BIANCA EXKLUSIV Band 0181
Gloria schauderte.
Christina bekam bei dem Wort „Lügen“ eine Gänsehaut. Edith hatte zwar getratscht, aber sie hatte, wenn man es genau nahm, keine Lügen verbreitet. Darum hatte Christina Edith auch lediglich gebeten, zukünftig an die Wirkung solcher Gerüchte auf andere Leute zu denken.
Ihre Mutter war nicht so nachsichtig. Bis heute nahm sie Anrufe von Edith nicht an, obwohl Christina sich darum bemüht hatte, die beiden wieder miteinander zu versöhnen.
Ihr Dad kam auf den Hof und an ihren Tisch. „Haben meine Mädchen bereits entschieden, was ich für sie kochen soll?“
„Hast du denn schon die Küche fürs Mittagessen geöffnet?“, fragte Sierra. „Wir können warten.“
„Für euch habe ich immer geöffnet“, versicherte Dad und küsste Sierra auf die Wange.
„Ach Dad!“ Alle drei standen auf und überschütteten ihn mit Beweisen ihrer Zuneigung. Nachdem er alles lachend über sich hatte ergehen lassen, nahm er die Bestellungen auf – gegrilltes Huhn für Christina, Rinder-Fajitas für Sierra und Krabben-Tacos für Gloria.
Bevor er sich zurückzog, griff er nach Glorias Hand und warf einen Blick darauf. „Verschweigst du deinen Schwestern die Überraschung?“
Gloria lachte. „Ich werde es schon noch verraten.“
„Was denn?“, fragte Sierra. „Was verschweigst du uns?“
Strahlend fasste Gloria in die Handtasche und schob sich einen herrlichen Diamantring auf den Finger. Jack und sie hatten sich endlich auf einen Ring einigen können.
Christina und Sierra schnappten nach Luft, jubelten und umarmten ihre Schwester. Ihr Vater beteiligte sich, doch Christina bemerkte, dass er feuchte Augen bekam. Und er murmelte etwas, er müsste in der Küche Tortillas vorbereiten.
„Wann ist die Hochzeit?“, fragte Christina.
„Wir planen für den Juni eine kleine Feier.“
Sierra war den Tränen nahe, obwohl sie lächelte. „Ich … ich freue mich ja so für dich, Gloria!“, beteuerte sie, sprang auf, umarmte Gloria noch ein Mal und lief heulend ins Restaurant hinein.
„Das liegt an Chad“, stellte Christina fest. „Sie ist über den Mistkerl noch immer nicht hinweg, aber sie freut sich aufrichtig für dich.“
„Ich weiß.“ Gloria war sichtlich besorgt. „Meinst du, ich sollte ihr nachgehen?“
„Gleich. Lass ihr noch etwas Zeit, damit sie sich erholen kann. Bestimmt ist es ihr peinlich, dass sie sich nicht beherrschen konnte.“ Fasziniert berührte Christina den Ring. „Jack kann sich wirklich glücklich schätzen.“
„Danke. Ich wünschte mir nur …“
„… dass Sierra und ich auch den Richtigen finden? Keine Angst, es gibt auch andere Möglichkeiten, um glücklich zu sein.“
Gloria beugte sich zu ihr und betrachtete sie eingehend. „Du machst gerade viel durch, nicht wahr? Vielleicht hat dein bedrücktes Gesicht ja wirklich mit diesen albernen Gerüchten in der Firma zu tun, aber vielleicht steckt auch mehr dahinter.“
„Nein, es ist nichts.“
Ihre Schwester schüttelte den Kopf. „Du kannst mir nichts vormachen, Schwesterherz. Ich sage dir nur eines: Folge deinem Herzen. Ich hätte bei Jack viel weniger Zeit verloren und mir viel Ärger gespart, wären mir Vertrauen und Liebe leichter gefallen.“
Christina wollte Gloria fragen, wieso sie so sicher war, dass es tatsächlich Liebe war, die sie empfand. Sie hatte jedoch Angst davor, mit dieser Frage ihre unterdrückten Gefühle zu verraten.
Sie schwiegen eine Weile und hingen ihren eigenen Gedanken nach, bis Christinas Handy klingelte.
Gloria stand auf und deutete zum Haus. „Ich sehe mal nach Sierra.“
„Ich komme auch gleich.“
Sobald Christina allein war, holte sie das Handy hervor und warf einen Blick auf das Display.
Derek. Der Mann, auf dessen Anruf sie gehofft und den sie gleichzeitig gefürchtet hatte.
Folge deinem Herzen, hatte Gloria gesagt. Das mochte ihr schwerfallen, aber Christina wollte es wenigstens versuchen. Darum nahm sie seinen Anruf an. Obwohl Wochenende war.
Nach dem Mittagessen fuhr Christina heim und wühlte in ihrem Schrank nach farbenfroherer Kleidung. Sie fand eine gelbe Shorts, ein gelb und weiß gestreiftes Top und weiße Turnschuhe. Dann band sie das Haar zum Pferdeschwanz, anstatt es wie immer zum Knoten einzudrehen. Vielleicht war ja tatsächlich eine Veränderung angebracht?
Auf der Fahrt zu Dereks Wohnung fragte sie sich, was es bedeutete, wenn man seinem Herzen folgte. Musste man dann auf den Verstand verzichten?
„Könnte ich dich sprechen?“, hatte er
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