BIANCA EXKLUSIV Band 0180
wusste nur zu gut, wohin das führen würde.
Jacks Lippen waren warm, und seine Hände glitten unter Mariels Mantel und legten sich ihr um die Taille. Nun gaben ihre Lippen seinem sanften Überfall nach und öffneten sich, sodass er ihren süßen Mund ganz erforschen konnte. Er küsste sie so fordernd und mit so unerwarteter Leidenschaft, dass ihr das Herz raste und ihre Haut unter seinen Berührungen brannte.
Stopp, dachte Mariel. Das geht zu weit. Und obwohl sie sich nur allzu gern seinen Zärtlichkeiten hingegeben hätte, nahm sie ihre ganze Willenskraft zusammen und löste sich aus seiner Umarmung.
„Nein“, stieß sie zitternd hervor. „Ich kann das nicht.“ Ihre Schritte hallten auf dem Steinboden wider, als sie aus der Kapelle hinausrannte.
Jack wartete einen Moment, in der Hoffnung, dass sie zurückkehren würde. Er wusste nicht, woher sie die Kraft genommen hatte, diesen besonderen Moment zu unterbrechen. Ihre Beziehung war etwas ganz Besonderes, und er wollte, dass ihre Zuneigung zueinander wuchs, wollte sie hegen und pflegen. Er konnte sich nicht vorstellen, warum Mariel nicht genauso empfand.
Er setzte sich auf eine der Bänke und ließ sich alles noch einmal durch den Kopf gehen. Dabei betrachtete er das große bunte Glasfenster, auf dem Jesus, Maria und Josef dargestellt waren, und plötzlich hatte Jack eine Erkenntnis. Er begriff auf einmal, worum es bei dem ganzen Weihnachtstrubel eigentlich ging. Es war nicht nur der Geburtstag Christi, den man feierte. Es ging nicht nur um die Dekorationen, um Weihnachtslieder und die Geschenke. Weihnachten war vor allem ein Fest der Familie.
Jacks Gedanken flogen zu Jessica. Sie hatte eine Familie aus ihnen gemacht. Vielleicht nur eine Familie auf Zeit, aber trotzdem war es die Familie, die Jack Travis nie gehabt hatte. Familien gab es in allen Größen und Ausführungen. Alleinerziehende und ihre Kinder waren Familien, Großeltern, die ihre Enkelkinder aufzogen, bildeten Familien, und manchmal konnten sogar Menschen, die gar nicht miteinander verwandt waren, zu einer Familie werden. Menschen wie Mariel, Jessica und er.
Es war überwältigend, wie nah er sich den beiden bereits fühlte. Langsam blies er eine Kerze nach der anderen aus und ging los, um Mariel zu suchen.
Nachdem sie aus der Kapelle geflohen war, sah Mariel nach Jessica. Das Kind schlief immer noch tief und fest in seinem improvisierten Bettchen neben dem Kamin. Auf keinen Fall wollte Mariel jetzt mit Jack reden, das würde zwischen ihnen alles nur noch schlimmer machen. Also ging sie in die Küche und begann, die riesige Blechbadewanne, die sie in einer der Abstellkammern gefunden hatte, mit Wasser zu füllen. Es gab in der ganzen Burg kein Badezimmer, lediglich eine Toilette, die nachträglich unter der Treppe eingebaut worden war. Aber jedes Mal, wenn Mariel die veraltete Spülung benutzte, befürchtete sie, dadurch das ganze Gebäude unter Wasser zu setzen.
Mariel erhitzte so lange Wasser in einem riesigen Kochtopf auf dem Herd, bis es für ein Vollbad reichte.
Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie sich zuletzt so unsauber gefühlt hatte. Der Schmutz zweier Tage hatte sich auf ihrem Körper angesammelt, der Rauch des Lagerfeuers und der muffige Geruch der Höhle haftete auf ihrer Haut und in ihren Haaren.
Sie warf einen Blick aus der Küchentür und stellte fest, dass Jack immer noch nicht in den Saal zurückgekommen war und nicht, wie sie angenommen hatte, neben Jessicas Bettchen hockte. Das überraschte sie. Wahrscheinlich saß er immer noch beleidigt in der Kapelle. Wenn er so war wie die meisten Männer, hatte sie sein Ego durch ihre Reaktion zutiefst verletzt. Wahrscheinlich würde er nie mehr versuchen, sie zu küssen. Sie wünschte sich nur, dass dieser Gedanke sie nicht so deprimieren würde.
Als Jack aus der Kapelle kam, überraschte es ihn, Mariel nicht bei Jessica zu finden. Das Kind schlief auf dem Bauch und sah dabei aus wie eine der Puppen im Turmzimmer. Sie war wirklich ein sehr hübsches Baby.
Er setzte sich neben das Bettchen, um auf Mariel zu warten. Als sie nach geraumer Zeit immer noch nicht wieder aufgetaucht war, ging er in Richtung Küche und bemerkte, dass dort Licht brannte.
Die Tür war nur angelehnt, und es kam ihm gar nicht erst in den Sinn, anzuklopfen. Schließlich handelte es sich hierbei ja nur um die Küche, in der Mariel wahrscheinlich gerade etwas Milch für Jessica erwärmte. Nie wäre er auf die Idee gekommen, sie könnte dort ein
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