BIANCA EXKLUSIV Band 0188
… was haben Sie mit Jeffs Sachen gemacht? Ich weiß, dass es dumm klingt, aber was soll ich mit Christines Kleidung und ihrem Spielzeug und den Geschenken machen, die wir für sie gekauft haben? Soll ich sie wegschaffen, als hätte sie nie gelebt? Oder lasse ich sie, wo sie sind?“
„Ich weiß es nicht“, antwortete Molly traurig.
„Was haben Sie gemacht?“
Sie ballte die Hände zu Fäusten. „Ein paar Tage nach Jeffs Begräbnis räumten mein Mann und ich das Schlafzimmer unseres Sohnes aus, verschlossen die Tür und gaben alles einer wohltätigen Organisation.“
Molly erinnerte sich lebhaft an den schrecklichen Streit, als sie hektisch alle Kartons durchsucht und die wertvollen Dinge herausgeholt hatte, die Jeffs zu kurzes Leben darstellten. Sie konnte sein Fotoalbum, eine Häkeldecke und sein Taufkleid retten. Auch eine Rassel und ein paar andere Gegenstände, die ihr wichtig waren.
„Tommy findet, wir sollten das Haus verkaufen.“
„Wollen Sie denn wegziehen?“, fragte Molly sanft.
„Nein. Tommy meint, es wäre etwas in der Luft gewesen, das Christines Tod verschuldet hat. Und er denkt, es würde wieder passieren, wenn wir ein Kind bekommen. Aber ich liebe unser Haus, und die Nachbarn waren wunderbar zu uns. Ich will nicht in eine Gegend ziehen, in der ich niemanden kenne. Ich habe mit dem Arzt darüber gesprochen, und er hat mir versichert, dass nicht die Umwelt schuld war. Außerdem“, fügte Amanda hinzu, „habe ich nicht die Energie, ein neues Haus zu suchen und zu übersiedeln. Ich schaffe es gerade von einem Tag zum anderen.“
„Ich habe irgendwann wieder zu arbeiten begonnen.“ Molly erinnerte sich, dass es acht Monate gedauert hatte, bis sie wieder ‚funktionierte‘. „Das hat mir mehr als alles andere geholfen, auch wenn es keine Lösung war.“ Sie holte tief Luft. „Sehen Sie, ich bin Krankenschwester. Da ich medizinisch geschult bin, habe ich mir selbst die Schuld gegeben. Ich hätte es wissen sollen … ich hätte etwas unternehmen müssen … Jeff erwachte an jenem Morgen und weinte. Ich … ich wollte noch ein paar Minuten schlafen und blieb im Bett. Als ich dann aufstand …“ Sie brauchte den Satz nicht zu beenden.
„Tommy und ich wurden vor Christine wach. Er wollte hineingehen und sie wecken, aber ich meinte, er solle sie schlafen lassen, während ich dusche. Aber sie schlief nicht.“ Amandas Stimme brach. „Sie war tot.“
Molly drückte sanft ihre Hand.
„Mit Christines Tod habe ich mehr als mein Baby verloren“, flüsterte Amanda verzweifelt. „Ich habe auch meinen Glauben verloren. Ich gehe nicht mehr in die Kirche. Ich will nicht an einen Gott glauben, der zulässt, dass Kinder sterben.“
Molly hatte schon frühzeitig ihren Frieden mit Gott geschlossen. Sie hatte sich so schrecklich allein gefühlt, dass sie ihn verzweifelt brauchte. „Ich glaube nicht, dass Gott Jeffs Tod verursacht hat, aber ich weiß, dass er ihn zugelassen hat.“
Amanda griff nach ihrer Tasche. „Möchten Sie ein Bild von Christine sehen?“
„Sehr gern.“ Amanda öffnete ihre Tasche und reichte Molly ein kleines Fotoalbum. Christine war ein schönes Baby mit dunklen Locken und hellblauen Augen gewesen. „Sie sieht so glücklich aus.“
„Das war sie. Ich frage mich manchmal …“ Amanda sprach nicht zu Ende.
Molly verstand. Auch sie hatte sich gefragt, wie Jeffs Leben verlaufen wäre. Auch ihr eigenes und Jordans Leben wäre ganz anders gewesen.
„Ich muss ins Krankenhaus zurück“, erklärte sie.
„Ich bin froh, dass wir uns getroffen haben.“
„Ich auch. Ich weiß allerdings nicht, ob ich Ihnen geholfen habe.“
„Das haben Sie“, versicherte Amanda. „Mehr, als Sie glauben. Könnten wir uns gelegentlich wiedersehen? Ich bin sicher, dass es meinem Mann helfen würde, wenn er mit Ihrem Mann sprechen könnte.“
„Es tut mir leid.“ Molly bemühte sich, ihre Stimme ruhig zu halten. Zum ersten Mal sprach sie die Worte laut aus. „Jordan und ich sind geschieden.“
„Oh, das tut mir leid.“
Molly starrte in die Ferne. „Mir auch.“
Nach der Arbeit fand Molly an diesem Nachmittag, dass sie etwas Verrücktes und Teures unternehmen sollte. Eine Frau wurde nicht jeden Tag geschieden. Ganz sicher schrie der Anlass nach einem teuren Einkaufsbummel oder einem ausgedehnten Besuch bei einer Masseuse. Eine Scheidung erforderte mehr als einen Eisbecher.
Sie hatte ihren Wagen fast schon erreicht, als jemand ihren Namen rief. Sie drehte sich um. Dr. David
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