BIANCA EXKLUSIV Band 0193
einem Bildschirm. Die Atmosphäre in dem Zimmer war kühl. Die Personen schienen eigenartig distanziert und gelangweilt.
Griffin fluchte leise. „Willst du vierzig Jahre lang auf diese Weise verbringen? Da ist keine Nähe, keine Wärme, nichts.“
Aber er war ihr in jener letzten Nacht nahe gewesen. Seine Leidenschaft war alles andere als kühl gewesen. Und er hatte sie nicht nur leidenschaftlich geliebt, sondern mit einer Hingabe und Zärtlichkeit, die ihr die Tränen in die Augen getrieben hatten, Tränen des Glücks. Warum war er nicht bereit, es zu versuchen? Er musste etwas für sie empfinden. „Letzte Nacht …“, begann sie.
„War ich nicht ich selbst“, unterbrach er sie schroff.
So schroff, dass sie instinktiv von ihm abrückte. So schroff, dass sie ihm fast seine Worte glaubte.
„Hör gut zu, Annie“, sagte Griffin mit seltsam fremd klingender Stimme. „Ich liebe dich nicht. Und der Himmel möge mir beistehen, ich werde dich niemals lieben.“
11. KAPITEL
Wenn das Wetter der Hochzeitstagsparty von Griffins Eltern Griffins Laune widergespiegelt hätte, wäre es an diesem Tag stürmisch und regnerisch gewesen. Aber der Himmel schien wie immer keine Rücksicht auf ihn zu nehmen, es herrschte strahlendes Frühlingswetter.
Alles auf dem Chase-Anwesen wirkte frühlingshaft, die hübsche Blumendekoration auf den Tischen, die Frauen in ihren pastellfarbenen Kleidern und die Männer in ihren weißen Jacketts.
Alles, außer Griffins Laune und der Ehe seiner Eltern. Beide hatten einen Tiefpunkt erreicht.
Er stand an der Seite von Logan, während er seiner Mutter und seinem Vater zuschaute, wie sie die Gäste begrüßten. Natürlich waren sie ein elegantes Paar, höflich und zuvorkommend. Aber zwischen seinen Eltern gab es keine Zärtlichkeit, kein Lächeln, keine wissenden Blicke, die man sich zuwarf. Sein Vater, dessen einziges Interesse immer nur der Firma galt, hatte sich nie die Zeit genommen, Nähe aufkommen zu lassen.
Griffin war froh, so ehrlich zu Annie gewesen zu sein. Nein, das stimmte nicht, er hasste sich selbst dafür, sie so verletzt zu haben, aber er wusste, dass er keine andere Wahl gehabt hatte. Er war aus dem gleichen Stoff, aus dem sein Vater gemacht war. Die Firma würde für ihn immer an erster Stelle stehen. Sollte Annie das gleiche Schicksal wie seine Mutter erleiden?
„Hey, Griffin. Was ist los? Warum so nachdenklich?“, fragte Logan.
Griffin sah seinen Bruder an. Obwohl Logan normalerweise kaum Alkohol trank, hatte er bereits seinen dritten Whisky in der Hand, und die Party hatte gerade erst begonnen. „Was ist mit dir?“, stellte Griffin die Gegenfrage. „Und wo ist Cynthia?“
„Cynthia und ich haben Schluss gemacht“, erwiderte Logan. „Und was den Whiskey betrifft …“, er schüttete den Whisky in einen Blumenkübel. „Ich wollte nur ein wenig die Barfrau ärgern.“
Griffins Verwirrung verschwand, als er sah, wer hinter den Champagnerflaschen und den anderen alkoholischen Getränken stand. Es war Elena, Annies Freundin. „Ist Elena etwa deine neue Favoritin?“ Er runzelte die Stirn. „Hast du wegen ihr mit Cynthia Schluss gemacht?“
„Nicht wegen Elena, obwohl ich sie wirklich mag. Es war einfach an der Zeit.“
Griffin seufzte. „Ich glaube, ich kann dich verstehen, obwohl du mit Cynthia sehr lange zusammen warst. Die Ehe von Mom und Dad zeigt uns wohl allzu deutlich, was wir nicht haben können.“
„Nicht haben können?“ Logan sah seinen Bruder überrascht an. „Diese Ehe zeigt mir höchstens, was ich nicht haben will. Nicht haben können ist was ganz anderes. Junge, uns stehen alle Wege ins Glück offen. Unsere Eltern zeigen uns nur, was wir auf keinen Fall tun sollten.“
Griffin starrte ihn an. „Aber …“
„Entschuldige mich.“ Logan lächelte und schlenderte mit seinem leeren Glas auf die Bar zu.
Kaum war sein Bruder gegangen, kam eine junge Frau in Griffins Blickfeld. Sie trug ein knappes Oberteil und einen kurzen Rock aus champagnerfarbener, mit Seide unterlegter Spitze. Griffin glaubte nie etwas Hübscheres als diese Frau gesehen zu haben. Es war Annie, die Platten mit Horsd’oeuvres an einem der langen Tische arrangierte. Plötzlich schaute sie auf, ihre Blicke trafen sich, und er hatte das gleiche Gefühl wie damals, als sie aus dem Polizeibus stieg.
Vertrautheit, Schicksalhaftigkeit, ein unbestimmtes Gefühl, dass ihre Probleme seine waren. Er wollte diese Gefühle abschütteln, er wollte wegschauen, aber es lagen
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