BIANCA EXKLUSIV Band 0187
Emmy. „Ich möchte gerne eine eigene Wohnung haben und nicht mehr länger als Bedienstete der Familie Rhodes arbeiten, für die ich als Mensch gar nicht existiere.“
„Für sie gehören wir doch zur Familie, Emmylou. Rede nicht so einen Unsinn.“
Wenn ihre Mutter wüsste, wie sie sich wirklich fühlte …
„Darf ich noch etwas sagen, bevor du wegläufst, um selbstständig zu sein?“, setzte Francesca erneut nach.
Jetzt kam er wieder. Der Appell an Emmys Gewissen. Das beherrschte ihre Mutter perfekt, und Emmy machte sich schon einmal darauf gefasst.
„Dein Vater und ich haben es dir nie gesagt, aber Mrs. Rhodes hat uns Geld für deine Ausbildung geliehen. Sie wusste, dass du zurückkommen und ihnen gute Dienste leisten würdest, deshalb haben sie in dich investiert. Die meisten Leute haben keine Arbeitgeber, die sich so bemühen. Diese Familie wird sich für den Rest deines Lebens um dich kümmern. Ich bitte dich nur, das nicht zu vergessen.“
„Aber …“ Emmy hielt inne. Wie konnte sie weggehen, wenn sie Leticia Rhodes ihr Geld nicht zurückzahlen konnte? Wie sollte sie das jetzt schaffen? Solange sie kein Geld gespart hatte, müsste sie weiter als Köchin in Oakvale arbeiten.
Das hinderte sie aber nicht daran, weiter zu träumen und zu planen.
„Also gut, Mama. Ich respektiere zu sehr, was du, Papa und Mrs. Rhodes für mich getan habt, um euch jetzt im Stich zu lassen.“
„So ist es richtig.“ Francesca umarmte Emmy fest. „Ich wusste, dass du deine Familie nicht enttäuschen würdest.“ Nun stand sie auf und summte zufrieden ein Lied.
Emmy war nun also gezwungen, noch einige Jahre auf Oakvale zu bleiben, denn früher könnte sie das Geld niemals zurückzahlen. Außerdem brauchte sie ihren Verdienst hier, wenn sie ihr Kind allein aufziehen wollte.
Sollte sie Deston überhaupt von dem Baby erzählen, nachdem er nun klargestellt hatte, dass er Emmylou Brown nicht akzeptieren würde?
Emmy versuchte, sich durch das Lied ihrer Mutter beruhigen zu lassen. Sie hatte schon immer bei ihrer Familie Trost gefunden.
Diesmal musste Emmy allerdings allein zurechtkommen.
Um 23.00 Uhr kam Deston mit Hatcher in San Antonio an und war nur allzu bereit, seinen Vater mit den Dingen zu konfrontieren, die er über ihn herausgefunden hatte. Er betrat das Bürogebäude und fiel aus allen Wolken, als er dort Edward den Dritten vorfand. Der paffte an einer Zigarre und blätterte in Ordnern.
„Was machst du denn hier?“, fragte Deston und stellte seine Aktentasche auf eine Couch.
Hatcher setzte sich auf das Sofa und legte eine Hand auf die Tasche.
„Ich warte darauf, dass mein Sohn nach Hause kommt.“ Mr. Rhodes strich sich über den Bart. „Ist das etwa ein Verbrechen?“
„Die perfekte Überleitung, nicht wahr, Hatcher?“
Der blonde Mann trommelte mit den Fingern auf der Tasche. Edward Rhodes lehnte sich zurück.
„Verdammt, Deston, du konntest nicht die Finger davon lassen. Ich gebe dir und Harry schon so viel Spielraum, wenn es um das Geschäft geht, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass du dich über meine Anordnungen hinwegsetzt.“
„Besonders, wenn sie illegal sind.“ Deston stützte die Hände auf die Hüften. „Ich habe dich schon einmal danach gefragt, aber du hast mir keine Antwort gegeben. Glaubst du, ich lasse es einfach zu, dass du den Stanhopes und anderen Firmen schadest?“
„Ich hatte gehofft, wir könnten die Sache für uns behalten.“ Mr. Rhodes nahm die Zigarre aus dem Mund und wies damit auf Hatcher. „Einer dieser Privatdetektive, die du angeheuert hast, nehme ich an.“
Deston ignorierte die Bemerkung. „Diese schmutzigen Geschäfte müssen sofort aufhören, das sage ich dir jetzt geradeheraus.“
„Ah, der edle Ritter. Ich dachte, du wüsstest, wie man eines der erfolgreichsten Unternehmen der Welt führt, mein Sohn.“
„Es kann doch nicht sein, dass Angestellte dafür bezahlt werden, ihren Arbeitsplatz zu sabotieren, damit das Unternehmen an Wert verliert und für einen Spottpreis aufgekauft werden kann.“
Mr. Rhodes erwiderte nichts. Deston sah zu Hatcher.
„Deston“, sagte sein Vater schließlich, „ich muss dein unerschütterliches Ehrgefühl bewundern. Erst weigerst du dich, dich bei Lila Stanhope einzuschmeicheln, damit sie ein gutes Wort bei ihrem Daddy einlegen kann, und dann startest du einen Angriff auf die dunkle Seite unseres Gelderwerbs.“
Der Hinweis auf Lila berührte Deston. Nachdem er sie weggeschickt hatte, hatte er ihre
Weitere Kostenlose Bücher