Bianca Exklusiv Band 0226
Forstwirtschaft wollte Drew ins Sägewerk einsteigen. Aber raten Sie mal, wer ihm zuvorgekommen ist.“
„Evan. Sie waren aber doch fast noch Kinder. Das hat doch bestimmt nichts mit der Gegenwart zu tun.“
„Oh doch. Drew musste die landwirtschaftliche Seite des Geschäfts übernehmen, was er gehasst hat. Also hat er versagt und einen furchtbaren Preis dafür gezahlt.“
„Er ist entschlossen, das alles hinter sich zu lassen. Ich möchte ihm helfen, wie ich nur kann.“
„Das meine ich nicht. Ich suche keine Entschuldigung für ihn. Er ist Risiken eingegangen und hat Fehler gemacht, auch im privaten Bereich. Aber es war nicht immer allein seine Schuld. Niemand hat ihm geglaubt, dass er nicht der Vater von Laurels Sohn ist.“
„Jareds Sohn.“
Abby nickte. „Ich wusste nicht, ob Sie von Laurel wissen.“
„Drew hat es mir erzählt.“
„Eigentlich spricht er nie über sie“, fuhr Abby überrascht fort. „Jedenfalls hat sie gelogen, aber alle haben ihr geglaubt. Das hat Drews Stolz zerstört, zumindest das, was noch davon übrig war. Irgendwann hat es ihn einfach nicht mehr gekümmert, was die Leute von ihm dachten.“
Olivia lächelte. „Das ist immer noch so.“
„Mein Leben lang habe ich mit angesehen, wie er den Kürzeren zieht. Er hat Sie aus Gründen geheiratet, die er selbst nicht erklären kann, aber ich möchte sehen, dass er ausnahmsweise Erfolg hat.“
„Das wünsche ich mir für ihn ebenso. Ich werde nichts tun, was ihm wehtun könnte.“
„Ich glaube nicht, dass Sie es verhindern können.“
Die Auktion ging weiter. Bald kamen die Glaswaren an die Reihe. Olivia konnte einem Krug und einer Schale nicht widerstehen. Abby zahlte viel zu viel für den gläsernen Vogel.
Als das Sägewerk unter den Hammer kam und Drew sein erstes Gebot abgab, erhob sich Stimmengemurmel im Saal.
Mehrere Interessenten trieben den Preis in die Höhe, bis nur noch Drew und der Besitzer des anderen Sägewerks boten.
„Höher kann ich nicht gehen“, murmelte Drew schließlich niedergeschlagen.
„Ich habe Geld“, bot Abby an.
„Danke, aber das kann ich nicht annehmen.“
„Aber ich möchte in das Werk investieren. Ich bin hergekommen, um zu bleiben und zu helfen, wo ich nur kann.“
„Du würdest es verfluchen“, wandte er ein.
„Das werde ich erst wissen, wenn ich es ausprobiert habe.“
Er war überzeugt, dass sie nach spätestens einer Woche die Segel streichen würde, doch er widersprach nicht. Sie war ein angenehmes Leben gewöhnt und passte so wenig in die raue Atmosphäre eines Sägewerks wie eine gezüchtete Teerose zwischen robuste Geranien.
Olivia nahm seine Hand. „Drew, lass uns doch meine Farm als Sicherheit einbringen.“
Entschieden schüttelte er den Kopf. „Das Risiko ist zu groß. Du könntest „Stone’s End“ verlieren.“
„Zum Ersten!“, rief der Auktionator.
„Ich dachte, wir wären Partner. Außerdem glaube ich an dich. Du wirst Erfolg haben, das weiß ich.“
„Zum Zweiten!“
„Das kannst du gar nicht wissen“, protestierte er. „Ist dir eigentlich klar, was du verlieren könntest?“
Es war ihr durchaus klar. Sie konnte Drew verlieren. Ohne das Sägewerk hatte er keinen Grund zu bleiben. Sie war ihm nicht wichtig genug, um ihn halten zu können. Kurz entschlossen hob sie die Hand.
Sie bot hartnäckig weiter. Als der Konkurrent sich geschlagen gab, sprang sie triumphierend auf. „Wir haben es geschafft!“
Abby reichte ihr lächelnd den gläsernen Vogel. „Den habe ich für Sie ersteigert. Als Hochzeitsgeschenk.“
„Vielen Dank.“ Behutsam nahm Olivia den Vogel in die Hand. Er war lebensgroß und hatte die Flügel ausgebreitet, zum Abflug bereit.
Als sie zu Drew aufblickte, lächelte er. „Möchtest du dir ansehen, was du gerade gekauft hast?“, fragte er.
Sie nickte. Sie fühlte sich wie der kleine Vogel in ihrer Hand, zerbrechlich und doch bereit, sich der nächsten Herausforderung zu stellen.
Das Sägewerk lag an der Main Street. Der Hof war so groß wie mehrere Fußballplätze. Wenn der Betrieb geöffnet war, lagerten dort Unmengen von Hölzern. Nun standen nur verrostete Maschinen herum.
Drew parkte vor einem der verwitterten grauen Gebäude. Lange Zeit starrte er alles stumm an. Allmählich erst wurde ihm das Ausmaß an Verantwortung bewusst, das er übernommen hatte. Er fühlte sich unzulänglich, geplagt von Erinnerungen an vergangene Fehlschläge.
Aus einem ihm unerklärlichen Grunde hatte Olivia alles auf ihn gesetzt. Er
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