Bianca Exklusiv Band 11
Kompliment zurück, und sie meinte es auch. Er trug graue Hosen und ein blaues, kurzärmeliges Sporthemd.
Sie merkte, dass er eigentlich schüchtern war - ein angenehmer Kontrast, in der Begleitung eines Mannes zu sein, der nicht ihr Inneres von oben nach unten kehrte.
Er hielt die Autotür für sie offen und setzte sich dann hinter das Steuer. Als sie an Trevors Hausboot vorbeifuhren, kam er gerade nach draußen. Mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck starrte er ihnen nach. Linda schaute in die andere Richtung und tat so, als ob sie ihn nicht gesehen hätte.
Grady führte sie in ein ruhiges italienisches Restaurant am Rande der Stadt. Es war nicht so mondän wie der Country Club, in dem sie vor einigen Tagen mit Shodra gesessen hatte, aber die Atmosphäre war angenehm und das Essen gut.
„Ein ungewöhnliches Zuhause, was Sie da haben", begann Grady.
„Aber es lässt sich dort sehr gut leben", erwiderte Linda und fügte dann leise hinzu: „Nur auf die Nachbarn könnte ich verzichten."
„Wie bitte?"
„Oh, nichts. Ich hab' nur laut gedacht. Erzählen Sie mir von der Wahlkampagne."
„Ich glaube, es läuft ganz gut. Wir haben erstaunlich viel Unterstützung. Ich glaube kaum, dass Geld ein Problem sein wird. Darüber wollte ich sowieso mit Ihnen reden. Sie haben doch Erfahrung mit der Arbeit in Public Relations. Wie können wir unseren Fundus am Besten einsetzen? Über Ihre damalige Veranstaltung spricht man hier heute noch. Welche Ideen haben Sie noch? Die Wahl findet ja bereits in wenigen Wochen statt. Wir sollten langsam mit der Arbeit anfangen."
„Das stimmt", bestätigte Linda. „Ich dachte an einige ganzseitige Anzeigen, wir starten in dieser Woche. Übrigens - es scheint, dass wir ihnen ganz schön lästig sind. Man hat uns eine Riesensumme für den ‚Clarion' angeboten. Das bedeutet, dass unsere Artikelserie Erfolg hat!"
Sie erzählte ihm von dem Treffen mit Shodra Nichols.
Grady grinste zufrieden. „Das sind ja hervorragende Neuigkeiten! Hier - ich habe eine Aufstellung von den Orten gemacht, wo wir überall auftreten sollten. Wir müssen uns der Öffentlichkeit stellen." Er zog ein Blatt aus seiner Tasche und reichte es Linda.
Sie überflog die Liste. „Erwarten Sie von mir, dass ich überall Reden halte?" fragte sie verblüfft. Er nickte. „Um ehrlich zu sein, ich bin kein besonders guter Redner. Auf dem Fest war ich von Ihnen wirklich beeindruckt. Sie haben Feuer - und Mut. Die Leute bewundern Sie dafür."
Linda lachte. „Da war ich auch wütend."
„Sie sollten öfter wütend werden. Es steht Ihnen sehr gut." Während er sprach, schaute er sie direkt an, dann aber wurde er verlegen und senkte seinen Blick.
Sie lächelte. „Danke, Grady. Sie sind wirklich sehr nett." Sie las noch einmal über die Aufstellung und seufzte. „Also, dann weiß ich ja nun, was ich zu tun habe. Ich denke, wir sollten eine weitere Veranstaltung am Vorabend des Wahltages halten - vielleicht eine Grillparty im Stadtpark, zu der die ganze Stadt eingeladen wird."
Grady nickte voller Enthusiasmus. „Eine grandiose Idee!"
„Da ist noch eine andere Sache", sagte Linda gedankenvoll. „Ich möchte gern noch den Sheriff fragen, ob sich in der Unfallsache mit meinem Bruder etwas ergeben hat. Roys Frau hat von Anfang an den Verdacht gehabt, dass es Absicht war."
Grady sah sie erschreckt an. „Glauben Sie das wirklich?"
„Es ist nur ein Verdacht, aber es ist nicht völlig auszuschließen."
Grady nickte. „In Ordnung. Der Besuch beim Sheriff steht mit auf der Tagesordnung."
Während des Essens machten sie Entwürfe für die geplanten Reden. Danach brachte Grady sie nach Hause. „Vielen Dank für den netten Abend, Linda. Ich glaube, wir haben viel geschafft ... und außerdem - es hat mir Spaß gemacht, mit Ihnen zusammen zu sein."
„Danke, Grady. Mir auch."
Linda spürte, dass Grady mehr als nur ein freundliches Interesse zeigte. Er war Witwer, sah gut aus, war höflich und zuvorkommend. Vielleicht hätte aus dieser Freundschaft mehr werden können, wäre da nicht ihr gebrochenes Herz wegen Trevor Messano. Vorerst wollte sie etwas Abstand von den Männern halten.
Grady bückte sich plötzlich und hob einen großen Umschlag auf. „Hatten Sie Post erwartet?"
Sie runzelte die Stirn. Doch dann wusste sie, was es war. „Nur ein paar Manuskripte aus dem Büro", murmelte sie. „Gute Nacht, Grady."
Drinnen starrte sie den Umschlag an. Sie wusste, es war Trevors Roman. Das ist typisch für ihn, dachte
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