BIANCA EXKLUSIV Band 0193
fortgeworfen hatte. Jedes Stück, das sie besaß, lag jetzt in einem wilden Durcheinander von Formen und Farben in ihrem Mülleimer.
Aber es war nicht so, als ob sie noch das eine oder andere Stück retten konnte, dachte Annie leicht verzweifelt. Sie wickelte das Badetuch noch fester um sich und starrte auf den Inhalt des Mülleimers. Denn nachdem sie die Schubladen mit der Unterwäsche ausräumte, hatte sie sich daran gemacht, den Kühlschrank von Inhalten zu befreien, die ihr nicht länger zusagten. Also lagen noch zwei Literpackungen geschmolzenes Vanilleeis auf dem Baumwoll-Synthetikberg.
Ihr würde also nichts anderes übrig bleiben, als sich etwas überzuziehen und zum Einkaufszentrum zu fahren. Annie schlüpfte rasch in einen knielangen Jeansrock und ein blaues T-Shirt. Ihr war nicht ganz wohl zumute, so zum Einkaufszentrum zu fahren, aber da sie keine Wahl hatte, entschloss sie sich, nur die guten Seite dieser Situation zu sehen. Immerhin zeichnete sich unter ihrem engen Jeansrock jetzt kein Slip ab.
Trotzdem war ihr ziemlich unbehaglich zumute, als sie den Riemen ihrer Handtasche über die Schulter legte und zur Tür eilte. Sie zog sie auf, trat über die Schwelle und …
… stieß gegen Griffins Brust.
„Guten Morgen.“
Annie sprang zurück und spürte dabei den Windzug unter ihrem Rock, der sie wieder auf die Tatsache aufmerksam machte, dass sie keine Unterwäsche trug. „Äh, hallo.“ Sie versuchte seinen Duft zu ignorieren, während sie die Knie zusammenpresste und ihre Arme schutzsuchend vor der Brust verschränkte.
Na, großartig, Annie, dachte sie. Gestern verrückt und heute unhöflich.
Er schaute sie mit dem gleichen unsicheren Ausdruck in den Augen an, der ihr gestern schon aufgefallen war. „Ich habe es mir also nicht nur eingebildet. Du bist tatsächlich erwachsen geworden.“
„Huh?“ Annie schluckte und drückte die Arme noch fester gegen ihre Brust. „Ich meine … nun, ja, wahrscheinlich bin ich das.“
Sie war bereits vor zwei Jahren erwachsen gewesen, aber Griffin hatte sie seit dem Tag, an dem sie das Chase-Anwesen zum ersten Mal mit ihrer Mutter betreten hatte, geflissentlich übersehen. Nicht auf überhebliche Art und Weise, sondern wahrscheinlich einfach nur, weil er kleine Mädchen als Plage empfand.
Sie hatte es ihm nie übel genommen, aber es hatte sie auch nicht davon abgehalten, ihm oft hinterherzulaufen.
Aber er hatte sie einfach nie bemerkt.
Und während sie sich daran erinnerte, mit welcher demütigenden Hingabe sie sich seine Aufmerksamkeit gewünscht hatte, wäre sie jetzt am liebsten spurlos vor seinen Augen verschwunden.
Er schüttelte langsam den Kopf und schaute sie fragend an. „Wann hast du aufgehört …“
Unterwäsche zu tragen? Hatte er es etwa bereits bemerkt? Annies Herz setzte für einen Moment aus, und sie presste die Knie noch fester zusammen, während er auf ihren Kopf zeigte.
„… Zöpfe zu tragen?“ Er lächelte.
Sie hatte Griffins Lächeln vergessen. Ein Lächeln, das nicht nur um seinen Mund spielte, sondern auch seine blauen Augen erstrahlen ließ. Über die Jahre hatte sie ihn oft lächeln sehen – wenn ihre Mutter ihm selbst gebackene Kekse gegeben hatte, wenn einer der Männer, die auf dem Grundstück seiner Eltern beschäftigt waren, seinen Wagen gewaschen und gewachst hatten, und natürlich hatte er jedes Mädchen angelächelt, das er nach Hause brachte.
Jedoch war sie nie in den Genuss dieses Lächelns gekommen. Nicht die Tochter der Haushälterin.
„Annie?“
„Wow“, murmelte Annie immer noch benommen und blinzelte rasch, um wieder in die Wirklichkeit zurückzukehren. „Oh, ja. Was?“
„Annie?“, fragte er erneut. Wahrscheinlich fragte er sich dabei, ob sie gerade einer Gummizelle entflohen sei. „Ist alles in Ordnung?“
Sie schluckte. Was hatte er eben noch gesagt. „Zöpfe“, wiederholte sie rasch und zwang sich zu einem Lächeln. „Nein, ich trage schon lange keine Zöpfe mehr.“ Sie wies mit beiden Händen auf den Kopf, erinnerte sich dann daran, dass sie keinen BH trug und verschränkte sofort die Arme wieder.
Griffins Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an. „Ist dir kalt? Warum gehen wir nicht rein?“
Wir? Wir? Annie blieb wie angewurzelt stehen, und Griffin ging unaufgefordert an ihr vorbei und zog die Tür hinter sich zu.
Was sollte sie jetzt machen? Irgendwie schien dieser weltgewandte, elegante und gut aussehende Mann in ihrem bescheidenen Häuschen absolut fehl am Platz.
„Nun,
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