Bianca Exklusiv Band 11
sie ärgerlich. Legte es ihr kommentarlos vor die Tür. Sie hatte keine Lust, sich erneut auf eine Konfrontation mit Trevor einzulassen, und sie hatte auch nicht vor, das Manuskript zu lesen. Sie warf den Umschlag auf ihren Schreibtisch.
Die Tage vergingen wie im Flug. Ihr Terminkalender war voll, Linda ging ihrem Job bei der Zeitung nach, und gleichzeitig trat sie mit ihren Reden bei allen möglichen Organisationen und Instituten auf. Trevor hatte sie bis jetzt nicht auf das Manuskript angesprochen, und auch sonst versuchten beide angestrengt, sich aus dem Weg zu gehen.
Jedes Mal, wenn sie nach Hause kam, fühlte sie sich magisch von dem auf ihrem Schreibtisch liegenden Umschlag angezogen. Aber sie hatte vor, Trevor das Manuskript mit der Bemerkung zurückzugeben, dass sie keine Zeit gefunden habe, es zu lesen.
Trotzdem blieb die Faszination. Sie wusste, dass die Erstlingswerke vieler Autoren semibiografische Notizen enthielten. Vielleicht waren solche auch hier vorhanden. Vielleicht würde sie einige Antworten über Trevor Messano finden können. Doch die Hektik der Wahlkampagne ließ ihr keine Zeit, noch länger darüber nachzudenken.
Endlich kam der Wahltag. Am Abend versammelten sich die Mitglieder der Nachbarschaftsvereinigung und viele andere Bürger aus Palmettoville in den Räumen des „Clarion". Linda hatte einen Stein im Magen. Es ging um Triumph oder Niederlage.
Sie hatte ihr Bestes gegeben, hatte auf Missstände hingewiesen, Zusammenhänge erklärt und auf die Verwüstungen aufmerksam gemacht, sollten sich die Grundstücksentwickler durchsetzen können.
Gespannt verfolgten alle die Ergebnisse. Die ersten Auswertungen sahen nicht besonders positiv aus. Alle machten ernste Mienen.
Linda schaute sich um. Sie alle hatten mit vollem Einsatz gearbeitet, die Anwohner, die Belegschaft des „Clarion". Erst jetzt wurde ihr klar, wie viele Freunde sie hatte.
Weiter hinten im Raum erblickte sie Trevor. Shodra stand nah bei ihm, genau wie damals auf der Party. Sie spürte den gleichen Stich, nur diesmal viel intensiver. Sie hatte Trevor geliebt, war für kurze Zeit seine Braut gewesen und hatte ihn nun für immer verloren.
Die Hochrechnungen wurden an dem großen schwarzen Brett ausgehängt. Gegen neun Uhr wendete sich das Blatt plötzlich zu Gunsten der Nachbarschaftsvereinigung. Um zehn Uhr stand es fest: Grady Alexander war neuer Bürgermeister in Palmettoville. Alle anderen Kandidaten, die ihn unterstützten, waren mit ihm in den Stadtrat gewählt worden.
Jubel brach aus. Konfetti und Luftschlangen flogen durch die Luft. Champagnerkorken knallten. Hände wurden geschüttelt, Schultern geklopft. Der Lärm war ohrenbetäubend. Auf den Straßen ertönte ein Hupkonzert. Ein strahlender Grady Alexander vergaß einen Augenblick lang seine Schüchternheit und umarmte Linda stürmisch.
In dem Trubel sah Linda, wie Shodra Trevor einen Kuss gab. Die freudige Stimmung zerbarst für sie. Irgendwie schaffte sie es, ein Lächeln auf dem Gesicht zu behalten, während man ihr gratulierte.
Grady stieg auf einen Tisch, um eine Ansprache zu halten. Es dauerte mehrere Minuten, ehe er sich Gehör verschaffen konnte. „Alles, was ich euch sagen möchte, ist, dass ihr auf mich zählen könnt. Euer neuer Stadtrat wird die Lebensqualität in Palmettoville erhalten." Er musste den donnernden Applaus abwarten. „Ich möchte, dass wir auch einige Worte von der jungen Frau hören, die die wahre Lokomotive unserer Kampagne war. Ohne ihre Energie und ihre Ideen wären wir wohl nicht so weit gekommen. Hier ist Linda MacTavish, Gastgeberin dieser Party, Verlegerin des ,Clarion' und neu gewählte Stadträtin!"
Linda hätte dies gern vermieden, doch Grady reichte ihr die Hand und half ihr auf den Tisch hinauf. Neuerlicher Applaus begrüßte sie. „In den letzten Wochen habe ich eigentlich so ziemlich alles gesagt, was zu sagen war. Jetzt kann ich mich nur noch bei allen Leuten bedanken, die uns mit ihrer Arbeit unterstützt haben. Euch gehört dieser Sieg."
Endlich kam sie dazu, ihren Bruder anzurufen, um ihm die gute Neuigkeit mitzuteilen. Frances war am anderen Ende. „Roy hat die, Wahl am Fernseher verfolgt. Linda, er hat heute seinen ersten Schritt getan! Die Ärzte sind jetzt sehr optimistisch!"
„Das ist die beste Neuigkeit überhaupt!" Sie musste schreien, um den Lärm zu übertönen. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. Sie wusste, dieser Abend war der Wendepunkt. Der „Clarion" würde wieder florieren, die
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