BIANCA EXKLUSIV Band 0188
… eine Verletzung am Kopf. Ich nehme an, dass er bald wiederhergestellt sein wird, aber er ist manchmal etwas wirr bei einigen Dingen.“
„Bei welchen?“
„Bei Details.“ Sie würde ihrem Vater nicht erzählen, dass Charles zu wirr zu sein schien, um zu wissen, welcher Typ von Ehemann er immer gewesen war. „Nichts Wichtiges.“
„Warum klingst du dann so verärgert?“
„Diese Geldsache …“
„Nein, es ist mehr als das. Steckt Charles in Schwierigkeiten?“
Sean schloss die Augen. „Das habe ich mich selbst auch schon gefragt. Irgendetwas stimmt nicht, aber ich weiß nicht, was. Und ich habe keine Zeit, mich mit ihm auf Ratespiele einzulassen.“
„Vergiss es einfach. Das Schlimmste, was ihm geschehen kann, ist, dass er in eine brenzlige Lage gerät und sich erst einmal dünnmacht, bis sich die Wogen wieder glätten. Oder er will mehr Geld.“
„Wahrscheinlich hast du recht.“
„Gut, dann sehen wir uns auf der Party.“
Es klickte in der Leitung, und Sean legte langsam den Hörer wieder zurück. Es klopfte an der Tür. „Ja?“
Charles stand in der Tür, mit nacktem Oberkörper, der mit einem feinen Schweißfilm bedeckt war. „Helen fragt, ob das Zelt direkt neben der Terrasse oder weiter hinten auf dem Rasen aufgebaut werden soll.“
Charles’ Anblick schnürte Sean die Kehle zu, und ihr Mund war plötzlich wie ausgetrocknet. Der glänzende Schweißfilm betonte seine Muskeln, den kräftigen, nackten Oberkörper. Welch ein Anblick! Der Inbegriff von Männlichkeit. Sean musste einen zweiten Anlauf nehmen, bevor sie antworten konnte.
„Ich … ich denke neben der Terrasse.“ Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
Er nickte zum Computer hin. „Glück gehabt?“
„Glück?“
„Bei der Suche.“
„Nein, bis jetzt nicht.“
Er zog ein Taschentuch aus der Tasche und fuhr sich damit über das Gesicht. „Hätte nie gedacht, dass es hier so heiß werden kann.“
„Es ist Juli. Ich frage mich gerade, ob du mit deiner Kopfverletzung so arbeiten solltest.“
„Ehrlich, ich fühle mich jetzt wieder gut. Keine Kopfschmerzen. Aber ich wollte dich um einen Gefallen bitten.“
Ihr Magen zog sich zusammen. Nun kam es! Die Stunde der Wahrheit. Gleich würde sie herausfinden, was er im Sinn hatte. „Um welchen?“
„Auf der Party … könntest du die Namen der Gäste wiederholen, die ankommen?“
„Wie bitte?“
Er berührte das Pflaster, das er jetzt auf seiner Verletzung hatte. „Ich weiß nicht, wie gut ich beim Erinnern von Namen bin. So dachte ich, dass es mir helfen könnte, wenn du mir nur ihre Namen nennen würdest. Es wäre mir peinlich, jemanden zu sehen, den ich kenne, aber dessen Namen ich nicht zuordnen kann.“
Sean geriet in immer tiefere Verwirrung.„Ich soll dir die Namen der Gäste nennen? Das ist alles, was du willst?“
Er nickte. „Das ist alles. Ich will niemanden vor den Kopf stoßen. Würdest du das für mich tun?“
„Natürlich.“
„Gut. Dann gehe ich jetzt zurück an die Arbeit.“ Mit einem Lächeln, das seine Augen warm aufleuchten ließ, drehte er sich um und zog die Tür hinter sich ins Schloss.
Mit einem zittrigen Seufzer ließ Sean sich im Sessel zurücksinken. Dieses Lächeln soeben … Der Himmel möge ihr helfen, aber sie schien kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu stehen! Denn es gab sonst keine plausible Erklärung dafür, warum ein harmloses Lächeln ihren Verstand aufweichte und ihr jeden zusammenhängenden Gedanken unmöglich machte.
Die zwei Männer aus der Stadt, die zur Hilfe gekommen waren, hatten Mac auf Anhieb als Charles Elliott akzeptiert. Während er mit ihnen das Zelt aufbaute, hörte er gut zu und speicherte die Informationen in seinem Kopf. Er erfuhr einiges über die Geschichte der Insel und über die Bürgerinitiative gegen eine Brücke, die zum Festland hin gebaut werden sollte. Und es war nicht schwer, das Verhältnis der Einheimischen zu den Zugezogenen zu erraten, wozu anscheinend jeder zählte, dessen Familie nicht länger als fünfzig Jahre auf der Insel lebte.
Einer der zwei Männer war Miller Sabo, ein Mann mittleren Alters. Seine Familie lebte seit über hundert Jahren auf der Insel, womit sich deren Mitglieder über jeden Zweifel erhaben als Einheimische qualifizierten.
„Die verdammten Zugezogenen“, fluchte er gerade, „mit dieser Brücke schleppen sie uns nur alle Großstadtprobleme herüber!“ Er zog ein Verankerungsseil für das zweiseitige weiße Zelt straff. „Keine Brücken, solange
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