BIANCA EXKLUSIV Band 0180
niemand mehr verletzen kann.“
Sein Blick und seine Stimme waren tröstend und ermutigend, und etwas von der Angst und der Anspannung wich, die auf ihr lasteten.
„Deine Familie wird auch kommen“, erklärte er. „Wir werden dich mit nach Hause nehmen.“
„Wo ist das?“
„In Amarillo, Texas. Dort haben wir beide uns kennengelernt. Ich wohne noch in Dallas.“
„Noch?“, wiederholte sie verwirrt.
„Nachdem ich mein Medizinstudium abgeschlossen hatte, bin ich in Dallas geblieben“, erklärte er.
Sie runzelte die Stirn, da es ihr nicht gelang, die Puzzleteile, die man ihr von ihrer Vergangenheit lieferte, zusammenzusetzen. „Aber warum bin ich in Kalifornien als vermisst gemeldet, wenn ich in Texas gelebt habe?“
„Du bist nach Kalifornien gezogen.“
„Wie lange war ich fort?“
Die drei Männer warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu.
„Was ist los?“, fragte sie. „Warum seht ihr euch so an?“
„Du warst sehr lange fort, Ashley. Drei Jahre lang“, antwortete Jarrett schließlich.
Sie brauchte einen Moment, um seine Worte zu begreifen. „Es sind drei Jahren vergangen, seit du … ich meine, … seit wir zusammen waren?“
Sie legte eine Hand auf ihren Bauch und ihr Mut sank. „Wenn ich dich drei Jahre lang nicht gesehen habe, dann …“ Sie schluckte, unfähig weiterzusprechen.
„Was? fragte er. „Was ist los?“
Endlich fand sie ihre Stimme wieder, und sie zwang sich, ihn anzuschauen. „Wenn ich dich seit drei Jahren nicht gesehen habe, dann kannst du nicht der Vater meines Kindes sein.“
Jarrett wurde blass. „Deines Kindes?“
Dr. Parker nickte. „Es gibt etwas, das wir Ihnen verschwiegen haben, Dr. McMullen, Ashley ist im dritten Monat schwanger.“
Die Bestürzung auf Jarrett McMullens Gesicht spiegelte ihre eigenen Emotionen wider. Wenn er nicht der Vater ihres Babys war, wer dann? Warum hatte der Vater ihres Kindes sie verlassen? Wo war er jetzt?
Wie sollte sie jemals eine Beziehung zu dem werdenden Leben in ihrem Bauch aufbauen, wenn sie weder den Namen des Mannes kannte, der das Kind gezeugt hatte, noch sich an sein Gesicht erinnert konnte?
Sie legte die Hände vors Gesicht und unterdrückte einen Schluchzer. Jemand umfasste ihre Schultern und legte dann die Arme um sie.
„Es ist alles in Ordnung, Ashley“, hörte sie Jarrett McMullens flüstern. Er schien zu spüren, dass sie nicht vor den anderen in Tränen ausbrechen wollte, denn er bat Dr. Parker und den Polizisten sie ein paar Minuten allein zu lassen. Als die beiden gegangen waren, zog er sie erneut an sich.
„Wein dich nur aus“, sagte er tröstend. „Ich bin es, Ashley. Du hast dich schon öfters in meinen Armen ausgeweint.“
„Habe ich das?“
„Weine nur. Aber glaube mir, es wird alles in Ordnung kommen. Ich verspreche es dir.“
„Aber wie?“, stieß sie hervor. „Ich weiß nicht, wer ich bin, oder wer der Vater meines Kindes ist. Wie kann da alles in Ordnung kommen?“
„Weil ich ab jetzt bei dir bin. Du bist in Sicherheit. Du und dein Baby.“
Wie ein Blitz durchfuhr sie die Erkenntnis, dass er ihr schon öfters Zuspruch und Vertrauen gegeben haben musste. Und sie erlaubte es sich, sich gehen zu lassen. Hemmungslos weinte sie sich in Jarretts Armen aus.
2. KAPITEL
„Wann dürfen wir Ashley mitnehmen?“
Grays Frage war so direkt, wie er es von einem gradlinigen Mann wie ihm erwartet hatte. Gray und seine Frau Kathryn waren in weniger als achtzehn Stunden nach Kanada geflogen und in dieses kleine Krankenhaus gekommen, nachdem Jarrett ihnen mitgeteilt hatte, dass man Ashley gefunden hatte.
Das Familienwiedersehen verlief allerdings nicht besonders harmonisch. Ashley konnte ihren Bruder und ihre Schwägerin nicht aus einer Reihe Polizisten herausfinden. Sie waren Fremde für sie. Als das klar wurde, brach zuerst Kathryn und dann Ashley in Tränen aus, nur Gray blieb stark. Als er die Frauen beruhigt hatte, entschuldigte er sich, er müsse unbedingt mit Dr. Parker sprechen. Nachdem jedoch eine halbe Stunde vergangen und Gray immer noch nicht in Ashleys Zimmer zurückgekehrt war, fand Jarrett ihn schließlich allein im Wartezimmer. Er hatte das Gesicht in die Hände vergraben und weinte wie ein Kind.
Aber nicht lange. Gray, der es ein Leben lang gewohnt war, Entscheidungen für seine Familie zu treffen, war bald wieder bereit, den nächsten Schritt zu machen. „Ich möchte Ashley mit nach Hause nehmen. Und zwar sofort. Ich möchte nicht, dass ihre Geschichte bekannt wird und
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