BIANCA EXKLUSIV Band 0181
nötig, um dich gegen einen mächtigen Mann zu stellen.“ Er drückte ihre Hand. „Ich bewundere deinen Mut.“
Sekundenlang sah sie ihn nur schweigend an. „Es bedeutet mir sehr viel, dass du das sagst“, flüsterte sie schließlich.
Jetzt wurde ihm heiß.Aber vielleicht lag es auch an der Sonne? Ja, das musste es sein. Er bewegte sich in neuen Gefilden. Zuerst erzählte er einer Frau etwas über seinen Vater. Dann schwang er sich zu ihrem Beschützer auf. Und jetzt machte er ihr auch noch ein Kompliment, das nichts mit ihrem Aussehen zu tun hatte.
Brachte Christina ihn womöglich noch weiter durcheinander? Oh Himmel, bitte nicht!
Eine Weile blickten sie schweigend auf den Fluss hinaus. Die Sonne wanderte tiefer über den Himmel und ließ das Wasser mit den Booten darauf leuchten.
„Was macht das Rudern?“, fragte Christina.
Derek atmete erleichtert auf, weil sie das Thema wechselte. Er bereute zwar nicht, die Sache mit Dugan angesprochen zu haben. Das war nötig gewesen. Trotzdem …
„Ich trainiere jeden Morgen“, antwortete er. „Noch zwei Monate bis zur Water Safari.“
„Hört sich gut an.“ Ein Lufthauch spielte mit ihrem Haar. „Ich saß noch nie in einem Ruderboot.“
„Dann sollte ich dich bei Gelegenheit mal mitnehmen“, sagte er, ohne vorher zu überlegen. Die Zeit auf dem Wasser gehörte ihm allein. Es waren dies die ruhigen und friedlichen Momente in seinem Leben. Doch plötzlich reizte es ihn, auch diese Momente mit Christina zu teilen.
„Ja, sehr gern“, erwiderte sie und lächelte unwiderstehlich.
„Wie wäre es mit heute Abend?“, fragte er gedämpft. „Am späten Abend, sobald Richie wieder daheim ist. Eine mitternächtliche Ausfahrt.“
Mondschein, Wasser … ideal für eine Verführung. Sofort wurde er von Verlangen gepackt, als er sich die Möglichkeiten ausmalte. Nein!
Christina ließ sich mit der Antwort so viel Zeit, dass er schon mit einer Absage rechnete. „Eine Ausfahrt auf freundschaftlicher Basis“, sagte sie schließlich. „Aber nicht mehr.“
Richie klopfte von innen gegen die Glastür und blickte durch seine dicke Brille zu ihnen heraus. Armer kleiner Kerl!
Sollte Derek jemals ein Kind haben, würde er seine Aufgaben als Vater niemals auf nur einen Tag im Monat einschränken.
Rasch stand er auf, öffnete die Tür und brachte Richie zum Lächeln, indem er ihm das Haar zerzauste.
„Ich habe Hunger“, sagte der Junge.
Derek sah auf die Uhr. Es war in der Tat Zeit fürs Abendessen.
„Was hältst du davon, wenn wir in La Villita was essen?“, schlug er vor.
Christina schlug lächelnd die Beine übereinander und verfolgte, wie er mit dem Jungen verhandelte. Derek gab sich gerade ganz anders als in der Firma, und das gefiel ihr.
„La Villita“, meinte der Junge interessiert. „Davon haben wir in der Schule gesprochen. Das ist das beste Viertel von San Antonio.“
„Ja, es ist sehr schön dort“, sagte Derek. „Du hast neulich doch so eine gute Note bekommen, nicht wahr? Sieh es als Belohnung an, okay? Steak oder Fisch, du kannst es dir aussuchen.“
„Hamburger.“
„In Ordnung“, entschied Derek. „Hol deine Jacke. Sie liegt auf dem Sessel neben der Tür.“ Nachdem sich der Junge zurückgezogen hatte, fing Derek einen amüsierten Blick von Christina auf. „Was ist?“
„Ein Punkt für dich. Du gehst gut mit ihm um.“
Hoffentlich dachte sie nicht wie andere Frauen, dass ein Mann, der gut mit Kindern umging, automatisch auch ein Haus in der Vorstadt mit Garten und Kinder wollte. Denn so ein Mann war er nicht.
Nein, Christina dachte bestimmt nicht so von ihm. Sie wollte ja nicht einmal eine flüchtige Affäre.
Richie kam in einer grünen Windjacke wieder und fragte Christina: „Haben Sie auch Hunger?“
„Ich glaube nicht, dass ich …“
Starrsinnig wie immer. Trotzdem wollte Derek nicht, dass sie jetzt schon heimfuhr. „Ja, schließ dich uns doch an“, drängte er. „Natürlich auf rein freundschaftlicher Basis.“
„Und in Begleitung eines Anstandswauwaus?“, fragte sie amüsiert.
„So ist es.“
Christina tat, als müsste sie angestrengt nachdenken, doch er ahnte schon, dass sie mitkommen würde. Sie akzeptierte ihn als Freund, aber nicht als Liebhaber. Damit musste er leben – zumindest heute Abend.
La Villita lag auf der Südseite des San Antonio River. In den gut erhaltenen historischen Häusern waren Ateliers, Werkstätten, Läden und Restaurants untergebracht. Spanische Soldaten hatten hier die ersten
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