Bianca Exklusiv Band 0226
brachten, meinte Hugh selbstspöttisch: „Ich sollte ihr wohl lieber nichts vorsingen.“
„Mir macht es nichts, wenn du falsch singst“, entgegnete Meg, „auch wenn es dich ärgert.“
Verwundert erkannte er, dass Meg ihn offensichtlich hatte singen hören, obwohl er es seines Wissens seit Jahren nicht in Gegenwart anderer getan hatte. „Das ist wirklich mein Zuhause“, murmelte er.
„Der Ort, an dem du du selbst sein kannst“, stimmte sie zu.
Leise stimmte er ein Wiegenlied an, und sie zuckte nicht einmal mit der Wimper, als es mehrere Takte brauchte, bis er die Melodie traf. Als Dana schließlich eingeschlafen war, streichelte er sanft ihre Wange.
Genau, wie Joe es immer getan hat, dachte Meg gerührt.
Als sie nachher zusammen die Couch für Hugh im Wohnzimmer bezogen, wünschte sie, die Nacht nicht allein verbringen zu müssen. Es war spät, und sie waren beide erwachsen, aber es war noch zu früh, ihn wieder in ihr Bett einzuladen. Zunächst einmal mussten sie mehr Zeit miteinander verbringen und sich vertrauter werden.
Ihr Blick fiel auf eine Ansichtskarte auf dem Couchtisch. Die Vorderseite zeigte die Reproduktion eines bezaubernden Aquarells von einem Baum in voller Blüte vor einem Sonnenuntergang. „Joe? Ich meine, Hugh. Magst du Aquarelle?“
Er folgte ihrem Blick. „Das da gefällt mir.“
Sie reichte ihm die Karte. „Es gehört zu einer Ausstellung der Werke von Lynn Monahan, der Freundin meines Vaters. Die Eröffnung ist nächsten Freitag in Los Angeles. Hättest du Lust hinzugehen?“
„Sicher. Verstehst du dich gut mit deinem Vater?“
„Ja. Aber Tim verübelt ihm immer noch, dass er uns vernachlässigt hat. Sie reden seit Jahren nicht miteinander. Jedenfalls möchte ich, dass du Dad und Lynn kennenlernst.“
„Ich freue mich darauf. Dana kann bei meiner Mutter bleiben.“
„Ich hatte eigentlich nicht geplant, in eurem Haus zu übernachten. Dort hat man so wenig Privatsphäre.“
„Ich weiß.“ Er seufzte. „Da ist noch etwas, über das ich mit dir sprechen möchte.“ Er hielt inne, als er sah, dass sie ein Gähnen unterdrückte. „Aber nicht heute. Wir können morgen reden.“
„Über nächstes Wochenende?“
„Über die Zukunft.“
Hoffnung stieg in ihr auf. Sie wollte schon darauf bestehen, sofort darüber zu reden, doch sie musste erneut gähnen, und ihre Müdigkeit siegte.
10. KAPITEL
Die ganze Nacht lang verspürte Hugh Verlangen nach Meg und hegte erotische Träume, die ihn immer wieder aufschrecken ließen.
Als er erneut im Morgengrauen erwachte, hörte er Geräusche aus Danas Zimmer. Leise stand er auf, zog seinen Bademantel über den Pyjama und ging nach ihr sehen.
Von der Tür aus sah er Dana in ihrer Wiege sitzen. Sie spielte mit einem grauen Hasen aus Plüsch und redete mit ihm, als wäre er lebendig.
„Guten Morgen.“ Hugh betrat ihr Zimmer. „Was möchtest du zum Frühstück?“
„Donuts.“ Sie ließ den Hasen fallen und streckte die Arme aus.
„Das ist aber kein gesundes Frühstück“, schalt er und hob sie hoch.
„Ich will aber Donuts.“
„Trinkst du Milch dazu?“
„Ja, Milch.“
Er ging mit ihr ins Badezimmer zum Händewaschen. Anschließend watschelte sie mit ihm in die Küche. Er befand, dass Donuts ausnahmsweise nicht schaden konnten, solange sie mit Milch verzehrt wurden. Wenn sie erst einmal wieder zusammenwohnten, war noch Zeit genug, für gesunde Ernährung zu sorgen.
Während er Kaffee kochte, stellte er sich vor, dass sie zu dritt in einer Wohnung in Orange wohnten. Meg würde nicht mehr arbeiten müssen. Natürlich lag die Entscheidung bei ihr, doch wenn sie wollte, konnte sie sich den ganzen Tag nur um Dana kümmern.
Einige Minuten später hörte er die Dusche rauschen. Kurz darauf betrat Meg in Jeans und Sweater die Küche. „Wie läuft es denn so mit euch beiden?“, fragte sie und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein.
„Großartig.“ Er grinste Dana an, die in ihrem Hochstuhl saß und ihn anstrahlte. „Wir haben dir einen Donut übrig gelassen.“
„Oh, einen Ganzen? Wie nett von euch“, spottete sie und griff zu.
Impulsiv drehte er seinen Stuhl herum und setzte sich rittlings ihr gegenüber. Seine Füße landeten genau auf den abgewetzten Stellen des Linoleums, die sein ehemaliges Ich hervorgerufen hatte. Es war höchste Zeit, dass sie aus dem verfallenen Wohnwagen auszog. „Ich habe den Job bekommen, von dem ich dir erzählt habe“, eröffnete er.
Entgegen seiner Erwartung runzelte sie
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