BIANCA EXKLUSIV Band 0180
musterte er Jake. „Sag mal, bist du sicher, dass du nicht zur Polizei zurückkommen willst? Was in Albuquerque geschehen ist, war ein tragisches Unglück. Dich trifft keine Schuld. Willst du den Rest deines Lebens wirklich als Handwerker jobben?“
„Um die Wahrheit zu sagen, ich habe nicht die geringste Ahnung. Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich alles falsch mache. Und bevor sich das nicht ändert, will ich mein Leben nicht noch komplizierter machen. Durch eine Entscheidung, die ich wieder nicht abschätzen kann.“
Schließlich brachte die Kellnerin die Schoko-Pfannkuchen mit Sahne, die die beiden bestellt hatten. Grinsend deutete Phil auf das Sahnehäubchen. „Siehst du, das ist das wahre Leben.“
Jake begriff, und in diesem Augenblick bedauerte er es sehr, dass er nur selten über etwas anderes nachdachte als über seine Firma, seine Vergangenheit oder über seine Zukunft. Dabei waren Schoko-Pfannkuchen mit Sahnehäubchen einfach zu verlockend.
5. KAPITEL
Am Freitag nahm Tori sich frei und ließ sich in der Galerie von Loretta und Mary Beth vertreten. Das war ihr Vorteil als Inhaberin. Sie konnte zu Hause bleiben und die Babysachen ordnen, die sie eingekauft hatte. Außerdem wollte sie kontrollieren, ob sie nichts Wichtiges vergessen hatte. Nächste Woche wollte sie mit den Malerarbeiten fertig sein, und dann sollten auch schon die Möbel geliefert werden.
Nachdenklich betrachtete sie Jakes Fliesenlegearbeiten. Es war leicht zu erkennen, dass er ein absoluter Perfektionist war. Die handbemalten Kacheln mit indianischen Motiven in Blau und Grün waren exakt im Lot, und die Fliesen auf dem Fußboden schimmerten in sanftem Beige. Der Medizinschrank hing genau waagerecht, und die Lampe war genau in der richtigen Höhe angebracht. Jake besaß einen ausgeprägten Sinn für Details.
Am Nachmittag leerte sie den Briefkasten und sichtete die Post. Sie hielt inne, als sie einen Umschlag mit Jakes Absender erblickte. Eilig riss sie ihn auf und stellte fest, dass er ihr eine Rechnung für die Sanierungsarbeiten geschickt hatte. Nur eine Rechnung, sonst nichts.
Warum sollte er dir auch was anderes schicken?, schalt sie sich. Denk dran, wie du ihn am Sonntagabend hast sitzen lassen.
Es klopfte an der Tür, und sie war überrascht, Barbara auf der Veranda zu sehen. Ihren roten Mustang hatte sie in der Auffahrt geparkt.
„Ich war schon in der Galerie, aber Loretta hat mich hierher geschickt“, erklärte das Mädchen.
Mit einer Handbewegung bat Tori Barbara ins Haus. „Du kannst mich jederzeit über das Handy erreichen“, versicherte sie dem Teenager. „Du hast doch die Nummer, oder?“
„Ja, natürlich“, erwiderte Barbara. Ihr Blick landete auf dem Haufen Babysachen auf der Sessellehne. Impulsiv drehte sie den Kopf in Richtung Kamin und wandte sich dann rasch wieder Tori zu. „Ich habe mich zu einem Kurs für natürliche Geburtsvorbereitung angemeldet. Nächsten Mittwoch im Yoga-Center. Kommst du mit?“
„Ja, gern. Ich habe nichts vor. Aber sag mal, meinst du nicht, dass es besser wäre, wenn deine Mutter dich begleitet? Sie wird ganz bestimmt dabei sein wollen, wenn ihr Enkelkind geboren wird.“
Barbara ließ sich langsam aufs Sofa gleiten, polsterte den Rücken mit mehreren Kissen aus und schloss die Augen. Regungslos saß sie ein paar Minuten da. „Nein, bestimmt nicht“, meinte sie leise und schlug die Augen wieder auf. „Heute Morgen zum Beispiel, da wollte sie mich unbedingt zum Einkaufen mitschleppen. In den Supermarkt, zur Reinigung und Schmuck für den Geburtstag meiner Tante aussuchen. Dabei wusste sie, dass es mir nach dem Aufstehen nicht besonders gut ging. Außerdem war ich sehr müde. Ich wollte mich nur noch hinlegen.“
„Dir geht es nicht gut?“ Tori musterte Barbara aufmerksam.
„Kein Grund, die Ärztin anzurufen. Ich hatte ein bisschen Magenschmerzen. Mein Rücken hat wehgetan und meine Füße waren geschwollen.“ Sie betrachtete ihre Sandalen. „Aber jetzt geht es mir schon viel besser. Mom hat die ganze Zeit über nur an sich gedacht.“
„Vielleicht wollte sie einfach bei dir sein“, überlegte Tori laut. „Und der gemeinsame Einkauf war nur das Mittel zum Zweck.“
„Ja, vielleicht“, seufzte Barbara nach kurzem Schweigen auf und rutschte in die Ecke des Sofas. „Zwei Wochen lang muss ich diesen Zustand noch ertragen. Wenn das Baby pünktlich kommt. Aber jetzt muss ich wieder los. Ich wollte nur kurz mit dir reden … weil ich wusste, dass du mich
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