BIANCA EXKLUSIV Band 0181
Mal, Brodie zu füttern. Doch wieder wimmerte er, schob den Sauger mit der Zunge weg und spuckte die Milch aus. Also gab sie es auf.
Sie stand auf und sah Marc an. „Brodie ist bettreif. Vielen Dank, dass du uns nach Hause gebracht hast.“ Das Herz tat ihr weh, aber damit musste sie leben.
Marc hatte sich ebenfalls erhoben. Sie war zwar groß für eine Frau, aber er überragte sie um etliches. Dass er eine so machtvolle Persönlichkeit besaß und sie seine Ausstrahlung so überwältigte, gab ihr einmal mehr das Gefühl, klein und unwichtig zu sein.
„Kannst du einen Babysitter besorgen?“
Sie schluckte und widerstand der Versuchung, sich die trockenen Lippen zu befeuchten. „Wozu?“
„Antworte, Paige!“
„Ich schulde dir keine Antwort“, erwiderte sie heftig. „Weder bin ich deine Angestellte, noch muss ich mich mit dir gut stellen. Ein Babysitter kommt nicht infrage, weil ich Brodie nicht allein lassen kann.“ Das schläfrige Kind im Arm, drehte sie sich um und steuerte auf die Tür zu, hinter der sich zwei Schlafzimmer und ein winziges Bad verbargen.
Hinter ihr sagte Marc: „Dann komme ich morgen früh vorbei und bringe Frühstück für uns zwei mit.“
Paige blieb wie erstarrt stehen. „Nein!“
„Was spricht dagegen?“
Sie schüttelte den Kopf, weil sie wusste, dass es gefährlich war, ihn öfter zu treffen. Auf Dauer würde sie sich seinem unbeugsamen Willen nicht widersetzen können. „Weil ich dich nicht wiedersehen will!“
„Dein Pech. Wir müssen uns nämlich unterhalten.“
„Was, in aller Welt, haben wir uns schon zu sagen? Unsere einzige Gemeinsamkeit war Juliette, und die ist tot.“
Er zog kritisch die Augenbrauen hoch. „Leider ist das nicht wahr. Aber im Moment bist du zu sehr mit Brodie beschäftigt, um dich zu konzentrieren. Morgen geht es ihm sicher schon viel besser, dann können wir uns in aller Ruhe unterhalten.“
Paige presste die Lippen fest zusammen. Marc wandte sich um und ging. Sie sah ihm nach. In der Sonne glänzte sein Haar, und er strahlte so viel Energie und Vitalität aus, dass er überhaupt nicht in diese trübselige Umgebung passte. Er kam ihr vor wie ein Wesen vom anderen Stern. Aber das brennende Verlangen, das sie erfüllte, erinnerte sie daran, dass er ein Mensch war. Ein vitaler, kräftiger Mann, bei dessen kleinster Berührung sie in Flammen stand …
Wie ärgerlich, dass ihr Körper sie so im Stich ließ! Denn dieses Verlangen nach Marc war gefährlich. Es hatte keine Zukunft und würde mit Sicherheit zu Enttäuschung und Problemen führen. Resolut wandte sie sich nahe liegenderen Dingen zu. Doch während sie Brodie ins Bett brachte, dachte sie an Juliette.
Nur etwa zwei Jahre nach ihrer eleganten Hochzeit hatte Juliette Paige aus New York angerufen und ihr von ihrem Verdacht wegen Marc und Lauren erzählt. Paige, deren Leben zerstört war, weil ihr Vater gerade ihre Mutter verlassen hatte, riet ihr spontan: „Lass ihn sitzen!“, und fragte sich insgeheim, warum die Vorstellung sie so nervös machte.
Aber Juliette antwortete: „Nein, so dumm bin ich nicht. Es ist doch nur ein Seitensprung.“
„Aber du wirst ihm nie wieder vertrauen können!“, wandte Paige erstaunt ein.
„Ich kann mich darauf verlassen, dass er mich nicht sitzen lässt“, sagte Juliette zuversichtlich. „Das würde Marc niemals tun.“
Paige schwieg verblüfft.
Irgendwann fuhr Juliette fort: „Marc und ich verstehen einander. Er ist nicht wie dein Vater, und ich bin ganz sicher anders als deine Mutter. Ich würde nie so wie sie jemandem nachtrauern, den ich nicht haben kann. Nein, wir führen eine gute Ehe. Vielleicht findest du einen so pragmatischen Ansatz langweilig, aber er ist eine gute Grundlage für den Bund, der ein Leben lang halten soll.“
„Wenn das so ist, verstehe ich nicht, warum du dich über seine Affäre aufregst“, wandte Paige verwirrt ein.
„Natürlich tut es ein bisschen weh.“ Juliette seufzte. „Aber ich bin nicht so gefühlsbetont und leidenschaftlich wie du. Marc und ich waren uns vor der Hochzeit einig darüber, was für eine Ehe wir führen wollten. Er war sehr aufrichtig zu mir.“
„Hat er dir angekündigt, dass er Affären haben würde?“, fragte Paige schockiert.
Juliette lachte. „Natürlich nicht! Er hat mir nur erklärt, dass er anscheinend nicht imstande sei, eine so romantische Liebe zu empfinden wie die, über die sich die Dichter auslassen. Aber er mag mich sehr und wünscht sich, dass ich die Mutter seiner
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