BIANCA EXKLUSIV Band 0181
versteifte sich und begann aus Leibeskräften zu schreien. Dann verstummte er so plötzlich, als hätte ihm jemand mit der Hand den Mund zugehalten. Sein kleiner Körper zuckte, und er schlug mit Armen und Beinen wild um sich.
„Was hat das Kind denn?“, fragte Marc scharf.
Außer sich vor Angst, blickte Paige den Kleinen an. Er hatte die Augen geschlossen, seine Lippen waren violett angelaufen, und er sah aus, als hätte er das Bewusstsein verloren.
„Der Arme! Es geht ihm so schlecht“, flüsterte sie und berührte Brodies Stirn. Sie war sehr heiß. Entsetzt hielt Paige ihn fester, drehte sich um und eilte auf die Tür zu.
Marcs Begleiterin sagte betroffen: „Ich glaube, er hat Zuckungen.“
„Wo ist der nächste Arzt?“ Marc nahm keine Rücksicht darauf, dass Paige halbherzig versuchte, sich zu wehren, packte sie beim Ellbogen und schob sie die Straße entlang. „Steig ein!“
Er führte sie zu einem Rolls-Royce, der ein paar Meter weiter am Straßenrand parkte. Der Wagen war von ebenso zeitloser Eleganz wie die Häuser, die die Straße säumten. Paige setzte sich auf den Beifahrersitz und beschrieb ihm den Weg, während seine Begleiterin auf dem Rücksitz Platz nahm.
Nach einem kurzen Blick über die Schulter fädelte sich Marc in den Verkehr ein. Ein recht riskantes Manöver, weil er eine sehr knappe Lücke nutzte, aber es ging gut. Dann spürte Paige, wie Brodie sich plötzlich entspannte. Ihr blieb beinahe das Herz stehen vor Schreck. Oh nein, dachte sie, lieber Gott, nur das nicht!
Kurze Zeit später zuckten Brodies Augenlider, und seine Lippen nahmen wieder eine normale Farbe an. Dann blinzelte er einige Male und wimmerte leise vor sich hin.
Mit einer Stimme, die ihr selbst völlig fremd klang, sagte Paige: „Ich glaube, es geht ihm wieder besser.“ Sorgfältig zupfte sie das große Tuch zurecht, damit das Baby keinen Zug bekam.
„Wie steht’s mit seiner Atmung?“, fragte Marc.
„Gut. Er atmet beinahe wieder normal.“ Brodie war eingeschlafen, und es schien ein tiefer, erholsamer Schlaf zu sein. Paige fiel ein Stein vom Herzen. Sie wagte einen kurzen Blick auf Marcs Profil, doch das war ein Fehler!
Resolut sah sie wieder geradeaus. Es war einfach ungerecht, dass Marc Corbett ausgerechnet in einem Moment auftauchte, in dem ihr Leben ein einziger Scherbenhaufen war. Sie hatte sein markantes Gesicht mit dem kräftigen Kinn und den blitzenden blauen Augen nie vergessen. Im Gegenteil! Wie oft war sie, wenn sie zufällig einen großen dunkelhaarigen Mann erblickte, mit pochendem Herzen stehen geblieben? Jedenfalls so häufig, dass sie nicht mehr wusste, wie oft es gewesen sein mochte.
Nie hatte sich ihre Hoffnung erfüllt, aber das war auch ganz gut so, da Marc vor sechs Jahren ihre Jugendfreundin Juliette geheiratet hatte. Zwei Jahre war es jetzt her, dass Juliette bei einem tragischen Autounfall umgekommen war. Paige trauerte immer noch um sie. Sie und Juliette hatten sich sehr nahegestanden.
Marcs Begleiterin beugte sich nach vorn. „Was hat denn der arme kleine Junge?“ Sie klang so aufrichtig um ihn besorgt, dass Paige ihr beinahe die unverschämte Bemerkung, sie würde zu dem Stripteaseclub gehören, verzieh.
„Fieber und Ausschlag. Vermutlich sind es die Windpocken.“ Insgeheim aber fürchtete sie, es könnte Meningitis sein.
Paige hatte angenommen, dass sie den Weg zum Krankenhaus mindestens noch einmal würde beschreiben müssen, aber Marc fand ihn, ohne nachzufragen. Sobald das Gebäude in Sicht kam, sagte sie tonlos: „Du kannst hier halten. Fahr einfach links an die Seite.“
„Keine Sorge, ich weiß, dass wir in Neuseeland sind. Du brauchst mich nicht daran zu erinnern, mich links zu halten.“ Sein leichter Akzent verriet, dass seine Mutter Französin war.
Unwillkürlich sah Paige ihn an. Er warf ihr aus seinen königsblauen Augen einen forschenden Blick zu. Wie passend, dachte sie. Königsblau ist die richtige Farbe für einen Mann, der ein Wirtschaftsimperium regiert. Sie schluckte nervös. Welch ein Pech, dass sie Marc ausgerechnet in so einem Moment getroffen hatte. Sicher würde er sie absetzen und dann auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
Wie auf Bestellung fand Marc sofort eine Parklücke. Ob er wohl jemals einen Parkplatz suchen muss wie normale Sterbliche?, überlegte Paige. Vermutlich nicht. Er setzte sich gewöhnlich mit Charme und Entschlossenheit überall mühelos durch. Alle Hindernisse auf seinem Weg schienen sich in nichts aufzulösen.
„Vielen
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