BIANCA EXKLUSIV Band 0181
weiter zurückrechnete.
„Würdest du bitte die Milch holen?“, fragte sie rasch, um seine Gedanken abzulenken.
Aidan blickte sich suchend um. Er erinnerte sich, dass Sam die Milch unter dem Waschbecken aufzuheben pflegte, doch dort war nichts zu sehen.
„Sie ist da drin.“ Stolz lächelnd deutete sie auf den Kühlschrank.
Er nickte anerkennend. „Ah! Du hast ihn also wieder in Gang bekommen?“
„Es ist ein neuer … na ja, ein gebrauchter. Die Stromversorgung ist jetzt auch endlich zuverlässig. Überhaupt ist das Haus jetzt geradezu luxuriös. Alle Türen und Fenster schließen dicht, und das Dach leckt auch nicht mehr.“ Sie zögerte. Ihr fiel ein, wie heftig sie anfangs über dieses Thema gestritten und wie vehement sie sich gegen seine Einmischung gewehrt hatte. Doch wenn er sich entschuldigt hatte, konnte sie das auch. „Vielen Dank … für das alles“, sagte sie verlegen und machte eine umfassende Geste.
„Ich freue mich, wenn du dich hier wohlfühlst“, antwortete er, und es klang aufrichtig.
„Wie ich sehe, beschäftigst du dich jetzt mit kleineren Kunstwerken“, bemerkte er dann und deutete auf das Tablett.
„Oh ja. Es ist nicht mehr sehr praktisch, große Schrottteile herumstehen zu haben.“ Sie lächelte und strich sich über den gewölbten Bauch. „Er ist leicht im Weg.“
Aidan musterte die Metallteile auf dem Tablett. „Woran arbeitest du?“, fragte er und griff nach einem kleinen Stück aus ineinander verschlungenem Kupfer- und Silberdraht.
„Schmuck. Das werden Ohrringe, und es gibt noch dazu passende Armreifen.“
„Hübsch“, stellte er anerkennend fest und drehte das Teil in der Hand hin und her. „Und recht ungewöhnlich. Verkauft es sich gut?“
„Zurzeit nicht besonders“, gestand sie. Der Kaffee war fertig, und sie brachte zwei Becher zum Tisch. „Ich will mir einen kleinen Vorrat anlegen, den ich dann hoffentlich im Sommer verkaufen kann, wenn mehr Touristen hier sind.“
„Und wovon lebst du in der Zwischenzeit?“
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung, als wäre Geld ihre geringste Sorge. „Ich habe einiges für die Freiheitsserie bekommen.“
Er sah sie stirnrunzelnd an. „Viel kann davon aber nicht mehr übrig sein“, stellte er fest.
Sam presste die Lippen zusammen. Aidan Harper war der Letzte, dem sie gestehen wollte, dass sie nahezu pleite war. „Im Moment reicht es noch“, erwiderte sie ausweichend.
„Dir stehen doch sicher Sozialleistungen zu?“ Er ließ nicht locker. „Jedenfalls weil du …“
„Weil ich schwanger bin?“, vollendete sie den Satz für ihn. Es amüsierte sie, dass er es so schwer fand, dieses Wort auszusprechen. Sie schüttelte entschieden den Kopf. „Wahrscheinlich hätte ich Anspruch darauf, aber es ist mir lieber, wenn ich selbst für meinen Unterhalt sorgen kann.“
„Immer noch um jeden Preis unabhängig?“, spottete er.
„So will ich es eben“, beharrte sie spröde.
„Was ist mit … dem Vater des Kindes?“, fragte er, und die Schärfe kehrte in seine Stimme zurück. „Will er nicht helfen?“
Sam musste sich zwingen, ihn anzuschauen. Auf keinen Fall würde sie ihm ihr Geheimnis verraten. „Ich habe nicht vor, ihn zu fragen“, wehrte sie ab.
„Warum nicht?“, fragte er. „Er ist genauso verantwortlich wie du. Er kann dich doch nicht erst schwängern und sich dann aus dem Staub machen!“
„Ich … will seine Hilfe nicht“, protestierte Sam. Sie hoffte inständig, Aidan würde das Thema endlich fallen lassen. „Ich komme gut allein zurecht.“
Er zögerte, bevor er heftig Luft holte. Es fiel ihm sichtlich schwer, nicht weiter in sie zu dringen. „Es tut mir leid“, sagte er schließlich. „Er muss dich sehr verletzt haben.“
„Ich möchte lieber nicht darüber reden“, erwiderte sie steif. Sie wünschte, sie könnte ihm erklären, dass die Dinge nicht so lagen, wie er offenbar vermutete. Aber ihr blieb keine Wahl, als ihn in diesem Glauben zu lassen.
„Hast du ihn geliebt?“
Eine leichte Röte stieg in Sams Wangen. „Nun … nicht wirklich“, gestand sie. Sie konzentrierte sich angelegentlich darauf, ihren Kaffee umzurühren, obwohl weder Milch noch Zucker darin waren.
„Nicht wirklich? Was soll das heißen?“
„Soll das ein Verhör sein?“, konterte Sam. Sie war froh, ihre Verlegenheit mit Ärger überspielen zu können. „Das geht dich nichts an.“
„Nein, wahrscheinlich nicht“, gab er zu. „Nenn es gekränkte Eitelkeit. Als du mir letzten Sommer die
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