BIANCA EXKLUSIV Band 0181
Dank.“ Paige löste ihren Sicherheitsgurt und suchte an der dick gepolsterten Tür nach dem Griff, um sie zu öffnen.
„Moment!“ Während Marc um das Auto herumging, um ihr beim Aussteigen zu helfen, fand sie, was sie suchte.
„Am besten tun Sie, was er sagt. Marc behält gern das Heft in der Hand.“ Die kultivierte Stimme klang amüsiert und doch kritisch.
Paige erschrak. Ob die Frau auf dem Rücksitz Lauren Porter war? Wenn ja, spielte sie offensichtlich eine wichtige Rolle in Marcs Leben. Warum auch nicht? Sie war während seiner vier Ehejahre seine Geliebte gewesen und anscheinend nach dem Tod seiner Frau mit ihm zusammengeblieben.
Als Marc ihr die Tür aufhielt, versuchte Paige, allein auszusteigen. Aber der Wagen war sehr niedrig, sie hielt Brodie auf dem Arm, und sie war sehr angespannt und nervös. Daher gelang es ihr nicht. Marc sah einen Moment lang zu, dann packte er sie ungeduldig, hob sie einfach mit Brodie aus dem Auto und stellte sie auf die Füße. Es raubte ihr den letzten Rest Gelassenheit und Würde.
Sobald sie stand, ließ er sie los, als hätte er sich die Hände an ihr beschmutzt. „Bist du okay, Paige?“
Ihre Gefühle befanden sich in einem wilden Aufruhr. Seine Berührung hatte sie erregt und ihr gleichzeitig Angst gemacht. Außerdem fühlte sie sich seltsamerweise erleichtert. Fast so, als hätte sie sich verlaufen und endlich den Heimweg gefunden.
Das Baby fest an die Brust gedrückt, trat Paige einen Schritt zurück. „Ja, danke.“ Dann eilte sie in die Praxis des Kinderarztes.
Während die Arzthelferin Brodies Daten auf den Bildschirm holte, beobachtete Paige durch das Fenster in der Anmeldung, wie Marcs Begleiterin ausstieg und vorn auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Sie war groß und schlank und trug unverkennbar hochwertige Kleidung aus der Kollektion eines erstklassigen Designers. Graziös ließ sie sich in den niedrigen Sitz gleiten und nutzte die Gelegenheit für einen Flirt und um ihre langen Beine vorteilhaft zur Geltung zu bringen. Dann fuhr der exklusive Wagen auch schon an. Im nächsten Moment war er im Verkehr verschwunden.
Sicher ist Marc ebenso froh, dass er mich los ist, wie ich, ihn abfahren zu sehen, dachte Paige. Enttäuscht war sie trotzdem. Müde setzte sie sich ins Wartezimmer auf einen Stuhl, der eigens für unbequemes Sitzen entworfen zu sein schien, und wiegte den Kleinen hin und her. Brodie war inzwischen wieder wach und sehr quengelig.
Marcs Begleiterin passte genau auf die Beschreibung, die Juliette ihr damals gegeben hatte. Groß genug, um mit Marcs einem Meter achtundachtzig mitzuhalten, und wie er eher ein dunkler Typ. Doch ihr schwarzes Haar war perfekt geschnitten und gestylt und umrahmte ihr ausdrucksvolles Gesicht. Ihre Augen hatte Juliette bewundert – sie sind grau wie die englische Morgendämmerung, hatte sie gesagt. Auch der Akzent und die kultivierte Stimme passten.
„Sie ist Engländerin und intelligent – als Führungskraft in Marcs Unternehmen angestellt. Marc findet sie brillant“, hatte Juliette erzählt. Nur am Telefon natürlich. Doch ihre Stimme hatte so nah und klar geklungen, als wäre sie nicht zwölftausend Meilen, sondern nur zwei Meter von Paige entfernt gewesen. Auch die Betroffenheit hatte Paige ihr deutlich angehört, obwohl sich Juliette ganz locker gegeben hatte. „Wenigstens beleidigt mich Marc nicht mit der Wahl seiner Geliebten. Sie sieht blendend aus und kleidet sich elegant wie eine Französin.“
Paige hatte damals den Hörer so fest umklammert, dass ihr die Hand wehgetan hatte. „Vielleicht irrst du dich, Juliette. Oder hat er es zugegeben?“
„Natürlich nicht.“ Juliette hatte schockiert reagiert. „Fragen werde ich ihn auch nicht, denn das ist überflüssig. Ich habe sie zusammen erlebt, das reicht. Sie verhalten sich sehr diskret, aber die Schwingung zwischen ihnen ist nicht zu übersehen.“
„Wie meinst du das? Sie werden doch sicher nicht …“
„Miteinander flirten?“ Juliette hatte geseufzt. „Nein, Marc würde mich niemals so demütigen. Ich kann die Verbindung zwischen ihnen nicht konkret benennen. Äußerlich ist nichts zu sehen. Es war mehr so ein Eindruck.“
Vergiss es, befahl sich Paige und wiegte das wimmernde Baby. Konzentrier dich auf den Arztbesuch mit Brodie und darauf, wie du mit deinen wenigen Ersparnissen über die Runden kommst.
Als sie eine halbe Stunde später mit Brodie die Praxis verließ und in die milde Wintersonne hinaustrat, hörte sie die tiefe
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