte, das Baby zu beruhigen.
Er schob die Brombeerranken zur Seite und kletterte in den kurzen tunnelartigen Höhleneingang. Erst dann sah er das Feuer und den Schatten einer zusammengekauerten Gestalt.
Jack sprang in die Höhle und warf das Feuerholz auf den Boden.
„Mariel“, rief er aus. Er konnte es kaum fassen, dass sie tatsächlich hier geblieben war.
Die Figur im Halbdunkeln sprang auf. „Jack! Oh, Jack!“, brachte sie hervor. Das Feuer spendete genug Licht, um die Tränenspuren in ihrem Gesicht erahnen zu lassen.
Spontan warf sie sich in seine Arme und lachte und schluchzte zugleich. Seine Jacke war noch über und über mit Schnee bedeckt, aber sie achtete nicht darauf, sondern schlang die Arme um seinen Nacken und drückte ihn fest an sich. Noch nie hatte Jack sein Herz so laut schlagen hören.
„Ich dachte schon, du würdest nicht mehr wiederkommen“, schluchzte sie. Ihr Körper war so weich, und ihr Haar kitzelte seinen Mund. Als er den Kopf zu ihr hindrehte, sah auch sie ihn an und lächelte glücklich. Sie hatte wunderschöne blaue Augen, stellte er dabei fest.
„Ich dachte, du hättest uns hier zurückgelassen“, sagte sie mit erstickter Stimme. „Ich dachte, du wolltest uns jemanden schicken, der uns retten soll.“
„Und ich war mir sicher, dass du gar nicht mehr hier sein würdest. Ich hatte dich vor einiger Zeit vor dem Höhleneingang stehen sehen, und ich glaubte, du würdest dich mit dem Baby allein auf den Weg machen, sobald ich außer Sichtweite wäre. Ich hatte so große Angst …“
„Du? Du hattest Angst?“, sagte sie erstaunt und sah ihn fragend an.
Er presste sie noch fester an sich. Er konnte ihren Herzschlag spüren, und auf einmal wurde ihm klar, dass er bereit wäre, sein Leben für ihre Sicherheit und die des Babys zu riskieren.
„Ich habe mir alle möglichen Versprechen abgenommen, die ich einhalten wollte, falls du tatsächlich noch hier sein würdest.“
„Was denn zum Beispiel?“, flüsterte sie.
„Das hier“, sagte er leise, neigte den Kopf und berührte mit seinem Mund ganz leicht ihre Lippen, während er mit einer Hand in ihre langen blonden Locken griff. Sie seufzte und beugte seinen Kopf noch ein Stück weiter zu sich herunter. Als ihre Lippen sich langsam öffneten, wurde der Kuss intensiver. Ihre Zungen berührten sich, zuerst zögernd, doch dann gaben sie sich ganz dem leidenschaftlichen Spiel hin. Jack spürte, wie Mariels Knie zitterten, und ein wundervolles Glücksgefühl überkam ihn, als ihm klar wurde, dass sie ihn genauso begehrte wie er sie.
Sie ließ ihre Händen unter seine Jacke gleiten und schließlich unter sein Hemd, sodass ihre Finger seine warme Haut berührten. Es war, als schwebten sie gemeinsam durch eine dunkle warme Welt, in der die normale Regeln nicht zählten, sondern nur Lust und Leidenschaft. Langsam, ganz langsam, sank er mit ihr zu Boden.
Und dann schrie das Baby.
Sie brauchten einen Moment, um sich wieder in der Gegenwart zurechtzufinden. Zeit und Raum kehrten wieder in ihr Bewusstsein zurück, und sie erinnerten sich wieder an das, was war. Der Sturm. Die Höhle. Das Baby.
Jack war der Erste, der seine Sprache wiederfand. „Geht es der Kleinen gut?“
Mariel atmete tief durch und streckte sich. Sie ließ die Arme sinken und schloss einen Moment lang die Augen, als müsste sie erst wieder Ordnung in ihre Gedanken bringen.
Jack war sich nun völlig im Klaren darüber, dass sie sich in ihrer gegenwärtigen Lage nicht einfach ihren Gefühlen hingeben durften, es war einfach unangebracht, an etwas anderes zu denken als daran, wie sie und das Baby überleben könnten. So wundervoll es auch wäre,
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