Bianca Exklusiv Band 11
sondern mein Vater." Max machte ein finsteres Gesicht.
Lucy zögerte. „Sind Sie zu seiner Beerdigung hergekommen?" Ihr war eingefallen, dass Max ihr erzählt hatte, sein Vater sei gestorben.
„Nicht zur Beerdigung", erwiderte Max grimmig. „Ich wurde erst später geholt, als offenbar wurde, dass es nicht ratsam ist, Renzo die Zügel in die Hand zu geben. Aber jetzt an die Arbeit. Ich habe eine Menge zu tun."
Max Mazzardi führte Lucy in atemberaubendem Tempo durch die ausgedehnten Räumlichkeiten des Palazzo. Bereits nach wenigen Minuten hatte Lucy das Gefühl, sich nicht einmal einen Bruchteil dessen merken zu können, was Max ihr erzählte.
„Hören Sie, ich weiß nicht, ob Sie das absichtlich tun, aber das kann ich unmöglich alles behalten", erklärte sie schließlich. „Das ist viel zu viel auf einmal. So ein gutes Gedächtnis habe ich nicht. Wenn Sie wollen, dass ich meine Arbeit gut mache, brauche ich ein Notizbuch oder ein Tonbandgerät, um alles festzuhalten, was Sie mir vortragen."
„Keine Sorge. Eine weitere Niete kann ich mir nicht leisten", erwiderte Max kühl. „Ich versuche nur, Ihnen einen Gesamtüberblick über den Palazzo und seine Geschichte zu geben. Danach begleiten Sie mich auf einer Schlossführung und passen genau auf, wie ich die Gruppen führe, wie ich die Fragen der Leute beantworte, mit Kindern umgehe, die klebrige Finger haben und so weiter. Alles, was Sie wissen müssen, ist in einer kleinen Broschüre enthalten. Sie werden den Text in Ihrer Freizeit auswendig lernen."
„Habe ich denn Freizeit?" fragte Lucy herausfordernd.
Max lächelte ironisch. „Ich könnte dafür sorgen, dass das nicht der Fall ist."
„Nein!"
„Sie sollten Ihre Mittagspause dazu verwenden, Ihre restlichen Sachen aus dem Hotel zu holen", sagte Max und betrat den nächsten Raum.
„Meine Sachen?" wiederholte Lucy verständnislos. Im gleichen Augenblick fiel ihr ein, dass er von Selinas Schandtat ja nichts wusste. „Oh, ja, natürlich."
„Bezahlen Sie die Hotelrechnung und bringen Sie Ihre Habe gleich, mit herüber, dann halten Sie sich für die Nachmittagsführungen bereit. Außer Ihnen haben wir noch einen englischen Führer. Er macht Mittagspause, sobald Sie zurück sind. Lassen Sie ihn ja nicht warten, wie Ihre gedankenlose Schwester es oft genug getan hat. In Ihrer Freizeit können Sie von mir aus mit den einheimischen Männern flirten, aber nicht in der Zeit, für die ich Sie bezahle."
Lucy hatte die letzten Bemerkungen nur noch mit halbem Ohr gehört. Ein Wort ging ihr nicht mehr aus dem Kopf: Rechnung. Sie hatte kein Geld mehr! Selina hatte alles mitgenommen. Was sollte sie jetzt tun? Max rief sie aus dem Nebenraum, und Lucy fuhr zusammen.
Dieser Sklaventreiber! „Bleiben Sie nicht zurück", rügte er, als sie sich zu ihm gesellte. „Ich bin in Eile, wie Sie wissen."
„Ich ..." Lucy war entschlossen, nicht zu weinen, und sie flocht verzweifelt die Finger ineinander.
„Was ist?" fragte Max erstaunlich sanft.
Sie konnte ihn nur verschwommen sehen, weil ihre Augen sich mit Tränen füllten. „Ich hasse Tränen!" schniefte sie. „Sie bringen einen doch nicht weiter."
„Also, da bin ich mir nicht so sicher." Max seufzte und legte ihr beruhigend den Arm um die Schultern. „Bei mir scheinen sie eine Wirkung zu haben."
Lucy blickte ihn überrascht an. Merkwürdigerweise schien Max ebenso verwirrt zu sein wie sie. „Ich weiß nicht, was ich tun soll oder an wen ich mich wenden könnte", sagte sie unglücklich. „Sie weigern sich, mir zu glauben, und scheinen sich dadurch berechtigt zu fühlen, mich unter Druck zu setzen. Ich habe gestern Abend nicht zu Hause angerufen und weiß nicht einmal, wie die Dinge dort laufen. Lässt es Sie wirklich kalt, ob die alte Mrs. Knight ohne mich zurechtkommt? Wollen Sie wirklich die Verantwortung dafür übernehmen, dass meine alten Eltern sich meinetwegen Sorgen machen?"
Zu ihrer Erleichterung machte Max ein betroffenes Gesicht. „Das tut mir Leid", lenkte er ein. „Rufen Sie sofort an."
„Jetzt gleich?" Lucy traute ihren Ohren nicht. „Aber jetzt gilt doch der teure Tarif."
„Sofort!" wiederholte Max und schob sie in ein kleines Büro an einer Seite des großen Saales. Mit Unbehagen stellte Lucy fest, dass Max nicht daran dachte, sie allein zu lassen. Er lehnte sich an die Wand und beobachtete sie wachsam. „Wenn das ein Trick ist, wenn Sie lügen, können Sie etwas erleben", drohte er.
Lucy suchte hastig nach der internationalen
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