BIANCA EXKLUSIV Band 0181
beschützt.
„Christina“, fragte er leise, „ist mit dir alles in Ordnung?“
„Ja, sicher“, erwiderte sie schnell, damit er nicht auf den Gedanken kam, dass Twyla ihre schlimmsten Befürchtungen geweckt hatte.
„Na gut.“ Jetzt sollte er hinter den Schreibtisch zurückkehren, doch er blieb stehen und streckte die Hand nach ihr aus und wollte sie berühren.
Christina zuckte vor ihm zurück.
Sekundenlang sahen sie einander schweigend an. Dann sprang Christina auf und griff nach ihren Unterlagen. „Ich bin in meinem Büro.“
Sie wartete auf keine Antwort und sah Derek auch nicht mehr an. Ihre Vergangenheit und ihre Fehler drohten sie wieder einzuholen.
10. KAPITEL
Christina überstand die Woche, ohne dass es zu einer weiteren Katastrophe kam.
Die Gerüchte hatten ihre Karriere nicht zerstört, sie aber zu einer Art Berühmtheit in der Firma gemacht. Wo sie auftauchte, folgten ihr Blicke, und sie erriet die Gedanken der Leute: Sie schläft sich nach oben.
Niemand sprach es offen aus, weil Derek nach Twyla auch Edith zum Personalchef geschickt hatte.
Viele Mitarbeiter taten, als hätten sie die Gerüchte überhaupt nicht gehört. Etliche stellten sich sogar bei Christina vor und bedankten sich bei ihr für ihre Vorschläge zur Verbesserung des Arbeitsklimas. Die Freude war groß darüber, dass sich die Firmenleitung endlich darum kümmerte.
Zusätzlich zu der wachsenden Anerkennung erschien Twyla bei Christina mit einem Blumenstrauß und entschuldigte sich für ihr Verhalten.
Was Derek selbst anging, behandelte er sie wieder wie eine ganz normale Mitarbeiterin. Er vermied es, sich mit ihr allein zu treffen. Schon gar nicht lud er sie erneut zum Mittagessen in dem kleinen italienischen Café oder gar zum Abendessen ein. Zwischen ihnen herrschte jetzt jene Distanz, auf die Christina gedrängt hatte.
Es gab jedoch Momente, in denen sie merkte, dass diese Distanz nicht ausreichte. Bei Besprechungen ertappte sie Derek dabei, dass er sie sehnsüchtig betrachtete. Doch sie sagte sich, dass es nur Sextrieb war, purer Sextrieb. Darum erwiderte sie seine Blicke nicht. Rockwell hatte von sich selbst behauptet, dass er zu tieferen Gefühlen gar nicht fähig war.
Endlich stand das Wochenende vor der Tür, und Christina bemühte sich, nicht mehr ans Büro zu denken. Anders als bei der ersten überstürzten Präsentation hatte das Team diesmal alles sorgfältig vorbereitet. Erst Mitte nächster Woche wollten sie ihre Ideen für ein konkretes Kursangebot vorstellen, und unglaublicherweise waren sie dem Zeitplan sogar voraus.
Das bedeutete, dass Christina die vor ihr liegende Zeit genießen konnte – wenn sie nur gewusst hätte, wie sie das anstellen sollte.
Im Moment bemühte sie sich jedenfalls. Sie saß im Red, dem Restaurant ihres Vaters, an einem Tisch im Freien. Entspann dich, befahl sie sich und zerknüllte eine Serviette in den Händen.
Seufzend legte Christina die Serviette in den Schoß. Sie wartete auf Gloria und Sierra, mit denen sie zu Mittag essen wollte. Ihr Dad hatte ihr schon ein großes Glas Eistee mit einem Minzezweig und einer Zitronenscheibe gebracht. Danach war er wieder gegangen, und nun saß sie da und lauschte auf das Plätschern des Springbrunnens. Und auf die Ermahnungen ihres Gewissens.
Nein, sie wollte nicht mehr an Fortune-Rockwell denken. Sie war glücklich, wieder in Red Rock zu sein und im Red zu sitzen. Basta!
Das Restaurant war in einer einstöckigen Hacienda untergebracht, die einst einer einflussreichen spanischen Familie gehört hatte. Das Erdgeschoss war wie ein gemütliches Privathaus eingerichtet, mit dunklen Holztischen und Stühlen, tief hängenden Lampen, Grünpflanzen, Deckenventilatoren und alten Kacheln. Der erste Stock wurde als Büro und Lagerraum genutzt.
Obwohl es drinnen so gemütlich war, zog Christina den kleinen Hof draußen vor, auf dem rote Sonnenschirme Schatten spendeten und bunte Papierlaternen an den Bäumen hingen.
Als sie sich endlich ein wenig beruhigte, die Augen schloss und sich vornahm, den Nachmittag zu genießen, traf Gloria ein und legte ihr die Hand auf den Mund.
„Pst“, flüsterte Gloria. „Da tut sich was.“
Christina öffnete die Augen, und Gloria zog die Hand weg und zeigte zu dem Gittertor, durch das man nach draußen sehen konnte. Hinter Efeuranken erkannte sie zwei Personen, die einander gegenüberstanden und miteinander redeten. Zu verstehen war nichts.
„Das ist Sierra“, raunte Gloria. „Mit einem ihrer Freunde,
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