Bianca Exklusiv Band 11
besser, Shodra auf ihrer Seite zu wissen, als sie gegen sich zu haben.
Nach dem Treffen mit Shodra fuhr Linda zu ihrem Bruder. Sie erzählte ihm von dem Angebot für die Zeitung.
Roy saß aufrecht im Bett. „Das ist eine Masse Geld", sagte er erstaunt. „Der .Clarion' ist ihnen wirklich ein Dorn im Auge, vor allem jetzt, da die Wahl bevorsteht. Da hat die einzige Zeitung der Stadt immer einigen Einfluss."
Roy betrachtete die Zahlen, die Linda ihm gegeben hatte. Linda sprach in die Stille hinein: „Shodra meint, es sei ein gutes Geschäft. Ein solches Angebot wirst du nie wieder bekommen."
„Was hältst du davon, Schwesterherz?"
„Nun ja, es würde Sicherheit für dich und Frances und die Kinder bedeuten. Und du brauchtest dir um den ,Clarion' keine Sorgen mehr zu machen."
„Das ist keine Antwort auf meine Frage."
„Roy, ich kann diese Frage nicht für dich beantworten. Du musst deine eigene Entscheidung treffen."
Er grinste schief. „Du weißt doch, du warst immer meine große Schwester. Ehrlich, wie siehst du die Chancen der Zeitung, wenn wir jetzt nicht verkaufen?"
„Ich weiß es nicht, wirklich nicht", gab Linda zu. „Ich habe zwar schon neue Aufträge gekriegt, aber die nächsten sechs Monate werden entscheidend sein. Der Wahlausgang wird auch einiges mit dem Überleben der Zeitung zu tun haben. Wenn wir gewinnen, werden wir bessere Chancen haben - auf der anderen Seite, wenn die Unternehmer gewinnen, werden sie sicherstellen, dass der ‚Clarion' untergeht."
„Die ganze Sache steht also auf Messers Schneide, nicht wahr?"
Linda nickte. „Sieht so aus."
Roy biss sich auf die Unterlippe. „Oh Mann, ich hasse es, Entscheidungen zu treffen!" Er ließ seinen Blick durch den Raum zu der gerahmten Fotografie ihres Großvaters schweifen, das auf der Konsole stand. Er kicherte. „Sieh dir nur seinen Gesichtsausdruck an. Ich wette, er hat jedes Wort mit angehört."
Linda folgte seinem Blick und lächelte. „Würde mich nicht wundern."
„Du weißt auch, was er sagen würde. ‚Vergesst das Angebot, schreibt die Wahrheit.'" Roy seufzte. „Wenn ich jetzt die Zeitung verkaufe, würde ich alles, was ich von ihm gelernt habe, wegwerfen. Er würde mich dann wahrscheinlich als Geist verfolgen. Außerdem hab' ich ja mit meinen Artikeln den Stein des Anstoßes in Gang gesetzt. Endlich einmal konnte ich stolz sein, eine Position bezogen zu haben, hinter der ich auch fest stand. Wie sollte ich mich jetzt da 'rausschleichen?" Er zerknüllte den Zettel mit den Angebotszahlen. „Sag' ihnen, sie können sich ihr Geld sonst wohin schmieren! Wir werden die Zeitung weitermachen. Und wenn diese Stadt untergeht, dann sinken wir mit ihr!"
Den nächsten Tag verbrachte Linda damit, an ihrem Artikel über die Everglades zu feilen. Das Fotolabor schickte die fertigen Filme. Sie sortierte die Bilder und suchte die Fotos für die New Yorker Zeitung und für den „Clarion" aus.
Als sie endlich nach Hause kam, war es bereits dunkel. Während sie sich ihr Abendessen zubereitete, hörte sie das vertraute Klappern einer Schreibmaschine über das Wasser herüberklingen. Ihre Finger zitterten. Trevor war wieder da. Anscheinend arbeitete er angestrengt an seinem Roman. Warum war er nicht ins Büro gekommen? War er gerade erst zurück?
Linda aß nur wenig, ihr Appetit war verschwunden. Das Tippen der Schreibmaschine machte sie nervös. Sie suchte einige Schallplatten aus und drehte die Stereoanlage auf. Sie wollte dieses Geräusch übertönen. Sie versuchte zu lesen, musste aber schließlich merken, dass sie dieselbe Seite schon zum zweiten Mal las, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, worum es ging.
Zu viele Fragen schwirrten ihr durch den Kopf. Warum benahm er sich so? Er war einfach verschwunden und hatte nach seiner Rückkehr nicht versucht, sie zu erreichen. Stattdessen arbeitete er an seinem Buch weiter. Wusste er nicht, wie sehr sie ihn vermisste? Sie konnte nicht glauben, dass er so gefühllos war.
Sie suchte nach möglichen Erklärungen. Wollte er auf diese kaltblütige Art ihre Beziehung beenden?
Sie legte ihr Buch beiseite. So konnte sie nicht weitermachen. Sie musste mit ihm reden, die Sache ein für alle Mal klarstellen. Sie ging nach draußen und schlug den Weg zu seinem Boot ein. In Gedanken ging sie durch, was sie sagen wollte. Sollte sie sich locker geben?
„Hallo. Ich hab' deine Schreibmaschine gehört. Wann bist du zurückgekommen?"
Oder sollte sie ihm ehrlich ihre Gefühle
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