BIANCA EXKLUSIV Band 0187
Samantha. Die Männer hatten nichts zu essen gemacht, und sie war am Verhungern.
Dankbar sah sie zu, wie die hochgewachsene Frau aus dem Minibus ein Tablett mit kleinen Kuchen auf den Tisch stellte. „Hoffentlich haben Sie nichts dagegen“, sagte Samantha und nahm einen. „Ich hatte kein Abendessen.“
„Es sind Möhrenkuchen“, erwiderte die Frau. „Vitamine, aber auch Zucker. Vergessen Sie nicht das Zähneputzen.“ Bei Samanthas erstauntem Blick erklärte sie: „Ich bin Lehrerin. Zweite Klasse.“
Samantha gab ihr die Hand. „Samantha Avery. Es gibt nichts, was ich nicht schon gemacht habe. Jetzt bin ich arbeitslos. Und das ist meine Freundin Mary Anne Montgomery.“
Die dunkelhaarige Frau schüttelte ihnen die Hände. „Ich bin Beth Bonning. Seid ihr aus San Diego?“
Sie nickten.
„Wir kommen aus Chula Vista, direkt an der Grenze.“ Beth sah sich um. „Hoffentlich stellen sich diese Typen unter einer ernsthaften Beziehung nicht hoppel, hoppel, danke, Ma’am vor. In den letzten fünf Jahren habe ich so viele Mistkerle kennengelernt, dass sie mir für mein ganzes Leben reichen.“
„Ich habe in den letzten fünf Wochen ebenfalls genug Mistkerle kennengelernt“, sagte Samantha.
„Ich habe nicht einmal einen einzigen Mistkerl kennengelernt“, klagte Mary Anne.
Samantha legte den Arm um sie. „Heute dafür ganz sicher“, meinte sie scherzhaft.
Der Raum füllte sich, und jemand drehte die Lautstärke hoch, bis Samantha das Trommelfell zu platzen drohte. Die Frauen waren noch immer drei zu eins in der Minderzahl. Endlich hing auch die schüchterne Mary Anne am Arm eines Mannes.
Samantha zog sich hinter den Tisch zurück und füllte Pappbecher. Es gefiel ihr, dass alle Männer gebräunt waren, aber die Kleidung sagte ihr weniger zu: Jeans und T-Shirt.
Keiner entsprach ihrer Vorstellung von einem stämmigen Bodyguard, abgesehen von der menschlichen Straßensperre, die sie schon kennengelernt hatte. Aber sie wollte sich keinesfalls mit einem derart dummen Kerl einlassen. Sie brauchte einen Beschützer und keinen gutaussehenden Hohlkopf.
Ein großer, hagerer Typ tanzte mit Beth, während sich ein kleiner Mann mit einem lebhaften Gesicht um Mary Anne bemühte. Der Kleine trug ein Tweedjackett, der Große einen blauen Blazer und eine Anzughose. Wahrscheinlich waren die beiden keine gewöhnlichen Handwerker.
Kurz darauf flog eine Sicherung heraus, und die Musik verstummte. Die Männer bemühten sich, den Schaden zu beheben. Beth und Mary Anne kamen mit ihren Verehrern an den Tisch. Mary Anne stellte ihren Begleiter als Pete Zuniga vor, den Vorarbeiter.
„Sie sind also der Boss?“, fragte Samantha, als sie sich die Hand gaben.
„Nein, der ist noch nicht hier.“ Pete zuckte die Schultern. „Kieran ist ein Einzelgänger.“
„Aber er wird wahrscheinlich kommen. Er weiß, dass das gut für die Arbeitsmoral wäre“, fügte der große Mann in dem Blazer hinzu. „Ich bin Lew Jolson.“
„Er ist der Architekt“, erklärte Beth.
„Und welche Stellung hat dieser Mr. Kieran genau?“ Samantha hatte keine Ahnung, wie es auf einer Baustelle zuging. „Ist er der Eigentümer?“
„Wir sind alle Eigentümer“, erklärte Lew. „Aber er ist der Haupteigentümer. Er hat das Land geerbt und das Projekt auf die Beine gestellt. Ohne ihn wären wir nicht hier.“
„Kieran ist übrigens sein Vorname“, sagte Pete und wandte sich freundlich an Mary Anne. „Wollen wir in der Kantine eine Tasse Kaffee trinken? Wenn die Musik weitergeht, können wir ja wieder herkommen.“
„Gern.“ Mary Anne lächelte erstaunt und erfreut.
„Und wann zeigt sich dieser Kieran?“ Samantha stellte ihn sich als Fünfzigjährigen vor. „Ist er verheiratet?“
Lew schüttelte den Kopf. „Er arbeitet achtzehn Stunden am Tag. Das überlebt keine Ehe.“
Großartig, dachte Samantha. Nie daheim. „Kommt man leicht mit ihm aus?“
„Kieran French ist ein toller Kerl“, versicherte der Architekt. „Ich dachte, er könnte das Projekt nie auf die Beine stellen, aber er hat es trotz größter Schwierigkeiten geschafft. Er ist knallhart, das kann ich Ihnen sagen.“
Wird ja immer besser, dachte sie.
Die Musik setzte wieder ein, und Beth tippte Lew auf den Arm. „Wollen wir?“
„Aber sicher“, erwiderte er und führte sie zurück auf die Tanzfläche.
Kieran French war ein ungewöhnlicher Name, aber er gefiel Samantha. Wahrscheinlich war der Mann schlank und elegant, mehr im Theater als im Boxring daheim.
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