BIANCA EXKLUSIV Band 0180
ruiniere.“
Verärgert schüttelte Tori den Kopf und eilte zum Fahrstuhl.
Jake folgte ihr und drückte den Knopf. „Andererseits … es könnte die mütterlichen Instinkte in Barbara verschärfen, wenn sie von Andys OP erfährt.“
Der Fahrstuhl kam an, und Tori trat ein. „Ich weiß. Trotzdem ist es richtig, was ich mache. Ich weiß es.“
Als sie die Kapelle betraten, wusste Jake, warum Tori hier das Ergebnis der OP abwarten wollte. Der Andachtsraum war eine stille, abgeschiedene Welt neben dem hektischen Klinikbetrieb. Hier herrschte Ruhe, obwohl die Kranken- und Behandlungszimmer nur ein paar Schritte entfernt lagen. Jake und Tori gingen ganz nach vorn zum Altar. Jake betrachtete das dunkle Holz des Kreuzes und schaute dann in Toris Richtung. Sie hatte den Blick gesenkt. Die Tränen rannen ihr ungehindert über die Wangen.
Ohne zu zögern legte er ihr den Arm um die Schultern. Jake war Experte, wenn es darum ging, in jeder Situation die richtigen Worte zu finden. Sein ruhiger Tonfall, die Phrasen und Formeln, die er auf Lager hatte, ein verständnisvoller Blick, die richtigen Handbewegungen – all das zählte jetzt nicht. Tori hatte Angst, ihren Sohn zu verlieren. Jake wollte ihr nicht mit leeren Worten auf die Nerven gehen.
Sie saßen aneinandergelehnt, bis Dr. Johansen sie endlich gefunden hatte. Er lächelte die beiden an. Jake atmete erleichtert aus.
„Andy hat den Eingriff gut überstanden. Er liegt jetzt im Aufwachraum.“
Tori sprang auf die Beine. „Wann kann ich ihn sehen?“
„In ungefähr einer Stunde. Warum warten Sie nicht so lange in der Cafeteria und essen einen Happen?“
„Darf ich über Nacht bleiben? Ich kann in der Lounge schlafen“, erwiderte Tori und wischte den Vorschlag des Arztes mit einer Handbewegung fort.
„Das ist gar nicht nötig. Wir rollen ein Bett in Andys Krankenzimmer“, erklärte Dr. Johansen.
„Tori, bist du sicher, dass du bleiben willst?“, hakte Jake nach. „Du wirst nicht viel Schlaf bekommen. Und dein Baby ist in den besten Händen …“
„Wie würdest du dich verhalten, wenn es dein Sohn wäre?“, unterbrach sie ihn harsch. „Würdest du in aller Seelenruhe nach Hause gehen?“
„Nein, natürlich nicht.“
Schweigend machten sie sich auf den Weg zu Andy. Schließlich standen sie neben seinem Bett und schauten der Krankenschwester zu, die sich um das Baby kümmerte. Als sie fertig war, wandte Tori sich an Jake. „Fahr nach Hause.“
„Ich bleibe.“
„Nein. Es macht keinen Sinn, dass wir beide eine schlaflose Nacht verbringen. Und solange mein Sohn schläft, kann ich immerhin versuchen, ein Auge zuzutun“, widersprach sie und zeigte auf das Bett neben Andys.
Widerwillig fügte er sich. „Okay. Aber ruf mich morgen früh an und erzähl mir, wie es Andy geht. Nina wird es auch interessieren.“
„In Ordnung.“
Unwillkürlich umarmte er sie und küsste sie auf die Stirn. „Hoffentlich liegst du nicht die ganze Nacht wach. Und ruf mich auf jeden Fall an, wenn du mich brauchst. Ich habe einen leichten Schlaf.“
„Jake, ich brauche dich ganz bestimmt nicht. Andy wird es bald besser gehen. Alles wird gut werden.“
Das Telefon neben dem Bett riss Jake aus dem Schlaf. Aus jahrelanger Gewohnheit setzte er sich abrupt auf und schaute auf die Uhr. Drei Uhr morgens. Schlaftrunken nahm er den Hörer auf.
„Hallo?“
„Jake?“
Es war Tori. „Was ist los?“
„Andy.“
Das Herz rutschte ihm in die Hose.
„Er hat getrunken. Zwei Mal schon. Und er hat alles bei sich behalten. Ich bin sicher, dass es ihm wieder gut gehen wird“, erklärte Tori. „Oh, Jake, ich habe mir solche Sorgen gemacht.“
„Ich weiß“, erwiderte er ruhig.
„Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe. Aber du solltest es unbedingt so schnell wie möglich erfahren. Hoffentlich kannst du wieder einschlafen.“
„Und wenn, dann träume ich ganz bestimmt von dir“, sagte Jake leise.
Seine unverblümte Art verschlug ihr den Atem. Es dauerte ein paar Sekunden, bevor sie wieder das Wort ergriff. „Jake? Es tut mir leid, dass ich dich neulich abends nach Hause geschickt habe. Die Nacht, in der wir im Club getanzt haben.“
„Kannst du dir vorstellen, noch mal mit mir zu tanzen? Bei dir im Wohnzimmer?“
„Ja, ich kann’s mir vorstellen … mindestens einen Tanz.“
„Und höchstens?“
Er hörte, dass sie tief durchatmete. „Das können wir entscheiden, wenn wir uns wiedersehen.“
„Wenn du dir sicher bist, dass Andy gesund ist, kannst du
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