BIANCA EXKLUSIV Band 0187
Öl gestoßen war, hatte sie zu ihrer Erleichterung das Geschäft mit den Touristen aufgeben können. Es war kein Geheimnis, dass die Rhodes’ vom Tourismus auf der Ranch nicht begeistert gewesen waren.
Trotzdem gab es die Unterkünfte noch, in denen damals die Städter untergebracht worden waren … sie standen leer und verlassen da, in den Hügeln oberhalb des Haupthauses.
Emmy blieb vor der Hütte mit der Nummer fünf stehen und holte tief Luft. Durch einen Spalt drang Licht nach draußen, und sie nahm den Duft des Abendessens wahr, das sie vorbereitet hatte.
Vorsichtig drückte sie gegen die Tür und versprach sich, das Essen zu genießen und dann …
Neben dem Essensduft nahm Emmy in der Hütte den Geruch von Möbelpolitur wahr. Kerzenlicht beleuchtete die Einrichtung. Eine Tagesdecke mit aztekischem Muster lag auf einem Doppelbett, und in der Mitte des Raumes befand sich ein reich gedeckter Tisch.
„Heute bist du pünktlich“, erklang eine leise Stimme.
Emmy drehte sich um, und Deston kam auf sie zu, in schwarzem Smoking und Seidenhemd. Seine Haare waren glatt gekämmt, als Kontrastprogramm trug er Cowboystiefel zur Abendgarderobe.
Während sie an ihrem schlichten Kleid zupfte, fühlte Emmy sich in jeder Hinsicht unterlegen. Aber laut Felicia und Carlota war die echte Lila keine auffällige Erscheinung, sondern eine zurückhaltende Frau, die auf Oakvale meistens gelesen hatte.
Emmy richtete sich zu ihrer vollen, wenn auch geringen Größe auf und lächelte.„Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Offenbar haben sich deine Putzaktionen auf der Ranch schon herumgesprochen.“
Destons grüne Augen hoben sich von seiner gebräunten Haut ab. Er zeigte auf die Ecke hinter Emmy, und plötzlich waren sanfte Gitarrenklänge zu hören.
Obwohl sie sich umdrehen wollte, konnte sie den Blick nicht von Deston lösen.
„Ich hätte wissen sollen, dass jemandem die Aktivitäten heute Morgen aufgefallen sind, aber mein Vater hat mir geglaubt, dass ich einige dieser Hütten für meine zukünftigen Besuche hier renovieren möchte. Meine Eltern würden alles dafür geben, mich auf der Ranch zu halten, aber sie wissen, dass ich niemals in das Haupthaus einziehen würde.“
Neugierig schaute Emmy nun über die Schulter zu dem Gitarristen in der Ecke und hoffte, dass es niemand von der Ranch war. Der dunkelhaarige Fremde schaute sie jedoch nicht einmal an.
Als sie sich wieder zu Deston wandte, wies sie auf den Mann.
Deston grinste, ging zum Tisch und schob ihren Stuhl zurück. „Er kommt nicht aus der Stadt und ist diskret. Ich weiß doch, dass du darauf Wert legst.“
Falls Deston wüsste, dass Emmy Köchin war, würden sie dann so locker reden können? Wäre er ebenso höflich und aufmerksam?
Er setzte sich ihr gegenüber. „Ich bin froh, dass du hier bist.“
Emmy lächelte. „Ich auch.“
Als er den Chardonnay einschenkte und danach das Essen servierte, beobachtete Emmy jede seiner Bewegungen.
Nach einem halben Glas Wein sehnte sie sich schon danach, Destons Hände auf ihrem Körper zu spüren. Könnte sie jedoch genießen, was Deston ihr anbot? Eine sorglose Nacht ohne Verpflichtungen?
Wieder dachte sie an Paolo und seine nebulösen Versprechungen.
Aber nein, jetzt war alles anders, diesmal hatte sie das Geschehen unter Kontrolle. Diesmal würde weder ein ganzes Dorf noch ihre Familie von dieser Liaison erfahren.
Gedankenverloren berührte Emmy ihr Medaillon.
Deston legte die Gabel ab und lehnte sich nach vorn. „Mir ist aufgefallen, dass du dein Herz so trägst, dass es für jeden sichtbar ist.“
„Mein Dad hat es mir geschenkt.“ Nigel Brown, der frühere Butler von Edward Rhodes dem Dritten.
„Ich wusste gar nicht, dass dein Vater so sentimental ist. Mir kam es so vor, als hätte er eher etwas für Diamanten und Saphire übrig.“ Nun redete er von Mr. Stanhope.
Wieder fühlte sich Emmy minderwertig, aber sie verscheuchte die negativen Gedanken. Obwohl ihr Vater für die Kette nicht viel ausgegeben hatte, war sie unbezahlbar.
„Als er sie gekauft hat“, sagte Emmy und rieb mit dem Daumen über das Gold, „hat er das Medaillon geöffnet und die Innenseite geküsst, wo eigentlich das Bild hingehört. So sollte ich ihn immer bei mir haben.“
Deston presste die Lippen zusammen und schaute weg. „Es ist schön, wenn man sich in der Familie so nahe steht.“
Die echte Lila wusste vielleicht etwas über das streng geregelte Familienleben der Rhodes’, aber Emmy gab keinen
Weitere Kostenlose Bücher