BIANCA EXKLUSIV Band 0187
Kleider und den Schmuck gefunden. Diese „vergessenen“ Gegenstände sprachen eine deutliche Sprache: Es war vorbei.
Aber er sehnte sich nach ihrer Berührung, ihrem Lachen, ihrer Fröhlichkeit. Und außerdem trug sie vielleicht sein Baby …
Diese Gedanken durfte er im Moment jedoch nicht weiterverfolgen.
„Hier ist der Beweis.“ Betont ruhig ging Deston zu Hatcher, der eine CD aus der Aktentasche holte. „Wenn du diese CD in deinen Computer legst, dann wirst du die interessante Geschichte eines Bankers hören. Er hat den Auftrag erhalten, bestimmte Mitarbeiter von Stanhope heimlich zu bezahlen.“
Edward der Dritte antwortete nicht. Bestimmt erkannte er, dass Deston seine kriminellen Absichten beweisen konnte, wenn es zum Äußersten kommen sollte.
„Ich habe übrigens dafür gesorgt, dass der Banker angemessen entlohnt wurde, nachdem er seinen Job gekündigt hat“, fügte Deston hinzu. „Wir müssen uns doch um die kleinen Leute kümmern, nicht wahr?“
Etwas Zigarrenasche fiel auf Mr. Rhodes’ breite Brust. Dadurch wirkte er plötzlich viel menschlicher. Nun meldete sich Destons Gewissen, und er hätte sich am liebsten entschuldigt. Aber nein, er würde standhaft bleiben. Wenn nicht für Lila, dann für all die anderen Menschen, denen man Unrecht getan hatte.
„Ich hätte nie gedacht, dass du dahinterkommst“, meinte Mr. Rhodes. „Jetzt weiß ich gar nicht, ob ich stolz sein oder mich schämen soll.“
„Scham wäre eher angebracht.“
Ein lautes Lachen ertönte. „Du solltest dich schämen, weil du mich im Stich gelassen hast, Deston. Aber jeder Rhodes erhält eine zweite Chance. Harry hat seine bekommen, als er sich in das Dienstmädchen verliebt hat. Jetzt bist du dran.“
Harry.
Sunny war enttäuscht über Destons Einstellung dazu gewesen. Als er ihr von Harry und dem Dienstmädchen berichtet hatte, hatte sie ihn angeschaut, als wäre er der letzte Abschaum, und er wusste, dass sie recht gehabt hatte. Er war zur Arroganz erzogen worden und war nicht sicher, wie er sich davon lösen konnte.
Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, damit anzufangen.
Glücklicherweise verließ Hatcher gerade das Büro, sodass Deston unumwunden über persönlichere Dinge reden konnte. „Ich mache keinen Rückzieher, Dad.“
„Dann kann ich wahrscheinlich keinem meiner Söhne trauen“, entgegnete Mr. Rhodes, und sein Gesicht wurde vor Wut ganz rot.
„Und wer zum Teufel kann dir trauen?“, fragte Deston, als sein Vater jegliche Gelassenheit verlor. „Wir sind doch schon steinreich. Warum müssen wir dann so tief sinken, um noch mehr zu bekommen? Und sag mir jetzt nicht, dass es schon immer so gewesen ist, das nehme ich dir nämlich nicht ab.“
Mr. Rhodes erhob sich. Groß, Furcht erregend und wütend stand er da. „Wenn du an meiner Stelle wärst, würdest du es verstehen. Niemals soll unsere Familie unter meiner Führung schwächer werden.“
„Ich will doch gar nicht, dass unsere Familie schwächer wird. Ich will nur, dass diese krummen Geschäfte aufhören.“ Deston ging einen Schritt nach vorn. „Glaubst du wirklich, dass niemand sonst deine Machenschaften durchschauen wird?“
Schweigen.
„Richtig“, fuhr Deston fort, „ich weiß, dass du dir schon die gleiche Frage gestellt hast. Es ist Zeit, etwas zu verändern. Und das heißt nicht, dass du deinen Einfluss verloren hast, sondern dass du die Kraft hast, alles richtigzustellen.“
„Was wirst du tun, wenn ich nicht aufhöre?“ Nun wirkte sein Vater direkt ängstlich, und Deston hätte ihm am liebsten gesagt, dass alles wieder gut würde. Aber so einfach war das alles nicht.
„Wenn du nicht aufhörst, informiere ich die zuständigen Behörden.“ Deston hasste sich und klopfte sich zugleich innerlich auf die Schulter, weil er sich nicht beirren ließ. „Außerdem werde ich mit den Stanhopes reden.“
Erst dann könnte er sich frei von Schuld fühlen.
Mr. Rhodes stand von Destons Schreibtischstuhl auf und setzte sich auf einen Stuhl neben dem Tisch. Jetzt konnte Deston deutlich die Schweißperlen auf der Stirn seines Vaters sehen.
Er packte Edward an den Schultern. „Ich würde für diese Familie sterben, aber nicht, wenn sie nicht mehr für Ehrlichkeit steht.“
Langsam nickte sein Vater, und Deston konnte leichter atmen. Trotzdem war er unruhig, weil er wusste, dass er Sunny wiederfinden musste, und das nicht, weil er ihr von der Betrügerei seines Vaters berichten wollte.
Diesmal wollte er sie um ihrer selbst willen suchen.
Weitere Kostenlose Bücher