BIANCA EXKLUSIV Band 0187
den leidenschaftlichen Ausdruck in seinen Augen erkannte, fühlte sie sich hier nicht mehr sicher.
Tapfer stand sie vom Bett auf.
„Geh nicht“, bat er sie.
Sie konzentrierte sich darauf, ihre Schuhe anzuziehen. „Wir bleiben in Kontakt. Okay?“
Gedämpftes Sonnenlicht schien auf die Bettlaken, die einen deutlichen Kontrast zu Destons gebräunter Haut bildeten. Am liebsten wäre Emmy zu ihm ins Bett zurückgegangen und den ganzen Tag dort geblieben.
„Ich habe dein Medaillon unten“, bemerkte er. „Manchmal schaue ich es mir an, um mich daran zu erinnern, dass es dich wirklich gibt.“
Ihr Medaillon. Papa.
Kurz überlegte Emmy, ob sie doch noch bleiben sollte, bis Deston ihr die Kette aushändigte. War das nicht einer der Gründe, warum sie gekommen war?
Natürlich.
Andererseits … wenn sie noch eine Minute länger hierbliebe, dann wäre sie verloren.
Deston unterbrach ihren inneren Kampf. „Harry und ich gehen in wenigen Stunden mit seinem Sohn in den Wycliffe Park. Wenn du mich wieder überraschen möchtest, dann kannst du mich von acht bis ungefähr zehn Uhr dort finden. Sonst wird niemand von unserer Familie dort sein.“
Bestand die Möglichkeit, dass jemand sie in Wycliffe erkannte? Könnte sie das Risiko eingehen? „Bringst du dann das Medaillon mit?“
„Wenn du dann kommst.“
„Gut.“ Emmy zögerte. „Vielleicht komme ich wirklich.“
„Dann hoffe ich das Beste.“
Nun zwang sie sich zu gehen und kletterte vorsichtig aus dem Fenster.
Sie wollte endlich ihr Herz zurückhaben. Und dabei dachte sie nicht nur an das vergoldete.
11. KAPITEL
Obwohl Deston gesagt hatte, dass er das Medaillon in den Park mitbringen würde, hatte er nicht erwartet, dort Sunny zu begegnen. Schließlich hatte sie es sich zur Gewohnheit gemacht, ihm möglichst aus dem Weg zu gehen … außer in der letzten Nacht, als sie sich in sein Zimmer geschlichen hatte.
Er konnte es immer noch nicht glauben. Ebenso wenig verstand er, dass er wieder den Gentleman gespielt und sich zurückgehalten hatte.
Viele Jahre lang hatte er so vieles versäumt: Augenblicke „danach“, geflüsterte Zärtlichkeiten im Dunkeln, ein verträumtes Schweigen. Jetzt war Deston nicht sicher, ob er bereit war, ohne diese Dinge zu leben.
Er saß gerade auf einer Bank, als sein zweijähriger Neffe zu ihm hergetapst kam und sich mit klebrigen Fingern an Destons Beinen festhielt. „Slagsahne.“ William hatte einen Bart aus Schlagsahne, weil er gerade eine heiße Schokolade getrunken hatte. „Willst du noch eine Tasse, kleiner Mann?“
„Das hätte er wohl gerne.“ Harry wirbelte seinen kreischenden Sohn durch die Luft und stellte ihn wieder neben Deston ab. „Du bekommst noch einen Zuckerschock, Willy.“
Der Kleine sprang von der Bank und lief dann direkt zu einem Stand mit Kaffee und süßem Gebäck, wobei er fröhlich „Slagsahne“ rief.
Grinsend betrachtete Harry den pausbäckigen Sohn. „Wart’s ab, Dest. So sieht das Eheleben aus.“
Deston hatte in seiner Familie noch nichts über Sunny oder das Baby erzählt. Dass Harry ihn nun für fähig hielt, eine Familie zu gründen, gab ihm zu denken. Vielleicht war die Vorstellung doch nicht so unwirklich? Und vielleicht war die Ehe auch gar nicht so schlimm. Harry jedenfalls wirkte entspannt und gelassen und sah sehr zufrieden aus.
„Du scheinst jedenfalls nicht darunter zu leiden“, stellte Deston fest.
„Niemals. Ich würde es Dad gegenüber ja nicht zugeben, aber Poppy tut mir gut.“
Deston zögerte. „Fragst du dich manchmal, wie dein Leben geworden wäre, wenn du bei Graciella geblieben wärest?“
Nachdenklich blickte Harry seinen Bruder an, bevor er sich wieder William zuwandte, der nun mit zwei anderen Kindern im Sandkasten spielte. „Ich denke schon noch an Graciella. Aber du kennst mich ja. Ich kann mich an jede Situation anpassen. Selbst diese Verrückten in Los Angeles stören mich inzwischen nicht mehr. Und Poppy und ich …“ Er zuckte mit den Schultern. „Wir kommen gut miteinander aus.“
Deston stützte die Arme auf die Schenkel und beobachte William, der Sand durch seine Finger rinnen ließ.
Wenn er Sunny gehen ließe, wäre er dann ein zweiter Harry? Ein Mann, der seine größte Chance auf Glück in der Liebe verpasst hatte?
In diesem Moment klingelte ein Handy, und beide Brüder schauten nach. Es war Harrys. Er stand von der Bank auf und ging einige Schritte weg. Nach wenigen Minuten kehrte er zurück.
„Dest, ich muss jetzt einiges auf
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