BIANCA EXKLUSIV Band 0188
Leichteste wäre, was er bisher jemals in seinem Leben getan hatte. Und das Verhängnisvollste.
Mit der Zungenspitze befeuchtete sie die halb geöffneten Lippen. Es erforderte Macs ganze Willenskraft, Sean nicht in die Arme zu schließen.
Sie berührte mit den Fingerspitzen sein Kinn. „Es gibt keinen Mann, ehrlich. Es hat nie einen gegeben“, wisperte sie, stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte einen Kuss auf seinen Mund. „Nie“, wiederholte sie. „Hast du es ehrlich gemeint, was du gesagt hast?“
Ums liebe Leben konnte er sich nicht erinnern, was er gesagt hatte, solange er ihre Hand an seinem Hals fühlte. „Was habe ich gesagt?“
„Dass du nie wieder etwas tun wirst, was mich verletzt.“
Sie verletzen? Er würde alles tun, um sie zu beschützen. Aber er wusste auch, dass seine Lügen die Macht hatten, sie beide zu zerstören.
„Ich verspreche es.“
Sie bewegte sich nicht, nur in ihre Augen traten Tränen. „Möchtest du … möchtest du bei mir bleiben?“
Mehr als alles wollte er das! Aber Mac wusste auch, dass er dann das stumme Versprechen brechen würde, das er sich gerade gegeben hatte. Ginge er mit Sean in ihr Zimmer, um sie zu lieben, dann wäre mit einem Schlag alles vorbei. Sean wüsste sofort, dass er nicht Charles war.
Er wollte sie lieben, aber nur, wenn sie zu ihm … zu Mac Gerard … nicht zu Charles käme. „Wir sollten es langsam angehen.“ Vorsichtig schlug er einen sicheren Kurs ein. „Außerdem ist es spät, und wir brauchen beide Schlaf. Morgen gibt es viel zu tun.“
Sean zog sich sofort wieder in ihr Schneckenhaus zurück. „Du hast recht. Es ist spät“, wisperte sie und drehte sich um.
„Sean? Wann fährst du morgen Früh los?“
„Ich nehme die Sieben-Uhr-Fähre.“
„Bis morgen Früh dann. Gute Nacht.“
Nach einer ruhelosen und durch quälende Gedanken zerrissenen Nacht fühlte Sean sich am nächste Morgen wie zerschlagen. Was war nur in sie gefahren, sich ihrem Man an den Hals zu werfen! Seine Ablehnung schmerzte.
„Verdammt!“, stieß sie hervor, als sie in die schwarzen Pumps schlüpfte, die sie zu dem grauen Designer-Kostüm und der Bluse aus zarter Seide gewählt hatte. Sie drehte ihr Haar zu einem losen, tiefen Knoten zusammen und sicherte es mit einem Perlenclip. Anschließend trug sie einen Hauch Lippenstift und Mascara auf und starrte dann ihr eigenes Spiegelbild an.
Sie sah blass aus, und die dunklen Ringe unter ihren Augen verrieten die unruhige Nacht. Entschlossen fügte sie noch etwas Rouge und einen Tupfer Parfum hinzu, um ihre Stimmung zu heben. Doch dazu hätte sie in Parfum baden müssen!
Kurz nach halb sieben stieg Sean die Treppe hinunter, ihre Handtasche über die Schulter gehängt, ihren Diplomatenkoffer in der Hand. Mitten auf der Treppe blieb sie abrupt stehen. Im Foyer stand Charles und blickte zu ihr hoch. Ihre Überraschung, ihn zu sehen, vermischte sich mit reiner Freude.
Er machte einen äußerst gepflegten Eindruck in dem anthrazitgrauen Geschäftsanzug, dem weißen Hemd und der dunkelroten Krawatte. Auch er hatte eine Aktentasche bei sich.
„Ich wusste nicht, wann du losfahren würdest, um die Fähre zu bekommen“, sagte er, während Sean die letzten Stufen hinunterstieg und auf die Tür zuging.
„Warum bist du so früh auf?“
„Ich will auch die Sieben-Uhr-Fähre erreichen.“
Sie sah ihm in seine so unglaublich blauen Augen. „Warum?“
„Ich dachte, wir könnten zusammen ins Büro fahren.“
„Du fährst ins Büro?“
„Ich dachte, ich könnte etwas für mein Geld tun und versuchen, euch bei eurem Problem zu helfen.“ Er nahm ihr den Diplomatenkoffer ab. „Willst du noch frühstücken?“
„Nein, ich besorge mir etwas im Büro.“ Er hielt ihr die Tür auf. Den Blick geradeaus in den Morgen gerichtet, fügte sie hinzu: „Bis dann. Vielleicht sehen wir uns ja in der Firma.“
„Moment, ich fahre mit dir.“
Er blieb an ihrer Seite. Sein Duft nach Seife und Aftershave vermischte sich mit der frischen Morgenluft. Wortlos schloss Sean ihren Wagen auf und setzte sich hinters Steuer. Charles glitt auf den Beifahrersitz. Er lehnte sich zurück, streckte seine langen Beine aus und ließ den Kopf gegen die Rückenlehne fallen.
Nach kurzer Fahrt erreichten sie den Anleger, und unmittelbar darauf löste sich die Fähre vom Land.
„Die Einheimischen hier mögen dich“, stellte Charles ganz unvermittelt fest.
Sean warf ihm einen Seitenblick zu. Er hatte die Augen geschlossen und wirkte
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