BIANCA EXKLUSIV Band 0181
nichts anderes übrig, als es mir zuzuschicken.“
„Für die Hunde und Brodie finden wir eine Lösung.“
Paige sah ihn ärgerlich an. „Ich bezweifle nicht, dass es dir gelingt, aber ich bin auf sie angewiesen, bis ich einen Job finde.“
„Hast du schon Termine für Vorstellungsgespräche?“
„Nein. Und auf deiner einsamen Insel kann ich nicht mal die Morgenausgabe mit den Stellenanzeigen in Napier und Umgebung bekommen.“
„Auch das lässt sich einrichten“, widersprach er. „Entweder finden wir die Zeitungsannoncen im Internet, oder ich beauftrage jemanden, die Anzeigen zu sichten, während du weg bist. Juliette wollte unbedingt, dass du nach Arohanui kommst, und ich denke, du solltest ihr den Gefallen tun.“
Beinah hätte Paige gefragt: Und deine Geliebte? Wird sie auch dort sein?
Stattdessen sprach sie aus, was sie am meisten wunderte. „Wieso hat sie mir überhaupt etwas hinterlassen? Sie war noch jung und konnte doch nicht wissen, dass sie verunglücken würde.“
„Ich habe gleich nach der Hochzeit darauf gedrängt, dass sie ein Testament macht“, antwortete Marc ruhig. „Warum sollte sie dir kein Andenken vermachen? Du warst ihre Freundin, und sie hat dich geliebt.“ Ein Muskel zuckte an seiner Schläfe, und er klang traurig.
„Ich hatte nicht erwartet, dass Juliette mir etwas hinterlassen würde.“
„Das weiß ich. Bestimmt fragst du dich auch, warum ich dich nicht schon früher benachrichtigt habe. Juliette hat es so gewollt. Sie hat in ihrem letzten Willen festgelegt, dass du das Kästchen erst zwei Jahre nach ihrem Tod bekommen sollst.“
„Warum?“, fragte Paige verblüfft. „Wie seltsam, erst zwei Jahre verstreichen zu lassen und mich dann auf die Insel zu schicken. Juliette hat doch nie irgendwelche Marotten gehabt. Und die Insel hat sie sowieso …“
„Nicht geliebt? Ich weiß.“ Er machte eine schicksalsergebene Geste. „Bestimmt hatte sie trotzdem einen guten Grund. Leider kenne ich ihn nicht. Aber ich werde dafür sorgen, dass ihr letzter Wille erfüllt wird.“
Ich wünschte, sie hätte es weniger kompliziert gemacht, dachte Paige. „Ich kann mir die Reise nicht leisten.“
„Das ist unwichtig.“
„Ich will aber keine Almosen!“ Sie blitzte ihn wütend an.
„Juliette wollte dir etwas schenken, Paige“, erklärte Marc kalt. „Ist es zu viel verlangt, dafür etwas Zeit zu opfern? Ist dir eine Woche zu viel, um den letzten Willen deiner besten Freundin zu erfüllen?“
Außer sich vor Zorn stand Paige auf und schrie ihn über den Tisch hinweg an: „Du bist ein hinterhältiger, gemeiner Kerl!“
Marc erhob sich ebenfalls. „Das ist dir doch nichts Neues“, antwortete er höflich.
„Ich weiß genau, was du bist!“, stieß sie verzweifelt hervor.
Er lächelte verächtlich. „Egal, was du von mir denkst, du kannst sicher sein, dass ich mich niemals einer Frau aufdrängen würde, die nichts von mir wissen will.“
„Ich … ich … das war gar nicht … An so etwas hatte ich nicht gedacht“, widersprach sie heiser.
Doch natürlich hatte sie, und er wusste es. Aber ihre heftige Reaktion auf Marc erschreckte sie, weil sie sich in der Liebe nicht auskannte. Einen festen Freund hatte sie zuletzt während der Schulzeit gehabt. Inzwischen war sie dreiundzwanzig, noch Jungfrau, und ihre Erfahrung beschränkte sich auf harmlose Zärtlichkeiten und einige heiße, aber höchst unschuldige Küsse.
Vermutlich machte sich Marc insgeheim über sie lustig.
„Vielleicht beruhigt es dich, dass ich dich nur auf der Insel absetzen und am nächsten Tag nach Australien weiterfliegen will.“ Seine Stimme wurde wärmer. „Bitte komm nach Arohanui, Paige. Wir fliegen zusammen hin, und für die Rückfahrt kannst du selbst entscheiden, wie du reisen willst.“
Während er sprach, musterte er ihr verschlossenes, blasses Gesicht, um zu ergründen, was ihn so an ihr faszinierte. Gleichzeitig verachtete er sich dafür, dass er abgesehen von dem Anliegen, Juliettes letzten Willen zu erfüllen, noch etwas anderes verspürte, ein brennendes Verlangen, das kein Hindernis gelten lassen wollte.
Was ihn am meisten anzog, war nicht ihre Schönheit, obwohl er eine Haut wie Satin und ein völlig ebenmäßiges Gesicht zu schätzen wusste. Doch ihre großen grünen Augen, die ein wenig schräg standen, und das energische Kinn waren viel ausdrucksvoller. Ganz abgesehen von ihren vollen Lippen, die zum Küssen wie geschaffen waren, auch wenn sie sie zusammenpresste, als wollte
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