BIANCA EXKLUSIV Band 0187
noch einen Ausweg. „Wie lange müsste ich hier auf der Insel bleiben?“
Slade zögerte kurz. „Du kannst Valanu verlassen, sobald ich damit einverstanden bin.“
Am liebsten hätte sie ihn aus lauter Zorn, Verzweiflung und Enttäuschung angeschrien. Aber sie befürchtete, er würde es sich anders überlegen, wenn sie die Beherrschung verlor. „Ich würde dir versprechen, nicht noch einmal mit Marian Kontakt aufzunehmen. Dann …“ Als er die Hand hob, wich Alli zurück.
„Ich wollte dich nicht schlagen“, erklärte er ungläubig.
„Das weiß ich.“
„Hat dein Vater dich geschlagen?“
Sein sanfter Ton beunruhigte sie mehr als alles andere. „Nein, nie. Er war ein Gentleman, wie er im Buch steht.“ Sie ließ die Worte wirken, ehe sie fortfuhr: „Okay, ich bin mit deinem Vorschlag einverstanden. Ich möchte es jedoch schriftlich haben.“
Er lachte belustigt auf. „Innerhalb einer Woche hörst du von meinem Rechtsanwalt.“
Alli war gekränkt. „Wenn nicht, gilt die Vereinbarung nicht mehr. Damit ihr es wisst, du und Marian Hawkings: Ich hatte nie die Absicht, mich dieser Frau aufzudrängen. Ich wollte ihr nur einige Fragen stellen.“
„Dann musst du lernen, dich diplomatischer auszudrücken.“ Er drehte sich um und wollte gehen. „Sie kann deine Fragen sowieso nicht beantworten. Falls es stimmt, dass du deine Mutter suchst, bist du auf der falschen Fährte.“
Es fiel Alli schwer, zu schweigen. Aber sie schaffte es. Sie wusste genau, dass Marian Hawkings ihre Mutter war. Die Lügen, die sie offenbar Slade erzählt hatte, passten zu dem Bild, das Alli sich von ihr gemacht hatte. Marian Hawkings wollte mit ihrer Tochter nichts zu tun haben.
„Ehe du gehst, verrat mir bitte eins“, bat Alli ihn.
„Ich wüsste nicht, was.“ Er ging die Stufen hinunter. Doch schließlich blieb er stehen und sah Alli an.
„Die ganze Sache kostet dich viel Geld“, stellte sie fest. „Was bedeutet Marian Hawkings dir? Deine Mutter kann sie nicht sein, es sei denn, sie hatte eine Affäre, ehe sie meinen Vater geheiratet hat. Ich nehme an, sie ist deine Stiefmutter.“
Sekundenlang zögerte er. „Ja, das ist sie“, gab er dann zu. „Du hast behauptet, du hättest ihren Namen auf der Heiratsurkunde deines Vaters entdeckt. Ihr erster Mann hieß jedoch nicht Ian Pierce.“
„Das stimmt. Er hieß Hugo Ian Greville. Pierce war der Mädchenname seiner Mutter. Nachdem deine Stiefmutter ihn verlassen hat, hat er offiziell seinen Namen geändert. Erst nach seinem Tod habe ich die Heirats- und die Scheidungsurkunde und den Zeitungsartikel über die Hochzeit meiner Mutter mit deinem Vater gefunden.“
Im Mondschein wirkten seine Gesichtszüge streng und entschlossen. „Dann wusstest du, wer ich war, ehe wir uns überhaupt kennengelernt haben?“
„Nein“, erwiderte sie scharf. „In dem Artikel wurde nichts von einem Sohn erwähnt. Ich hatte keine Ahnung, wie der neue Besitzer von Sea Winds hieß.“ Sie blickte ihn an. Glaubte er ihr? Seine Miene verriet nichts. „Als nach deiner Ankunft dein Name genannt wurde, habe ich keinen Zusammenhang hergestellt. Hawkings ist ein recht häufiger Name.“
„Ah ja.“ Er machte eine Pause. „In einer halben Stunde verlasse ich Valanu. Das nur zu deiner Information.“
Verblüfft, zornig und leicht verzweifelt sah sie hinter ihm her, während er in Richtung Strand wanderte, bis er in der Dunkelheit verschwunden war.
4. KAPITEL
Alli ließ sich anmutig aus dem Sattel gleiten und streichelte dem Grauschimmel die Nüstern. „Gutes Mädchen“, sagte sie leise und blickte zum Strand. Weit im Norden, mehrere tausend Kilometer entfernt im Pazifischen Ozean, lag Valanu.
Achtzehn Monate lang hatte sie sich an die mit Slade Hawkings getroffene Vereinbarung gehalten. Doch vor sechs Monaten hatte sie die Insel verlassen. Ihre Freunde vermisste sie immer noch, aber an das neuseeländische Klima hatte sie sich schon gewöhnt. Ihr gefielen der Wechsel der Jahreszeiten und auch ihr neues Leben.
Es war recht kühl an diesem Tag. Die Maori hatten längst Matariki, ihr traditionelles Fest, gefeiert, nachdem die Plejaden am nördlichen Himmel erschienen waren. Das bedeutete, dass der Frühling beinah vorbei war und es Sommer wurde.
„Hallo, Alli!“
Sie drehte sich um und winkte dem Mann mittleren Alters zu, der über die Weide auf sie zukam. „Hallo, Joe. Gibt es Probleme?“
„Wer weiß. Du hast Besuch.“ Er griff nach den Zügeln. „Geh bitte zur Lodge. Ich kümmere
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