Bianca Exklusiv Band 0226
ehrlich, dass Sie kein Doktor sind“, verkündete die junge Mutter. „Sie können ja nicht mal richtig abkassieren.“
„Meine Sprechstundenhilfe kümmert sich um die Zahlungen in meiner Praxis“, erklärte er.
„Machen Sie sich nichts daraus“, sagte Vinnie, als die kleine Familie gegangen war. „Ich mag Sie. Nun, wo waren wir stehen geblieben? Ach ja. Ich war sechzehn, als Pearl Harbor angegriffen wurde. Zu jung, um mich zu melden, aber ich habe mich älter gemacht …“
Weitere Gäste kamen und gingen, und als sich das Lokal leerte, war es beinahe elf Uhr. Sogar Vinnie war gegangen, nachdem er seine weitschweifige Geschichte zu Ende erzählt hatte.
„Feierabend“, verkündete Meg. Mit einem anerkennenden Blick auf den glänzenden Tresen fügte sie hinzu: „Wie ich sehe, bist du schon fertig.“
„Er ist nicht fertig, sondern zwanghaft veranlagt“, murmelte Judy erschöpft. „Joe war nie so reinlich.“
„Ich kann es nicht ändern“, sagte Hugh. „Ich will nicht, dass sich Bakterien ausbreiten. Ist es nicht noch zu früh, um an einem Samstag zu schließen?
„Es ist eine verschlafene Stadt“, rief Sam durch die Durchreiche. „In einer halben Stunde werden die Bürgersteige hochgeklappt. Also seht zu, dass ihr nach Hause kommt.“
Meg hatte noch einige Aufgaben zu erledigen, um das Lokal für die Morgenschicht vorzubereiten, die Judy und Sam übernahmen.
„Kein Wunder, dass Judy so müde wirkt, wenn sie so viel schuftet“, bemerkte er, als er mit Meg in seinem Auto zum Wohnwagen fuhr.
„Aber sie ist sehr stolz auf ihr Lokal. Sie haben es vor sechs Jahren übernommen. Am Anfang hatten sie schwer zu kämpfen, aber inzwischen können sie ihre Unkosten bestreiten. Mehr können sich die meisten Leute nicht erhoffen.“
Hugh dachte darüber nach. „Mir war es immer wichtiger, in meinem Beruf Erfüllung zu finden und für meine Ideale einzutreten, als nur über die Runden zu kommen.“
„Weil du nie arm warst.“
„Das stimmt.“ Er bog in den Wohnwagenpark ein und fand einen leeren Parkplatz. „Es muss schwer sein, nicht genug Geld zu haben.“
Meg atmete tief durch. „Es ist nicht so schlimm für einen arbeitsfähigen Erwachsenen. Irgendein Job findet sich immer. Aber als wir Kinder und meine Eltern pleite waren, konnte ich nicht viel tun.“
„Erzähl mir davon. Deine Geschichte ist bestimmt interessanter als Vinnies, obwohl ich aufgewacht bin, als er beim Zweiten Weltkrieg ankam.“
Meg schmunzelte. „Weißt du was? Wenn ich bei dir bin, tut es nicht so weh, an früher zu denken.“
Mitfühlend legte er ihr einen Arm um die Schultern.
„Eigentlich gibt es nicht viel zu erzählen. Tim und ich – er ist vier Jahre jünger als ich – waren auf uns gestellt, nachdem Mom einen Zusammenbruch erlitt. Sie war manisch-depressiv.“
„Konnte euer Dad euch nicht helfen?“
„Sie hatten sich scheiden lassen, als wir noch klein waren. Er trank viel und zahlte meistens nicht mal Alimente. Also wurden wir bei Pflegeeltern untergebracht.“
Er dachte an die Kinder, mit denen er bald arbeiten würde. Er brannte darauf, ihr von seinem neuen Job zu erzählen, aber er wollte das Thema nicht wechseln. „Das muss hart gewesen sein.“
„Ziemlich, obwohl die meisten Pflegeeltern versuchten, nett zu sein. Aber wir wussten, dass wir nicht dazugehörten.“
„Aber ihr habt es überstanden.“
„Nachdem Mom mit Schizophrenie diagnostiziert wurde, bekam sie gute Medikamente, die sie stabil hielten, und wir lebten wieder bei ihr. Ein paar Jahre lang ging alles gut, bis sie Krebs bekam.“
Tröstend drückte Hugh sie an sich. „Das war wirklich ein Unglück“, sagte er sanft.
„Sie starb, als ich siebzehn war.“ Meg starrte durch das Wagenfenster auf den klaren Sternenhimmel. „Ein Freund half mir, mich für volljährig erklären zu lassen. Ich ging von der Schule ab, bekam einen Job als Kellnerin und überredete die Behörden, Tim bei mir zu lassen.“
„Sie haben dich deinen Bruder erziehen lassen?“
„Er war wütend auf die ganze Welt. Ich war die Einzige, die ihn zur Schule schicken und von schlechten Einflüssen fernhalten konnte, weil er mir vertraute. Es lief alles gut.“
„Ich bin stolz auf dich“, sagte er nachdrücklich.
„Obwohl ich die Schule abgebrochen habe?“, hakte sie unsicher nach.
„Ja.“
Sie entspannte sich spürbar. „Tja, wir sollten jetzt Dana holen.“
„Das sollten wir wohl.“
Kurze Zeit später, als sie Dana gemeinsam ins Bett
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