BIANCA EXKLUSIV Band 0193
dass ich sehr beschäftigt bin, und ich überhaupt keine Zeit habe.“
„Richtig. Du sagtest, du wärst beschäftigt, und ich bat dich, noch einmal genau im Kalender nachzusehen.“
„Nun, das habe ich“, log sie. „Und ich bin beschäftigt. Jedes Wochenende, das ganze Jahr hindurch.“
Selbst über das Rumpeln ihres Wagens hinweg konnte sie sein Lachen hören. „Und ich habe dir tatsächlich geglaubt, als du sagtest, du wärest auf der Suche nach Liebe.“
Annie verzog das Gesicht. „Das meinte ich auch so.“ Ein Bild des Wohnzimmers ihrer Mutter stieg vor ihr auf. Die gleiche Anordnung der Möbel, dieselben Fotos, immerzu nur dasselbe. Immer nur das Gefühl zu haben, man wartet, wartet … „Aber was hat das mit unserem Wellnesstag im Hotel zu tun?“
„Ich dachte, wir könnten unseren Aufenthalt auch in die Mitte der Woche verlegen. Du hast ja meistens samstags und sonntags zu tun. Mittwoch wäre doch ideal, oder?“
Annie blinzelte. Er sagte und tat immer Dinge, die sie absolut nicht erwartete und ließ sich dadurch stets von ihm überrumpeln. Deswegen hatte sie sich von der Polizeistation von ihm nach Hause fahren und gestern von ihm zur Party begleiten lassen. „Am Mittwoch. Das ist ja schon übermorgen. Das ist unmöglich.“
„Warum?“
„Ich …“ Nein. Das konnte sie ihm nicht sagen. „Ich weiß nicht.“ Die Wahrheit war, dass sie nach Dienstag erst wieder am Samstag eine Lieferung hatte, und vieles davon war schon vorbereitet. „Musst du denn nicht arbeiten?“, fragte sie.
„Eine ganze Abteilung wartet auf meinen Bericht.“ Er zögerte. „Aber was sind schon ein oder zwei Tage mehr.“
Sie zögerte und versuchte, eine überzeugende Entschuldigung hervorzubringen. „Hast du Mittwoch gesagt?“
„Ja. Mittwoch ist dort Singletag. Sie bieten verschiedene Aktivitäten an, damit die Singles sich kennenlernen können. Das könnte doch Spaß machen, oder?“
Annie nagte an ihrer Unterlippe. „Glaubst du?“
„Es ist ein Tag, wie geschaffen für Leute wie uns. Ich war zwei Jahre nicht mehr in der Stadt, und ich muss genau wie du erst wieder Kontakte knüpfen.“
Annie glaubte keine Sekunde, dass Griffin dafür an einem Singletag ins Wellness-Center gehen musste. Bei ihr traf das schon eher zu. Da sie allein in dem Häuschen auf dem Chase-Anwesen wohnte und nur Partys belieferte, statt selbst daran teilzunehmen, traf sie nicht sehr viele Leute. Wie sollte sie da einen Mann kennenlernen?
„Du könntest allein dort hingehen“, schlug Annie vor. „Oder mit … mit einer Freundin.“
„Machst du Witze? Das würde ich niemals tun. Du hast den Preis ebenso gewonnen wie ich. Und wir werden ihn auch gemeinsam entgegennehmen. Wir müssen ja nicht die ganze Zeit aneinanderkleben. Jeder kann seine eigene Wege gehen.“
Der Preis. Der Kuss. Diesen unglaublich erregenden Kuss. Ihr wurde auf einmal so heiß, als ob sie ein besonders scharfes Chili-Taco gegessen hätte.
Annie hielt kurz vor der nächsten Ampel und dachte nach. Dann kam sie an einer Filiale der Strawberry Bay Bank vorbei, und ihr war, als würde sie einen Schlag ins Gesicht bekommen. Erneut stieg die Erinnerung in ihr auf, wie sie auf dem Boden liegend auf den Tod gewartet und bedauert hatte, so vieles nie getan zu haben.
Sie holte entschlossen Luft. Sie wollte ihr Leben ändern, und das bedeutete, dass man Chancen ergriff, wenn sie sich boten.
„In Ordnung“, sagte Annie zu Griffin. „Ich werde mit dir am Mittwoch ins Wellness-Center gehen.“
Trotz ihrer Zusage kamen Annie etwas später starke Zweifel an der Richtigkeit ihrer Entscheidung. Während sie die Delikatessen für das Autohaus einlud, grübelte sie hin und her, ob es wirklich ratsam war, mit Griffin so viele Stunden zu verbringen.
Als sie an der Chase-Villa vorbeifuhr, bremste sie den Lieferwagen kurz ab. Während ihr Blick über das herrschaftliche Gebäude wanderte, das Reichtum und Macht ausstrahlte, wurde sie noch unsicherer. Griffin war der älteste Sohn und würde diese traumhafte Villa eines Tages erben. Sie hingegen war nur die Tochter der Haushälterin.
Mit diesen Gedanken fuhr sie auf den Parkplatz des Delvecchio-Autohauses, der vor dem Bürogebäude lag. Plötzlich stand wie aus dem Nichts ein Mann vor ihr. Sie schnappte erschrocken nach Luft und trat auf die Bremse.
Mit wild schlagendem Herzen, vollgepumpt mit Adrenalin, stellte Annie den Motor ab und sprang aus dem Wagen. „Joey!“, rief sie. „Du hast mich zu Tode
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