BIANCA EXKLUSIV Band 0180
wir jetzt? Gehen wir oder bleiben wir?“, fragte Jack und verlagerte das Baby ungeduldig von einer Seite auf die andere.
„Wir können jetzt nicht wieder gehen. Wir müssen Jessica füttern“, erklärte Mariel. „Wir müssen hineingehen, egal, ob jemand zu Hause ist oder nicht.“
„Vielleicht ist die Tür ja sogar offen.“
Mariel drückte gegen die Tür, die in das riesigen Eichentor eingelassen war, und war überrascht, dass sie sich so leicht öffnen ließ.
„Nach dir“, erklärte Jack, und Mariel trat ins Innere der Burg.
Sie war sofort überwältigt von der Aura, die diesen Ort umgab, es lag so etwas Unwirkliches über diesem alten Gemäuer. Sie befanden sich nun in einem riesigen Korridor, der die beiden Wachtürme miteinander verband. Mariel sah, dass eine Treppe zu dem Turm hinaufführte, in dessen Fenster sie die Kerze entdeckt hatte. Die Treppe war jedoch in einem derart schlechten Zustand, dass Mariel sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie jemand dort hinaufgelangt sein konnte, um die Kerze anzuzünden. Durch ein Fenster in der gegenüberliegenden Wand konnte man hinaus auf den Innenhof der Burg sehen. Mariel stellte sich auf die Zehenspitzen und erschrak.
„Da draußen ist etwas!“, rief sie aus.
„Aus dem Tier-, Pflanzen- oder Mineralreich?“, fragte Jack und legte den Kopf schief.
„Es muss ein Tier sein, aber mehr kann ich nicht erkennen“, erwiderte Mariel und folgte Jack hinaus auf den Innenhof der Burg. Durch eine offen stehende Tür sahen sie eine Ziege auf einem Haufen Stroh liegen.
„Määäääh“, meckerte die Ziege.
„Genauso fühle ich mich auch“, erklärte Jack mit gespieltem Ernst.
„Sie hat bestimmt Angst“, sagte Mariel besorgt. Sie war noch nie in ihrem Leben einer Ziege begegnet, und nun wusste sie nicht, wie sie sich verhalten sollte. Die Ziege hatte grau-weißes Fell, große gelbe Augen und ein pralles Euter.
„Sie ist zahm“, bemerkte Jack.
„Sie gehört wahrscheinlich den Leuten, die hier leben“, meinte Mariel und suchte nach Futter und Wasser, fand aber keins.
„Ich hoffe, wir finden diese Leute bald.“ Jack konnte es kaum erwarten, endlich in einen warmen Raum zu kommen, sich in einen gemütlichen Sessel fallen zu lassen und das Telefon zu benutzen.
Jack ging weiter, und Mariel folgte ihm widerwillig. Die Ziege lief ihnen nach und meckerte unaufhörlich, aber sie waren viel zu sehr von der Burg beeindruckt, um dem Tier noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Der Burghof war von überwältigenden Ausmaßen, und in den Ecken und Winkeln lag der Schnee meterhoch. Weit und breit konnten sie nichts entdecken, das auf die gegenwärtigen Bewohner hinwies.
„Das muss das Backhaus gewesen sein“, erklärte Mariel, als sie an einer großen Tür vorbeikamen.
„Woher willst du das wissen?“, fragte Jack.
„Hast du vergessen, dass mein Spezialgebiet Legenden sind? Und Legenden haben nun einmal meistens Burgen und Schlösser als Schauplätze. Ich habe auf dem College Kurse über das Mittelalter belegt.“
„Leider bin ich im Moment nicht so sehr an einer Burgführung interessiert. Ich will lediglich wissen, wo diese Leute wohnen.“
Mariel wies auf eine größere Tür, die direkt vor ihnen lag. „Ich bin sicher, dass das der Zugang zum großen Saal ist. Dort hat man, zumindest früher, gegessen und seine Freizeit verbracht.“
„Hier ist gar keine Türklingel“, stellte sie verwundert fest, als sie schließlich vor der Tür stand, und Jack musste über den erstaunten Ausdruck auf ihrem Gesicht lachen.
„Eine Türklingel in einem mittelalterlichen Schloss?“
„Schließlich wohnen hier Menschen von heute. Warum also sollte die moderne Technik nicht auch hier ihren Einzug gehalten haben.“
Jack schüttelte den Kopf. „Hier gibt es nichts Modernes. Ich sehe keine Telefondrähte oder Kabel oder sonst irgendeine Verbindung zur Außenwelt.“
Mariel wirkte einen Moment lang enttäuscht, aber sie fing sich sofort wieder. „Ich hoffe nur, dass sie eine Badewanne und heißes Wasser haben“, erwiderte sie.
Jack klopfte an die Tür. Niemand antwortete. Er klopfte erneut und versuchte, Mariels entmutigtes Gesicht zu ignorieren.
„Hier ist niemand“, stellte er schließlich fest.
Sie sah ihn entsetzt an. „So eine große Burg mitten im Wald, und es ist niemand zu Hause. Es ist einfach nicht zu fassen.“ Ruhelos ging sie im Burghof umher.
„Du wirst die Tür aufbrechen müssen“, sagte sie schließlich. Die Ziege
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