BIANCA EXKLUSIV Band 0193
erschreckt.“
Der dunkelhaarige Joey Delvecchio, Neffe des Autohändlers Louis Delvecchio, wirkte selbst ein wenig blass und nervös. „Äh, entschuldige, Annie.“
Sie kannte Joey, seit ihrer Vorschulzeit bei Miss Bentons in der Strawberry Bay Grundschule, doch im Moment stiegen keine Erinnerungen aus der Kinderzeit in ihr auf. Ihr steckte der Schreck, den ihr Joey gerade eingejagt hatte, noch viel zu tief in den Knochen.
Sie atmete einmal tief durch, schüttelte den Kopf und zwang sich zu einem Lächeln. Joeys teures Sportsakko, die Hosen und exklusiven italienischen Schuhe verrieten, dass er ein erfolgreicher Autoverkäufer sein musste. Seltsam, als Kind war er immer so schüchtern gewesen, das musste sich in der Zwischenzeit ordentlich geändert haben.
„Wie geht es dir so, Joey?“ Sie ging zur Hintertür ihres Lieferwagens und öffnete die Doppeltür.
„Ausgezeichnet.“ Er folgte Annie und half ihr dann, die beiden großen Cooler herauszuholen. „Das Geschäft könnte gar nicht besser laufen.“
„So?“ Sie lächelte erneut, als er ihr die großen Cooler herausgeholt hatte und sie hinüber in den Konferenzraum rollte. „Das freut mich zu hören.“
Er hielt ihr die Tür auf, damit sie auch den anderen Cooler hineinschieben konnte und folgte ihr in den Raum.
Joey öffnete einen Cooler und reichte dann Annie die Behälter an, die sie auf die langen Konferenztische platzierte. „Danke für deine Hilfe, Joey“, sagte Annie und ignorierte ihren Pulsschlag, der immer noch viel zu schnell war. Sie dachte an die Vorschule. „Das erinnert mich irgendwie an alte Zeiten.“
Er hielt den Blick auf den Cooler gerichtet. „Ich habe gehört, was dir passiert ist.“
Annie zog eine Grimasse. „Du meinst den Banküberfall?“
„Nein.“ Joey holte den nächsten Behälter raus. „Ah … Das auch. Aber ich meinte eigentlich die Valentinsparty und dass du den ersten Preis gewonnen hast.“
„Oh.“ Selbst in dem kühlen Raum, in dem die Klimaanlage auf Hochtouren lief, wurde es Annie auf einmal heiß. Sie war noch nie Mittelpunkt des örtlichen Klatsches gewesen. „Nun, Glück gehabt, nicht wahr?“
„Das kannst du wohl sagen.“ Joey nickte. „Das Strawberry-Bay-Wellness-Center. Seit es eröffnet hat, bin ich einige Male dort gewesen. Es ist wirklich großartig. Was für einen Blick man von dort hat. Ich habe übrigens vor, mir in dem Apartmentkomplex nebenan ein Penthouse zu kaufen.“
Annie sah ihn überrascht an. „Das ist fantastisch. Du hast wirklich etwas aus dir gemacht.“ Sie lächelte verschwörerisch. „Willst du mir nicht dein Geheimnis verraten?“
„Was für ein Geheimnis?“, fragte er. Er war so erschrocken, dass ihm fast der Behälter aus den Händen gefallen wäre.
„Das Geheimnis deines Erfolges“, erklärte Annie. „Ich könnte mir so etwas nie leisten.“
Er schwieg einen Moment. „Du musst Chancen wahrnehmen“, riet er ihr. „Und du darfst keine Angst haben, auch einmal etwas Ungewöhnliches zu tun.“
Annie nickte. „Du hast recht. Ich weiß, dass man so vorgehen muss, wenn man Erfolg haben will.“ Sie beugte sich vor, um den zweiten Cooler zu öffnen. „Chancen wahrnehmen. Nicht zögern auch einmal etwas Außergewöhnliches zu tun.“ Dasselbe hatte sie sich in den letzten Tagen auch gesagt. Auch heute.
Dann schoss Annie ein Gedanke durch den Kopf, und sie schaute auf. „Hey, Joey. Ich glaube, ich brauche einen neuen Wagen. Hast du irgendwas, was du mir anbieten könntest? Nichts allzu Teures, aber auch nichts Langweiliges.“
Joey wirkte überrascht, aber dann leuchtete sein Gesicht auf.
Das Lächeln erinnerte sie wieder an den kleinen schüchternen Jungen, der er einst gewesen war.
Griffin betrachtete sich nicht als Mann, der glaubte, überall eingreifen zu müssen. Er sparte seine Energie einzig und allein für Chase Electronics auf. Im Privatleben war er eher zurückhaltend und behielt seine Meinungen für sich.
Leben und leben lassen, war Griffins Leitmotiv.
Zumindest war das so gewesen, bevor er mit seinem Bruder aus dem Haus getreten war und ein lautes freches Hupen ihn so erschreckt hatte, dass er fast die Treppe hinuntergefallen wäre.
Sie schauten erstaunt zur Anliegerstraße hinüber, die zu Annies Häuschen führte, sahen aber nur noch das Hinterteil eines kleinen roten Sportwagens und Annies honigblondes Haar im Wind flattern. „Wer war das?“, fragte Griffin benommen.
Logan zuckte die Schultern. „Na, Annie!“
„Nein.“ Griffin
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