BIANCA EXKLUSIV Band 0193
bestürzt stehen. „Moe“, sprudelte es aus ihr heraus, bevor sie sich noch zurückhalten konnte. „Was machst du hier? Du warst doch im …“
„Gefängnis?“, beendete er ihren Satz. „Ich bin bereits entlassen worden.“
Sie wusste sofort, dass er ausgebrochen war. Erst jetzt sah sie das Messer in seiner Hand und Furcht befiel sie. Er war derjenige gewesen, den sie gestern mit Rick zusammen gesehen hatte. Er war der Freund gewesen, der ihren Bruder in Schwierigkeiten gebracht hatte. Eine unglaubliche Wut stieg in ihr auf.
„Ich möchte, dass du dich von Rick fernhältst“, erklärte sie ihm. „Falls nicht, werde ich die Behörde benachrichtigen. Weiß dein Bewährungshelfer, wo du dich aufhältst?“
Harrison, der alles mit angehört hatte, lief jetzt die restlichen
Stufen hinunter.
„Rick“, rief er.
Der Junge drehte sich abrupt um, seine Hand griff bereits zur Türklinke. Panik lag in seinen Augen.
„Geh nicht hinaus“, befahl Harrison.
„Ich muss. Er hat Isa.“
Harrison ignorierte das Stolpern seines Herzens. „Was wir jetzt brauchen, ist ein Plan. Ich denke, wir könnten ihn überraschen, wenn wir zusammen die Tür stürmen.“ Er entdeckte eine Ladung handgewebter Brücken. „Wickel das um deinen linken Arm und benutze es als Schild gegen das Messer.“
Rick nickte, und trotz seiner Angst war er auf einmal sehr stolz. Er und sein Schwager würden Isa retten und Moe wieder hinter Gitter bringen. Er schluckte und nickte.
Harrison lächelte. „Ich zähle jetzt, bei drei stürmen wir los.“
„Eins.“
Rick wickelte die Brücke um den linken Arm und legte die rechte Hand an den Türknauf. Er nickte Harrison zu.
„Zwei. Drei. Los.“
Rick drehte den Knauf um und warf sich mit ganzer Kraft gegen die Tür. Er und Harrison stürmten hinaus auf die Laderampe.
Moe war überrascht, aber nur für eine Sekunde, dann hielt er Harrison sein Messer entgegen und sprang ihn an. Rick wollte Moe zur Seite schubsen, doch die Kartons rutschten unter seinen Füßen weg. Instinktiv wollte er zum Geländer greifen. Doch er ging bereits zu Boden. Ein scharfer Schmerz durchfuhr seinen Arm, dann spritzte Blut in sein Gesicht. Er hörte, wie Isa seinen Namen schrie.
Isa starrte zu den kämpfenden Männern auf der Rampe. Harrison hatte Moes Handgelenk gepackt. Doch die Kartons rutschten unter seinen Füßen weg, und er fiel mit dem jungen Verbrecher zu Boden.
Moe nutzte seine Chance und riss seinen Arm los. Sie sah, wie seine Muskeln sich anspannten und wusste, dass er Harrison erstechen würde, wenn sie nicht sofort etwas unternahm.
Wutentbrannt, dass jemand es wagte, die beiden Menschen auf der Welt, die sie von ganzem Herzen liebte, anzugreifen, rannte sie vor und schleuderte ihre Handtasche mit aller Kraft gegen das Messer, das Moe bereits auf Harrisons Kehle gerichtet hatte.
Die Klinge rammte in das weiche Leder. Moes Kopf schlug von der Gewalt des Aufschlages zurück, und Harrison reagierte geistesgegenwärtig und verpasste ihm noch einen Kinnhaken. Stöhnend fiel Moe zu Boden.
Sofort sprang Harrison auf und brachte Moes Hände hinter den Rücken und nahm das Messer an sich. „Beweg dich, und dir wird es für immer leidtun“, warnte er ihn.
„Hören Sie, Mann, das war ein Fehler“, winselte Moe. „Ich wollte nicht …“
„Hör zu, Junge, halte einfach deinen Mund und tu, was ich dir sage, bevor ich nervös werde“, fuhr er ihn an. „Du hast für heute genug Schaden angerichtet.“ Mit zwei raschen Schnitten löste er den Riemen von Isas Handtasche und fesselte den jungen Ganoven damit.
Isa sah sich kurz ihren Mann an, der Blut am Hemd hatte. Aber er war nicht verletzt, das Blut musste von Rick stammen. Sie kniete sich neben ihrem Bruder nieder, der sich einen kleinen Webteppich als Druckverband gegen den Arm hielt.
„Wie geht es ihm?“, fragte Harrison, nachdem er Moe gefesselt hatte und per Handy die Polizei angerufen hatte.
„Die Wunde ist lang, aber glücklicherweise nicht sehr tief.“
Ricky sah sie schuldbewusst an. „Entschuldige, ich hätte dir sagen müssen, dass Moe in der Stadt ist, aber ich …“
Sie umarmte ihn und strich ihm über das Haar. „Ist schon gut Rick, jetzt ist ja alles vorbei.“
Dann wandte sie sich mit zugeschnürter Kehle ihrem Ehemann zu. Blut klebte auf seinem Hemd und in seinem Haar. Sein Auge schwoll leicht an. Und doch war er für sie der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte.
Sie legte leicht die Hand auf seinen Arm.
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