BIANCA EXKLUSIV Band 0193
überlegen. Sie könnte ihn anrufen. Verflixt, sogar ein Telegramm schicken.
Doch diese Idee kam zu spät. Mrs. Kutz hatte bereits die Tür geöffnet, und Annie holte rasch noch einmal Luft.
Mrs. Chase, die in einem eleganten Strickensemble in einem Sessel neben dem Kamin saß, sah zuerst zu ihr hinüber. „Annie, komm doch herein, meine Liebe.“
Annie ging über den Parkettboden, bis ihre Füße in dem dicken Orientteppich versanken. „Guten Abend, ich … ich hoffe, ich störe nicht.“
Sie glitt mit dem Blick über jeden Einzelnen im Raum. Cynthia Halstead saß überschlank, schön und gelangweilt gegenüber Mrs. Chase in einem Sessel. Jonathan Chase und seine beiden Söhne saßen um einen kleinen Tisch.
Mr. Chase hob grüßend sein Scotchglas. Logan lächelte sie an.
Griffin schluckte. „Annie?“
Er hatte nur ihren Namen gesagt, und sofort rief seine dunkle, angenehme Stimme wieder Erinnerungen an die vergangene Nacht hervor, wo er nicht nur von ihrem Körper, sondern auch von der letzten Ecke ihres Herzens Besitz ergriffen hatte. Annie lief ein erregender Schauer über den Rücken. Ja, sie liebte Griffin.
„Hast du eine Frage wegen der Party?“, richtete Mrs. Chase wieder das Wort an sie.
Annies schaute zu ihr hinüber. „Nein, ich …“
„Bist du für das Büfett und die Getränke verantwortlich?“ Cynthia hörte sich so gelangweilt an, wie sie aussah.
Annie schluckte und schaute wieder zu Griffin hinüber. „Nun, ja … eigentlich bin ich nur hier … um … Griffin zu sprechen.“
„Ah.“ Mr. Chase wandte sich wieder seinem Scotch zu. „Du suchst seinen Rat als Anwalt, nehme ich an.“
Mrs. Chase begnügte sich damit, milde zu lächeln, während Logan fasziniert auf den Tisch schaute, als würden dort Buchstaben erscheinen, die nur für seine Augen sichtbar waren. Cynthia beklagte sich laut, warum ihr Espresso nicht kam.
Offensichtlich hatte Griffin niemandem erzählt, dass er Sex mit der Tochter der Haushälterin hatte.
Aber wenn sie genauer hingeschaut und seinen misstrauischen Gesichtsausdruck bemerkt hätten, wären sie vielleicht von selbst darauf gekommen. Er ergriff ihren Ellbogen und sah sie fragend an.
„Wo möchtest du mit mir reden?“
Annie brachte kein Wort heraus, sondern zuckte nur mit den Schultern.
„Ist es dir draußen zu kalt?“ Er wies mit dem Kopf zu den Türen hinüber, die auf die Veranda hinausführten.
Annie schüttelte den Kopf, und Griffin geleitete sie hinaus und schloss die Türen fest hinter sich. Draußen stand eine weiße Rattansitzgruppe mit komfortablen Sitzpolstern, und er wies ihr einen Platz auf einem der Sessel an. „Nun, was hast du auf dem Herzen, Annie?“
Er ist nervös, dachte sie. Wahrscheinlich hat er auch gespürt, was mit uns in jener Nacht passiert ist, und weiß jetzt nicht, wie er damit umgehen soll. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und versuchte, ruhiger zu werden.
„Ich habe dir schon länger keine Muffins mehr gebracht“, sagte sie leise.
Er stand immer noch neben der Sitzbank, hob die Hände hoch und ließ sie dann wieder fallen. „Annie, ich bitte dich. Ich weiß doch, wie viel du zu tun hast. Du bist doch nicht mein Mädchen für alles.“
Sie holte tief Luft. Dies war eine Chance. „Das ist auch nicht das Problem. Die Nacht nach dem Essen im Pavillon ist das Problem.“
Er erstarrte. Selbst in der Dunkelheit konnte sie erkennen, dass er sich getroffen fühlte. „Es tut mir leid, wenn ich dir wehgetan haben sollte.“
„Mir wehgetan?“
Er hob die Hände erneut. „Wenn ich zu heftig war oder zu viel von dir verlangt habe.“
Zu viel verlangt? O Gott. Sie würde niemals genug von ihm bekommen. Sie schüttelte den Kopf. „Du müsstest wissen, wie gut es mir gefallen hat.“ Sie schaute ihn an. „Wie sehr ich es geliebt habe.“
Er lachte. „Es gibt also keinen Grund zur Klage.“
Annie zwang ihr Herz zur Ruhe. „Nein“, erwiderte sie.
Sie bemerkte, wie er sich spürbar entspannte. „Warum bist du dann hier? Du bist natürlich herzlich willkommen, aber ich habe das Gefühl, dass du etwas auf dem Herzen hast.“
Du hast mitten ins Schwarze getroffen, dachte Annie und lächelte grimmig.
„Es ist …“ Sie hielt inne, unsicher, wo sie beginnen sollte. Am besten am Anfang. Ja.
„Es ist wegen des Banküberfalls“, sagte Annie.
Er sah zu ihr hinüber. „Was ist los? Ist etwas passiert?“
„Nein, nein.“ Annie hob die Hand. „Nichts dergleichen. Ich wollte sagen, dass der
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