BIANCA EXKLUSIV Band 0181
Gesellschaft wohl. Warum also sollte sie den Abend einfach so beenden? Außerdem hatten sie feste Regeln aufgestellt. Keine Verführung, sondern ein rein freundschaftliches Treffen.
Daran änderte auch der Mond nichts, der am Himmel stand und die Nacht in ein geheimnisvolles Licht tauchte.
Im Laden entspannte sie sich. Der Inhaber nickte ihnen zu und las weiter in einer Zeitschrift.
Es roch nach altem Holz und getrockneten Blumen, während Christina sich umsah und rostige Lampen, Butzenscheiben, Fotos und alte Kleidungsstücke betrachtete.
Ein Stück erregte ihre Aufmerksamkeit – es war eine rote Stola mit einem kunstvollen Rosenmuster.
Begeistert ließ sie die Finger über die feine Seide gleiten. Normalerweise trug sie keine leuchtenden Farben, weil sie ihr zu auffällig waren. Trotzdem stellte sie sich vor, eine Frau zu sein, die selbstbewusst war und eine solche Stola trug. Eine spanische señorita bei einer Fiesta, die mit den caballeros flirtete. Eine feine Dame, die auf dem Balkon stand und sich eine Rose ins dunkle Haar schob, während ihr Geliebter in der Dunkelheit wartete und sie beobachtete.
Wie würde es wohl auf Derek wirken, wenn sie etwas so Hübsches und Auffälliges trug?
Er trat zu ihr und nahm die Stola von der Stange.
„Die gefällt dir“, stellte er fest. „Das habe ich gleich gemerkt.“
Er war ihr so nahe, dass ihr ein wohliger Schauer über den Rücken lief. Der Klang seiner Stimme umschmeichelte sie, und sie wünschte sich, er würde einfach weitersprechen. Das tat er nicht, aber er legte ihr die Stola um die Schultern und löste ihr Haar. Es war, als würde sie von Blütenblättern verwöhnt, so weich und glatt war der Seidenstoff.
Ihre Beine begannen leicht zu beben, als Derek ihr die Hände auf die Schultern legte.
„Ich möchte sie dir schenken“, raunte er.
Wäre er nicht ihr Arbeitgeber, wäre sie jetzt mit ihm nach Hause gegangen, hätte ihre langweiligen Sachen ausgezogen und sich ihm nur in dieser Stola gezeigt. Unter dem Stoff würde ihre Haut schimmern und ihn reizen, während er auf dem Bett lag und sie voll Verlangen mit Blicken verschlang. Dann würde sie sich wieder so lebendig fühlen wie in jener Nacht mit ihm.
Aber er war nun mal ihr Arbeitgeber. Jeder von ihnen hatte seinen Platz in der Welt, und dieser Platz bestimmte die Spielregeln.
Widerstrebend nahm sie die Stola ab und hängte sie an ihren Platz zurück. Auch ohne Derek anzusehen, wusste sie, dass er enttäuscht war. Sie war es ja auch.
„Rot steht mir nicht“, stellte sie lächelnd fest und versuchte, damit die Spannung zu brechen.
Aus seinen Augen traf sie ein verzehrender Blick wie in der Salsa-Bar. Himmel, er sehnte sich nach ihr.
Würde es von jetzt an so bleiben? Sie hatten in jener Nacht nicht genug voneinander bekommen. Das Verlangen war geblieben. In der hinteren Ecke des Ladens entdeckte Christina eine kleine Theke mit Süßigkeiten, und sie ging darauf zu.
Derek folgte ihr nicht, was ihr nicht unrecht war, denn sie brauchte ein paar Minuten, um sich wieder zu sammeln.
Sie entschied sich für Zitronenbonbons, kaufte sie und ging zu Derek, der auf der Straße auf sie wartete.
„Du kannst einfach nicht widerstehen“, stellte er fest und deutete lächelnd auf die Tüte in ihrer Hand.
„Manchmal kann ich wirklich nicht anders“, erklärte sie und ging mit ihm in Richtung Parkplatz. Es war höchste Zeit, sich zu verabschieden. Das nächtliche Rudern würden sie auf einen anderen Zeitpunkt verschieben.
„Hast du noch mehr Geheimnisse?“, fragte er. „Abgesehen davon, dass du gerne Süßigkeiten isst und Videospiele liebst?“
„Nein. Das sind meine zwei einzigen Geheimnisse.“
Und was ist mit dir, wollte sie fragen. Was verbarg er vor ihr? Oft schon hatte sie in seinem Blick Bitterkeit und Einsamkeit gefunden. Was hatte er erlebt, um so zu fühlen?
Doch es war besser, sie rührte erst gar nicht daran und beließ es bei einer harmlosen Freundschaft. Denn hätte sie Derek Rockwell näher kennengelernt, hätte sie sich womöglich noch in ihn verliebt. Da war sie ganz sicher.
Sie waren mit zwei Autos nach La Villita gefahren. Nun verabschiedeten sie sich auf dem Parkplatz, auf dem sich auch andere Nachtschwärmer aufhielten und dafür sorgten, dass sie nicht allein waren. Gut so!
Als sie sich trennten, konnte Christina nicht widerstehen und blickte noch ein Mal zurück. Auch Derek sah ihr nach. Ihre Blicke trafen sich.
Beinahe wäre sie zu ihm gelaufen und hätte ihn mit
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