Bianca Exklusiv Band 0226
bin am Leben und mein Sohn auch. Das Schicksal hat es gut mit uns gemeint. Es ist besser, zu verzeihen und die Vergangenheit ruhen zu lassen.“
Tief berührt von ihrer Großherzigkeit erklärte Drew: „Ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen, aber Ihr Mann war zu zornig, um mich zu Ihnen zu lassen.“
„Ja, Ramon ist noch immer zornig. Er konnte mich nicht beschützen, und das tut ihm weh. Ich bete jeden Tag dafür, dass er Vergebung in seinem Herzen findet.“
„Es tut mir leid“, wiederholte er und umkreiste sein Herz mit der geschlossenen Faust, wie Olivia es ihm vormachte.
Die Auktion begann um zehn Uhr morgens. „Mach dich auf große Neugier gefasst“, warnte Drew sie, bevor sie das große graue Gebäude betraten. „Immerhin sehen die Leute uns zum ersten Mal zusammen. Traust du dir zu, eine Hälfte eines glücklichen Ehepaares zu spielen?“
„Ich schon. Du auch?“, konterte sie.
Lachend küsste er ihre Lippen. „Du wirst dich wundern.“
Olivia verbarg ihre Besorgnis. Unglaublich viel hing davon ab, ob es ihm gelang, das Sägewerk zu ersteigern. Wenn es nicht klappte, verließ er dann die Stadt, wie er es ursprünglich geplant hatte?
Eine erstaunlich große Menschenmenge hatte sich in dem Saal eingefunden, der für gewöhnlich feierlichen Anlässen vorbehalten war.
Drew erkannte den Besitzer eines Sägewerks aus einem anderen Teil des Staates. Sein Herz sank. Jede Konkurrenz bedeutete eine ernste Bedrohung für seine Pläne.
In einer Ecke hatten sich mehrere unabhängige Holzfäller zusammengetan, unter ihnen Reggie LaRoche, der Drew erblickte und mit missmutiger Miene seinen Nachbarn anstieß. Getuschel erhob sich, Köpfe drehten sich.
Drew legte Olivia eine Hand auf die Schulter und führte sie zu leeren Plätzen im hinteren Teil des Saales. Abby saß dort, zusammen mit Seth.
Seine Schwester reagierte sehr kühl, als Drew ihr seine Frau vorstellte.
Zu seiner Erleichterung gab Olivia vor, es nicht zu merken. „Es freut mich, Sie kennenzulernen. Drew hat mir viel von Ihnen erzählt.“
Abbys Augen blitzten. „Seltsam, Sie hat er kaum erwähnt.“
„Ich weiß, dass alles ein bisschen überstürzt wirkt, aber ich hoffe, dass wir Freunde werden können.“
„Ich will, dass mein Bruder glücklich ist“, entgegnete Abby frostig und gab damit zu verstehen, dass seine Ehe das ihrer Ansicht nach verhinderte.
„Ob Sie es glauben oder nicht, das will ich auch“, sagte Olivia sanft.
Abby presste die Lippen zusammen und schwieg.
Seth meldete sich zu Wort. „Wir dachten uns, ihr könntet etwas moralische Unterstützung gebrauchen.“
„Danke“, sagte Drew erleichtert. Er hoffte, dass Abby und Olivia sich irgendwann anfreunden konnten, doch vorläufig hielt er es für klug, sie zu trennen. Daher setzte er sich zwischen sie beide.
Als Erstes wurden mehrere landwirtschaftliche Geräte versteigert, gefolgt von einem Stück Land, das sich schnell verkaufte. Das Sägewerk stand erst gegen Ende auf dem Programm.
Zu Mittag wurde ein Imbiss serviert und eine Pause eingelegt. Olivia nutzte die Gelegenheit, um sich die Haushaltswaren und Kunstgegenstände anzusehen, die ebenfalls zur Versteigerung standen.
Ein antiker Vogel aus Kristall erregte ihre Aufmerksamkeit. Als sie danach greifen wollte, kam ihr jemand zuvor. Sie zog die Hand zurück. „Entschuldigung“, bat sie, drehte sich um und erblickte Abby.
In einem grauen Hosenanzug, das lange Haar von einer Spange zusammengehalten, sah sie sportlich und doch elegant aus. Alles an ihr sprach von Klasse und Privileg. Sie streckte die Hand mit dem gläsernen Vogel aus. „Interessieren Sie sich dafür?“
Olivia fühlte sich schäbig gekleidet in Jeans und Pullover. „Sie ist wunderschön, aber Sie haben die Figur zuerst entdeckt.“
Abby las das Etikett und lächelte. „Es ist der Vogel der Seligkeit und bringt seinem Besitzer angeblich Glück.“
„Ein hübscher Gedanke.“ Olivia lächelte ebenfalls. „Ich weiß, dass Drew sehr viel an Ihnen liegt. Wir müssen um seinetwillen miteinander auskommen.“
„Wir sollten es zumindest versuchen.“
„Ich kann Ihnen nicht verdenken, dass Sie skeptisch sind. Ich verstehe, wie Sie fühlen.“
„Das glaube ich kaum. Wie könnten Sie es verstehen, ohne Drew besser zu kennen?“
„Dann erklären Sie es mir bitte.“
Behutsam stellte Abby den Vogel zurück auf den Tisch. „Drew musste immer kämpfen, während seinem großen Bruder Evan alles zugeflogen ist. Nach seinem Examen in
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