BIANCA EXKLUSIV Band 0188
nicht weiter untersuchen wollte, konnte er die Abschiedsworte kein zweites Mal aus ihrem Mund hören.
6. KAPITEL
„Wenn du es Jordan nicht vor dem Donnerstag sagst, tue ich es. Das schwöre ich dir.“ „Dad!“ Molly war so frustriert, dass sie am liebsten geweint hätte. „Das geht dich nichts an.“
„Ich sorge dafür, dass es mich etwas angeht!“ Ian kam um seinen Schreibtisch herum und blieb vor ihrem Stuhl stehen. Sie waren selten verschiedener Ansicht, aber wenn es der Fall war, konnte Molly für gewöhnlich mit ihrem Vater reden. Diesmal nicht.
„Jordan hat ein Recht zu erfahren, dass er Vater wird.“
„Ich werde es ihm sagen, wenn ich es für richtig halte.“
„Du wirst es ihm noch vor dem Donnerstag sagen“, drängte Ian.
„Glaubst du ernsthaft, er wird die Scheidung abblasen?“
„Ja.“
„Das Kind wird seine Gefühle für Lesley nicht beeinflussen. Er will seine Freiheit. Meine Schwangerschaft wird ihn davon nicht abbringen.“
„Das werden wir ja sehen.“
Ian meinte es ernst. Wenn sie Jordan nicht sagte, dass sie schwanger war, würde er es tun. Beinahe hätte sie es ihm überlassen. Sie ging ans Telefon und tippte die Nummer ein, die sie nur zu gut kannte. Jordan meldete sich nach dem zweiten Klingeln.
„Bist du allein?“, fragte sie knapp.
„Ja, warum?“
„Ich komme zu dir.“
„Jetzt?“
„Ja. Ich bin in zehn Minuten da.“ Damit knallte sie den Hörer auf den Apparat. Ihr Vater lächelte zustimmend, bis sie zum Barschrank ging und eine Flasche seines bevorzugten Kentucky-Whiskys herausholte.
„Was machst du damit?“, fragte er.
„Ich nehme sie zu Jordan mit. Er wird das Zeug brauchen.“
Ihr Vater begleitete sie lachend zur Tür. „Ruf mich später an.“
„Du bist ein schlauer alter Mann.“
Ich weiß.“ Ian Houghton strahlte. „Was meinst du, wie ich Bankpräsident geworden bin?“
Bis sie die Einfahrt des einst gemeinsamen Hauses mit Jordan erreichte, hatte sie es sich dreimal anders überlegt. Vielleicht hätte sie das noch einmal getan, hätte er nicht sofort die Tür geöffnet und sie auf der Veranda erwartet.
„Was ist los?“, fragte er.
Sie betrat wortlos das Haus, ging direkt in die Küche und holte ein dickwandiges Glas aus dem Schrank. Danach öffnete sie den Kühlschrank und füllte das Glas mit Eiswürfeln. Sie schenkte Jordan einen Drink ein und reichte ihm das Glas.
„Was soll das?“, fragte er stirnrunzelnd.
„Setz dich lieber.“
„Verdammt, was geht hier vor sich?“
Molly hatte gedacht, die Sache ruhig und gelassen hinter sich bringen zu können, doch sie täuschte sich. Sie zitterte wie Espenlaub.
„Wenn du dich nicht setzt, tue ich es.“ Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und stellte die Whiskyflasche auf den Tisch.
„Was ist mit dir los?“, drängte Jordan und setzte sich ihr gegenüber. „Ich weiß, dass diese Scheidung einen mehr mitnimmt, als wir erwartet haben.“
Ihre Augen wurden feucht. „Das hat nichts mit der Scheidung zu tun.“
„Warum bist du dann hier?“
„Also wirklich, Jordan, sei doch nicht so schwer von Begriff!“
„Schwer von Begriff? Inwiefern?“
Sie wollte nicht damit herausplatzen. „Denk mal nach.“
„Ich denke.“
Sie hätte selbst einen ordentlichen Schluck Whisky brauchen können, aber das ging wegen der Schwangerschaft nicht.
„Möchtest du auch einen?“, fragte er und griff nach einem zweiten Glas.
„Das wäre für mich jetzt nicht gut. Glaube mir, ich komme in Versuchung. Ich könnte Mut gebrauchen.“
„Es ist auch besser, du trinkst nichts. Du hast nie etwas vertragen.“
„Großartig. Beleidige mich ruhig.“
Er betrachtete sie, als hätte er sie lange nicht gesehen.
„Wir haben uns in Manukua geliebt, erinnerst du dich?“ Sie deutete mit der Whiskyflasche auf ihn und hoffte, seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.
„Ja, aber warum bringst du das jetzt zur Sprache?“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, als es bei ihm funkte. Er ließ sich auf den Stuhl fallen. Langsam richtete er seinen Blick auf sie, griff nach dem Glas und leerte es mit einem Schluck. „Du bist schwanger!“
„Dir entgeht aber auch gar nichts“, sagte sie spöttisch.
„Wie lange weißt du es schon?“
„Zwei Wochen.“
„Und du sagst es mir erst heute?“
Sein Zorn siedete dicht unter der Oberfläche. Äußerlich war er ruhig und gefasst.
„Aber ja“, rief sie, „mach mir Vorwürfe! Ich bin nicht ganz von selbst schwanger geworden! Du musstest mich
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